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Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)

Titel: Hochzeit ins Glück (Fürstentraum) (German Edition)
Autoren: Marie de Cambourg
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bestehenden Gesetze zum Kündigungsschutz halt nur beweglich interpretiert und Frau Meyerbeer irgendwie dazu gebracht, von selbst zu kündigen. Dabei natürlich immer das Wohl der Firma im Auge behaltend, also wahrscheinlich ohne Abfindung.  
    So kurz vor der Pensionierung entlassen zu werden, mußte furchtbar sein. Dann wiederum...  
    “Christine von Hohenthann, Leiterin der Rechtsabteilung”, sagte   sie laut.  
    Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht. Und das nach nur zwei Jahren. Mit vierundzwanzig. Hoffentlich kann ich mein Büro behalten, die Aussicht würde ich wirklich vermissen.  
    Christine räumte ihren Schreibtisch auf und warf einen letzten Blick auf den Postdamer Platz. Kein Stau mehr, nur noch das normale Chaos. Dann ging sie hinunter in die Tiefgarage und quälte sich mit ihrem schwarzen Mini Cooper durch den Feierabendverkehr nach Friedrichshain.  

    Nachdem sie ein paar Mal die Grünberger Straße rauf und runter gefahren war, fand Christine zu ihrer Freude eine Lücke direkt vor dem Haus. Die Parkerei hier war der reinste Alptraum, aber über die letzten zwei Jahre hatte sich Christine daran gewöhnt. Heute war sie schon froh, den Wagen morgens überhaupt noch vorzufinden, wenn möglich auch noch intakt, mit allen vier Rädern und nicht als qualmendes Wrack. Über Lackschäden, Kratzer oder abgebrochene Antennen konnte sie sich schon lange nicht mehr aufregen.  
    Ein paar Mal hatte sie versucht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu kommen, doch entweder fuhren die unregelmäßig oder gleich gar nicht, und wenn sie mal fuhren, war Christine regelmäßig angebettelt, angepöbelt und in einem Fall sogar angespuckt worden. Im Auto mußte sie sich wenigstens nur die Scheibenputzer vom Hals halten. Wenn Christine von einer roten Ampel ausgebremst wurde, ließ sie einfach die Wischer im Schnellgang laufen, ganz gleich, ob es regnete oder nicht. Das war schlecht für die Wischergummis und die Scheibe, aber gut für den Seelenfrieden. Die dummen Gesichter auf der anderen Seite der Windschutzscheibe waren jedenfalls Gold wert.
    Der Hausflur war wie immer mit Kinderwagen und Fahrrädern vollgestellt. Über allerlei Unrat balancierend, ihre Post in der Hand, bahnte sich Christine einen Weg in den vierten Stock. Den Aufzug mied sie, seit sie bei einem der häufigen Stromausfälle mal für eine halbe Stunde stecken geblieben war. Sie würde lieber auf Händen nach oben laufen, als diese Erfahrung noch einmal machen zu müssen.
    Bei ihrem letzten Besuch hatte die Mutter schon im Hausflur die behandschuhten Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ihre Tochter, eine Prinzessin von Hohenthann, in diesem -, diesem -. Mathilde hatten einfach die Worte gefehlt und die nachfolgenden zehn Minuten ununterbrochen den Kopf geschüttelt.
    “Mama, es ist meine Wohnung, ich bezahle sie, und zwar von meinem Gehalt, und genau so will ich es haben”, hatte Christine gesagt, war aber nicht sicher gewesen, ob ihre Mutter sie verstanden hatte. Immerhin war Mama bisher noch nicht auf den Gedanken gekommen, ihr Freßpakete zu schicken, so wie damals auf der Klassenfahrt nach Budapest. Das war vielleicht peinlich gewesen, besonders als ihre Mitschüler mitbekommen hatten, daß in dem Paket Konserven mit Gulaschsuppe waren.
    Und so schlimm sah das Haus im Übrigen gar nicht aus, es roch bloß so, und das auch nur, wenn es so warm war wie jetzt. Die Fassade des Altbaus aus den Zwanziger Jahren war immerhin kürzlich renoviert worden, damit einhergegangen war allerdings auch eine saftige Mieterhöhung. Einige Mieter hatten sich das nicht mehr leisten können und waren ausgezogen. Deren Domizile wurden jetzt in luxuriöse Eigentumswohnungen umgewandelt. Christine hatte keine Probleme, die Miete zu bezahlen, aber große Sprünge konnte sie von ihrem Gehalt nicht machen. Alle Versuche ihrer Mutter, ihr was zuzustecken, hatte sie abgelehnt.  
    Oben angekommen, lehnte sich Christine mit dem Rücken an die Wohnungstür und atmete erst einmal richtig durch. Dann feuerte sie Schuhe und Tasche in die Ecke und marschierte geradewegs ins Schlafzimmer, einen Raum von knapp sechs Quadratmetern, der aber immerhin über ein Fenster und einen Einbauschrank verfügte. Mißmutig betrachtete sie ihr ungemachtes Bett, das den kleinen Raum fast völlig ausfüllte.
    Früher hattest du mehr Disziplin. Mama hätte dir so etwas nicht durchgehen lassen.
    Ja, ja. Als wenn ich für so etwas Zeit hätte. Außerdem kriegt mein Schlafzimmer
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