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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus
Autoren: Anne Ashley
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antreten wird. An Ihrer Fähigkeit, mit Schusswaffen umzugehen, besteht wohl kein Zweifel”, fuhr er ironisch fort. “Übrigens, die künftige Viscountess behauptet, Sie hätten mich wesentlich schwerer verletzt, wären Sie nicht ein so ausgezeichneter Schütze. Und so wäre es bedauerlich, Ihr Talent zu vergeuden. In der Zwischenzeit müssten Sie im Stall arbeiten und meiner Braut als persönlicher Reitknecht dienen. Niemals darf sie allein ausreiten, nicht einmal im Park.”
    Jacks Augen verengten sich. “Schwebt die junge Dame in Gefahr, Mylord?”
    “Wenn ich das bloß wüsste … Gestern besuchte mich Colonel Hastie und erklärte, er habe Charles Fanhopes auffälligen Fuchs auf einer Landstraße gesehen, mit einem Reiter, den er nicht erkannte. Er fragte mich, ob Ihr ehemaliger Herr zurückgekehrt sei. Heute Morgen schickte ich Lord Fanhope eine Nachricht. Offenbar ist Charles nicht mehr in dieser Gegend aufgetaucht. Oder falls doch, hält er sich vom Landsitz seiner Familie fern.”
    “Könnte sich der Colonel geirrt haben? Seine Vorliebe für Brandy ist allgemein bekannt. Und wahrscheinlich sieht er auch nicht mehr so gut wie früher.”
    “Hätte er mir erzählt, er wäre Charles begegnet, würde ich gewisse Zweifel hegen. Er sprach jedoch nur von diesem Fuchs. Und mit Pferden kennt er sich aus.”
    “Aber warum sollte Master Charles zurückkehren, Mylord?” Verständnislos runzelte Jack die Stirn.
    “Nun, ich hatte gehofft, das würden
Sie
mir verraten.”
    Eine Zeit lang schwieg Jack und schürte das Herdfeuer. Dann strich er über den Stoppelbart an seinem Kinn. “Soviel ich weiß, würde er in dieser Gegend keine Frau besuchen. Er hat eine Geliebte in Oxford. Falls er wirklich zurückgekommen ist – er möchte seine Familie ganz sicher nicht wiedersehen. Vermutlich haben Sie recht, Sir, dass man Miss Milbank vorerst im Auge behalten muss. Immerhin hat sie seine betrügerischen Machenschaften entlarvt. Und wenn er eine Gelegenheit findet, sich an ihr zu rächen – also, ich würde ihm fast alles zutrauen.”
    Genauso dachte auch der Viscount, seit der Colonel jene Beobachtung erwähnt hatte, und er nickte. “Natürlich wissen wir nicht, ob Fanhope wieder hier ist. Vielleicht hat er auf dem Weg nach Oxford die Pferde gewechselt, den Fuchs im Stall einer nahe gelegenen Taverne untergebracht, und jemand wollte das Tier einfach nur bewegen. Jedenfalls müssen wir in der nächsten Zeit unsere Augen und Ohren offen halten. Bleiben Sie heute noch hier, Jack. Morgen früh melden Sie sich bei Wilks.”
    Da er seiner Braut keinen unnötigen Kummer bereiten wollte, verschwieg Deverel ihr seine Vermutung, Charles Fanhope sei in die nähere Umgebung zurückgekehrt. Und so ging sie an diesem Abend unbeschwert und zufrieden ins Bett.
    Louise hatte diesen Tag bei der ältesten Tochter des Vikars verbracht, und Annis hatte stundenlang mit Sarah im Salon gesessen, um die Organisation der großen Party zu erörtern. Dafür interessierte sie sich geradezu enthusiastisch, seit sie wusste, dass auf diesem Fest ihre
eigene
Verlobung verlautbart werden sollte. Nur zu gern überließ Sarah ihr alle wichtigen Entscheidungen, die den Speiseplan und die Dekoration des Ballsaals betrafen.
    Außerdem hatten sie Sarahs Zukunft besprochen. Dadurch war der wundervolle Tag etwas überschattet worden.
    Sosehr sich Sarah auch über die Verlobung ihres Bruders und die Wahl seiner Braut freute – nach der Hochzeit wollte sie nicht mehr hier wohnen, und Annis konnte sie nicht von ihrem Entschluss abbringen, woanders einen Hausstand zu gründen.
    Da Sarah den Wunsch hatte, nach Bath zu ziehen, blickte sie dem Besuch ihrer Halbschwester und Lady Pelhams gespannt entgegen.
    Auch Annis konnte die Ankunft der beiden kaum erwarten, aber aus anderen Gründen. Endlich würde sie die letzten Neuigkeiten erfahren. Wie sie einem Brief ihrer Patentante entnommen hatte, waren Helens Gefühle für Mr. Daniel Draycot merklich abgekühlt. Und obwohl Lady Pelham nicht genau wusste, ob ihre Nichte ihm bereits den Laufpass gegeben hatte, schien sie dieses Problem nicht mehr wichtig zu nehmen.
    Lächelnd streckte sich Annis in ihrem komfortablen Bett aus.
Was werden die beiden sagen, wenn sie mich morgen in der Halle stehen sehen?
In ihrem letzten Brief hatte sie erwähnt, sie würde nicht an der Geburtstagsfeier für Lord Greythorpes Großmutter teilnehmen. Also würden sie nicht erwarten, sie hier anzutreffen – und ganz gewiss nicht, dass der
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