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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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festgelegten Strecken abhängig sein. Er wollte sich nicht in ein solches System, egal welcher Art, einfügen, zumindest jetzt noch nicht, wenn überhaupt jemals wieder.
    Jetzt musste er fast lachen. Hatte er sich nicht eben noch bestätigt, dass er ein anpassungsfähiges Wesen war? So ganz schien das doch nicht zu stimmen. Oder traf es nur in der Fremde zu, und war er hier, in der Heimat, ein ganz anderer Mensch?
    Er würde es feststellen. In den nächsten Tagen, in den nächsten Wochen, Monaten …
    Es schien ihm durchaus denkbar, dass er bereits in den nächsten Stunden schon wieder in einem Flugzeug saß, auf dem Weg irgendwohin. Alles war möglich!
    Lars machte auf dem Absatz kehrt und steuerte die nächstbeste Autovermietung an. Eine halbe Stunde später saß er in einem blauen Cabrio und stellte erleichtert fest, dass er nichts verlernt hatte. Fünf Jahre war es her, seit er das letzte Mal hinter einem Lenkrad gesessen hatte. Im Verkehr um den Flughafen herum musste er sich stark konzentrieren, aber als er den Trubel hinter sich ließ, war es fast, als wäre er nie weggewesen.
    Die Straße wand sich durch tiefe Wälder, weite Felder, blühende Wiesen und sanfte Hügel.
    Der kleine See rechts, der so winzig war, dass er auf keiner Landkarte verzeichnet war, erweckte in ihm Erinnerungen an Zeiten, die zu einem anderen Menschen, zu einem anderen Leben zu gehören schienen. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild des jungen Paares, dass da eng umschlungen am Ufer stand. Er sah die gemeinsame Zukunft, das Glück, ihre Pläne. Aber er wusste auch um die innere Unzufriedenheit des jungen Mannes. Das Gefühl, das diesen jungen Mann gequält hatte, weil er sich immer wieder die Frage stellte, ob das alles sein sollte, was er vom Leben erwarten konnte. Alles vorgeplant, vorbestimmt!
    Dann kamen die Erinnerungen an diesen einen Tag, der alles verändert hatte. Ein Schicksalsschlag, der ihm zeigte, dass das Leben vergänglich war, dass nur das Hier und Jetzt zählte. Dass Pläne hinfällig waren, er seinen Gefühlen folgen musste und nicht weiter an einem Leben festhalten durfte, in dem er sich fremdbestimmt fühlte.
    Lars wusste, dass er damals viele Menschen verletzt hatte – nicht zuletzt die, die ihm am nächsten standen. Vor allem einen. Gleichzeitig wusste er, dass er immer wieder so handeln würde.
    Nachdenklich lenkte er den Wagen durch die Landschaft und spürte mit jedem Meter in Richtung Ziel die Vorfreude wachsen. Jetzt hatte er es fast erreicht, das behäbige Herrenhaus am Ufer des Fjords, rot gestrichen, mit weiß abgesetzten Türen und Fensterrahmen, wie die meisten Häuser in dieser Gegend. Ein wenig abseits davon die Pferdeställe. Er sah einige der Tiere auf den Wiesen hinter den Ställen grasen und spürte, wie ihn eine Welle von Wehmut überkam.
    Die Pferde, das war die Leidenschaft seiner Mutter gewesen, so wie sein Vater in der Baufirma aufgegangen war.
    Lars erinnerte sich an die Zeit, als er zusammen mit seinem Bruder über die Wiesen geritten war. Es waren glückliche, unbeschwerte Zeiten gewesen, und er war froh, dass es solche Erinnerungen waren, die jetzt auf ihn einstürmten, und weniger die dunklen schweren Stunden. Davor hatte er ganz besonders Angst gehabt vor seiner Heimreise.
    Lars brachte den Wagen auf dem Kiesweg vor der Villa zum Stehen und blieb einen Moment still darin sitzen, um sich zu sammeln.
    Er dachte daran, dass er sich am Flughafen in die Stille zurückgesehnt hatte. Jetzt hatte er diese Stille, spürte aber plötzlich eine ihm unvertraute Unruhe. Es sah hier so aus wie früher, aber war das noch derselbe Ort, den er vor fünf Jahren verlassen hatte?
    Nun, das würde sich gleich zeigen. Er gab sich einen Ruck, verließ den Wagen und musste unwillkürlich lächeln, als die Tür aufsprang, sobald er die Klinke herunterdrückte. Er trat in die Eingangsdiele, und sofort überkam in ein tiefes Gefühl von Vertrautheit.
    Lars verharrte einen Moment und ließ das Gefühl auf sich wirken. Dann ging er in die angrenzende Stube mit den gelben Wänden und den weißen Möbeln. Er ließ seinen Rucksack fallen, stemmte die Hände in die Seiten und schaute sich um. Er lächelte. »Alles wie immer«, sagte er und spürte eine tiefe Erleichterung.

– 12 –
    H ellen liebte Pferde. Sie hatte als Kind Reitunterricht gehabt und jeden Urlaub dazu genutzt, wenigstens hin und wieder auszureiten.
    In letzter Zeit war ihr neben dem Lernen für die Prüfung nur wenig Zeit geblieben, und so genoss
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