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Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Titel: Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
Autoren: Marie de Cambourg
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sagte er und wies auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch.
    Christine setzte sich und sah sich unauffällig um. Sie war erst einmal hier oben gewesen, während ihres Einstellungsgesprächs. Alle anderen Besprechungen hatten in einem der vielen Konferenzräume stattgefunden.
    Auch das Büro war ganz in dunklem Holz und Marmor gehalten. Eine ganze Fensterfront ging wie bei Christine zum Potsdamer Platz, an der dem Fenster abgewandten Seite des Raums stand eine bequeme Sitzgarnitur mit Clubsesseln und einer großen Couch. Hinter dem Schreibtisch und dem Eingang gegenüberliegend befand sich eine weitere Tür, wohl zu einem kleinen Badezimmer, wie Christine vermutete.  
    Georg Tacke drückte seine Zigarette aus und kam, wie es seine Art war, gleich zur Sache.  
    “Also, Christine, wie Sie wissen, hat Ihre Vorgesetzte letztens häufig wegen Krankheit gefehlt, so was kann ich nicht gebrauchen. Frau Meyerbeer wird uns daher in gegenseitigem Einvernehmen schon am kommenden Ultimo verlassen.”
    “So kurzfristig? Sie hat gar nichts gesagt, als ich sie heute morgen gesprochen habe”, sagte Christine erstaunt. “Wäre sie nicht im nächsten Jahr ohnehin in Pension gegangen?”
    “Kann gut sein, aber ein Jahr ist eine lange Zeit in unserer Branche, das wissen Sie so gut wie ich. Und eine kopflose Rechtsabteilung können wir uns heutzutage nicht erlauben. Sobald die Konkurrenz das mitbekommt, fahren die nämlich Schlitten mit uns. Ich hoffe für Frau Meyerbeer, daß sie selbst entsprechend vorgesorgt hat, wir legen das unseren Angestellten ausdrücklich nahe. Wenn nicht...”
    Er zuckte die Schultern und machte eine Pause.
    “Die Rechtsabteilung wird nun natürlich kurzfristig eine neue Leitung brauchen. Über den Posten habe ich bisher aber noch nicht entschieden. Am liebsten würde ich natürlich jemand nehmen, der sich mit den Abläufen auskennt und von den anderen Mitarbeitern akzeptiert wird”, sagte er dann leichthin.
    Christine hielt den Atem an.
    “Wie lang sind Sie denn jetzt bei uns, Christine?”
    “Gut zwei Jahre.”
    “Zwei Jahre, soso. Sie sind doch direkt von der Uni zu uns gekommne, nicht wahr? Was haben Sie sich denn für ihre Zukunft vorgestellt?”
    Er öffnete einen Schnellhefter und nahm ein einzelnes Blatt heraus.
    “Ich meine, mit Ihrer Qualifikation, da ist doch bestimmt noch einiges drin, meinen Sie nicht? Einser Abitur, Praktikum bei den Vereinten Nationen, Staatsexamen mit Prädikat. Wirklich allerhand.”
    Er legte das Blatt wieder zurück.
    “Tüchtige Leute, auf die ich mich verlassen kann, sind selten. Na, wollen mal sehen.”
    Tacke kam um den Schreibtisch herum und setzte sich direkt vor Christine auf die Tischkante.  
    Christine schluckte und rutschte unwillkürlich mit dem Stuhl etwas zurück.
    Hoffentlich fängt er jetzt nicht mit der Sylvesterfeier an.
    “Wir sehen uns doch morgen bei der Betriebsfeier?”, sagte ihr Chef dann unvermittelt und sah Christine herausfordernd an.
    “Ich kann aber wirklich nur sehr kurz kommen”, sagte sie schwach. “Sie wissen ja, daß ich Donnerstag zur Hochzeit meiner Schwester fahre.”
    “Ach ja, die Hochzeit, das wird ja wohl eine große Sache”, sagte Georg Tacke abwesend und strich sich über das kurz geschorene Haar. “Na, ein paar Stunden werden Sie bestimmt für mich und natürlich ihre Kollegen erübrigen. Also dann, bis morgen abend, Christine.”
    Christine wankte benommen zurück in ihr Büro. Wieder an ihrem Platz dachte sie voll Mitgefühl an ihre ältere Kollegin. Frau Meyerbeer hatte sie unter ihre Fittiche genommen, als Christine frisch von der Uni zu Tacke gekommen war. Der Umstellung von der lockeren Atmosphäre an der Uni auf das knallharte und mitleidlose Geschäft bei Tacke war heftig gewesen und ohne Frau Meyerbeer hätte sie es nicht geschafft. An die ersten Aufträge war Christine ganz naiv herangegangen; immer schön nach dem Buchstaben der Gesetze, genau so, wie man es ihr im Studium beigebracht hatte. Erst durch Frau Meyerbeer hatte sie gelernt, daß es im Geschäftsleben gelegentlich etwas anders zugeht als im Elfenbeinturm der Akademiker.
    Gesetze sind nicht in Marmor gemeißelt, liebe Christine, hatte ihre Kollegin gesagt. Gesetze sind beweglich, sind vage und wollen interpretiert werden. Und wenn wir sie interpretieren, dann haben wir dabei das Wohl der Firma im Auge.
    Christine machte sich keine Illusionen darüber, was ihr Chef mit ‘in gegenseitigem Einvernehmen’ gemeint hatte. Tacke hatte die
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