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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus
Autoren: Anne Ashley
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Fanhope”, log sie. “Wieso hat meine Ankunft Ihre Pläne für die Zukunft Ihrer Schwester durchkreuzt?”
    Er öffnete den Mund und schloss ihn sofort wieder. Offenbar wollte er nicht gestehen, er habe Jack Fletcher beauftragt, auf den Viscount zu schießen. Das fand er vermutlich zu riskant. Und so murmelte er nur: “Seit Sie hier sind, gibt’s dauernd Ärger.”
    “Was keineswegs in meiner Absicht lag, Sir”, erwiderte sie wahrheitsgemäß. “Meine Patentante hat mich hierhergeschickt, weil ich mit Seiner Lordschaft eine gewisse Angelegenheit besprechen sollte, die seine Halbschwester betraf – das war alles.”
    “Und warum bleiben Sie dann so lange in diesem Haus? Hoffen Sie Greythorpe für sich selbst zu gewinnen?” Anklagend stieß er hervor: “Ihretwegen musste ich mein Heim verlassen!”
    “Glauben Sie mir, Sir, was auf der Party geschah, erfüllt mich keineswegs mit Genugtuung. Aber erwarten Sie nicht, dass ich mich dafür entschuldige. Sie wollten Thomas Marshal um eine hohe Summe betrügen. Und wie ich höre, haben Sie auch anderen Leuten Geld aus der Tasche gezogen – mit unlauteren Mitteln. Deshalb bedauere ich nicht, dass ich Ihren unrühmlichen Machenschaften ein Ende gesetzt habe.”
    Das schien ihn zu amüsieren, denn er lachte laut auf. “Wenn Sie das glauben, irren Sie sich ganz gewaltig, Ma’am. Sie haben meine profitable – eh – Tätigkeit nur kurzfristig unterbrochen.”
    “Soll ich Ihren Worten entnehmen, dass Sie
nicht
zurückgekehrt sind, um mit Ihrer Familie Frieden zu schließen, fortan ein anständiges Leben zu führen und die Wünsche Ihres Vaters zu erfüllen?”
    “Genau das wollte ich andeuten. Ich kam nur zurück, weil ich ein paar Sachen brauchte, die ich bei meinem überstürzten Aufbruch zurückgelassen hatte. Und diese Juwelen werden mir einen komfortablen Lebensstil ermöglichen, bis ich mich auf dem Kontinent etabliert habe.” Fanhope griff er unter seinen voluminösen Umhang und klopfte liebevoll auf seine Taschen. “Einer der Dienstboten war schon immer bestechlich. Deshalb musste ich nicht einmal einen Fuß in mein Vaterhaus setzen.”
    Empört über sein selbstgefälliges Grinsen, hätte Annis ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen. Irgendwann und irgendwo würde er erneut jemanden ins Unglück stürzen, um sich zu bereichern. Oh, wie sie diesen Gauner verabscheute … “Ihre Familie macht sich große Sorgen um Sie, Sir. Haben Sie versucht, Verbindung mit Ihren Angehörigen aufzunehmen?”, fragte sie und hoffte, ihre Stimme würde ihre Verachtung nicht bekunden.
    Sein gleichmütiges Achselzucken überraschte sie nicht. “Vielleicht werde ich Caro schreiben. Was die anderen angeht – die werde ich in absehbarer Zeit wiedersehen, wenn ich mein Erbe antrete. Allzu lange wird mein Vater nicht mehr am Leben bleiben.”
    Mit diesen kaltblütigen Worten erstaunte er sie ebenso wenig. In seiner maßlosen Selbstsucht kümmerte er sich kein bisschen um die Gefühle seiner Mitmenschen, nicht einmal um den Kummer seiner nächsten Verwandten.
    “Und warum habe ich Sie eigentlich im Stall von Greythorpe Manor entdeckt? Wohl kaum, weil Sie dem Viscount persönlich danken möchten, nachdem er Ihrem Vater bei dem erfolglosen Versuch geholfen hat, Sie aufzuspüren.”
    “Was für ein schlaues kleines Ding Sie sind, Miss Milbank!” Langsam und abschätzend, fast beleidigend, ließ er seinen Blick über ihre Gestalt wandern. “Wenn ich Sie etwas genauer betrachte, muss ich zugeben – Sie besitzen einen gewissen Charme …” Plötzlich runzelte er misstrauisch die Stirn. “Oh, vielleicht interessiert Greythorpe sich tatsächlich für Sie. Er scheint kluge Damen zu bevorzugen, während ich mich eher zu äußeren weiblichen Reizen hingezogen fühle. Und ganz sicher nicht zu aufdringlichen Frauen, die sich überall einmischen!”
    “Nun, wieso sind Sie hier?”, fragte sie, um ihn von seinem Groll gegen sie abzulenken. “Sicher nicht, um im Heu zu schlafen.”
    Mit ihrer Taktik erzielte sie die gewünschte Wirkung. Ungeduldig schüttelte er den Kopf. “Der Idiot, dem ich mein Pferd anvertraut habe, wollte es unbedingt bewegen. Dabei wurde sein Sprunggelenk verletzt. Ich musste auf einem elenden, schlecht beschlagenen Gaul hierherreiten. Unterwegs verlor er prompt einen Huf. Deshalb brauche ich ein frisches Pferd.” Seufzend wischte er eine Spinnwebe von seinem Umhang. “Gewiss, ich könnte dem alten Hastie einen seiner Prachthengste entwenden. Aber ich
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