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Hochzeit in Hardingsholm

Hochzeit in Hardingsholm

Titel: Hochzeit in Hardingsholm
Autoren: Inga Lindstroem
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irgendwo tief in ihr, verdächtig nahe der Herzgegend.
    »Erik! Was ist mit dem Kleid?«
    Hellen zuckte zusammen und bemerkte, dass Erik Torberg ebenso erschrak. Sie wandte den Kopf in Richtung Bootshaus, neben dem wenige Meter entfernt eine Holztreppe auf eine Veranda führte, an deren Geländer eine junge, sehr hübsche Frau stand. Ihre blonden Haare flatterten im Wind, und sie lächelte. Die glückliche Braut. Jung und zauberhaft. Sie war Hellen vom ersten Moment an sympathisch. Sie passte zu Erik Torberg, die beiden waren ein schönes Paar.
    Erik hob den Karton. »Hier ist es.« Er wies zu Hellen. »Das ist Frau Reslow, sie hat es gebracht.«
    Linn eilte die Treppe hinunter und reichte Hellen strahlend die Hand.
    »Vielen Dank«, sagte sie herzlich. »Ich bin Linn.«
    »Hellen«, stellte Hellen sich ebenfalls vor und erklärte noch einmal, dass sie die Sommermonate für Lara flog.
    »Ich dachte schon, die Hochzeit müsste ausfallen.« Linn lachte, und die Erleichterung war ihr deutlich anzumerken. Sie nahm Erik das Paket aus den Händen. »Ich schau dann gleich mal nach, ob mit dem Kleid alles in Ordnung ist. Erik, bietest du Hellen etwas zu trinken an?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte sie die Treppe hinauf. Erik und Hellen schauten ihr nach. Mit Linn verschwand die Unbefangenheit, kehrte die Unsicherheit zurück, die Hellen in seiner Gegenwart empfand. Ob es ihm genauso erging?
    Er zwinkerte ihr zu. »Sie möchten doch bestimmt etwas trinken? Vielleicht auch etwas essen?«
    Dieses Lächeln. Diese Augen. Sie sollte wirklich zusehen, schleunigst von hier zu verschwinden. »Ich bin überhaupt nicht hungrig«, lehnte Hellen hastig ab.
    Warum blieb sie dann trotzdem wie angewurzelt auf dem Steg stehen, schaute ihn an, als müsse sie sich jeden Zug seines Gesichts einprägen? Was war das überhaupt für ein sonderbarer Moment? Was waren das für dumme Gefühle, die sich da in ihrem Inneren ausbreiteten? Hellen rief sich zur Räson.
    Sie war Hellen Reslow, eine junge erfolgreiche Frau, auf dem Weg zur Verkehrspilotin. Und sie lebte mit einem sehr netten Mann zusammen. Das hier war nur ein Zwischenstopp. Und dieser Erik Torberg, der hier vor ihr stand und sie aus seinen tiefblauen Augen anlächelte, war außerdem morgen um diese Zeit mit der zauberhaften Linn verheiratet. Es wurde allerhöchste Zeit, dass sie sich aus diesem komischen Wirrwarr ihrer Gefühle befreite. Oder besser noch, dass sie endlich von hier verschwand.
    »Ich lasse Sie auf keinen Fall fliegen, bevor Sie nicht wenigstens etwas getrunken haben«, machte Erik Torberg ihren Vorsatz zunichte. »Ich werde nicht riskieren, dass Linn mir Vorwürfe macht, weil ich mich nicht genug um Sie gekümmert habe.« Er lachte und ließ in Hellen erneut die Frage keimen, ob er diese Faszination zwischen ihnen ebenfalls empfand. Oder ob sie sich das eingebildet hatte. Egal wie, es war ein Grund mehr, endlich von hier zu verschwinden.
    »Okay«, hörte sie sich selbst sagen, »einen Kaffee nehme ich gerne.«
    Erik lachte und bedeutete ihr mit einem Nicken, die Treppe zum Bootshaus zu nehmen.
    Hellen ging voraus, spürte ihn ganz dicht hinter sich, und hatte für einen Moment das Gefühl, ihre Knie würden weich. Sie hielt sich am Geländer fest und betrat tapfer die nächste Stufe, als sie stolperte. Sie stieß einen kurzen Schrei aus, als sie den Halt verlor, da umfassten sie auch schon seine Arme. Sie spürte seinen Atem dicht an ihrem Ohr.
    Hellen hielt ganz still, lehnte sich an ihn und schloss die Augen.
    »Vorsicht«, vernahm sie seine Stimme leise an ihrem Ohr. Es war wie ein Weckruf. Sie öffnete die Augen, befreite sich aus seinem Griff und lachte gezwungen auf.
    »Ja«, sagte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen. »Ich werde vorsichtig sein.«

– 11 –
    A llmählich gewöhnte Lars sich an das Treiben, an den Verkehr, den Lärm. Er hatte schließlich auch schon eine ganze Weile hier gestanden und es auf sich wirken lassen.
    Lars grinste. Er war eben ein anpassungsfähiger Mensch. Ob große Hitze in der Wüste oder die Schwüle des Regenwaldes – er war mit den Verhältnissen klargekommen. Da würde er es ja wohl auch im Stadtdschungel aushalten. Selbst wenn das hier nur die Vorboten waren.
    Arlanda lag etwa vierzig Kilometer von Uppsala entfernt, das war die Richtung, in die er fahren wollte.
    Er hatte vorgehabt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu fahren, aber jetzt überlegte er es sich anders. Er wollte nicht von Verkehrsplänen oder
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