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Hochzeit im Herrenhaus

Hochzeit im Herrenhaus

Titel: Hochzeit im Herrenhaus
Autoren: Anne Ashley
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sofort zurückschicken – mit einem Brief, der ihm unverständlich klarmacht,
du
würdest entscheiden, wann deine Nichte die Reise unternimmt.”
    “Glaub mir, Kindchen, nichts würde mir größere Genugtuung bereiten”, gestand Lady Pelham. “Allmählich befürchte ich, Lord Greythorpe gleicht tatsächlich seinem Vater – herrisch und kompromisslos. Auf die Gefühle anderer nimmt er keine Rücksicht. Aber traurigerweise ist er berechtigt, Helens Besuch zu erzwingen, wann immer es ihm gefällt.” Lächelnd bemerkte sie Annis’ unverhohlene Entrüstung. “Nachdem sich der verstorbene Lord Greythorpe von meiner Schwester getrennt hatte, verzichtete er aus Gründen, die nur er kannte, auf eine Scheidung. Bei seinem Tod ging die Vormundschaft über die Tochter, die er niemals anerkannt hatte, an seinen einzigen Sohn, den gegenwärtigen Träger des Titels.”
    Irrtümlicherweise hatte Annis stets angenommen, Lady Pelham wäre seit Charlottes Ableben Helens Vormund. Nun konnte sie ihre Verblüffung nicht verhehlen. “Das wusste ich nicht, Tante. Was mag sich Lord Greythorpes Vater dabei gedacht habe? Warum übertrug er die Vormundschaft nach dem Tod seiner Frau nicht
dir
, wo er doch nichts mit Helen zu tun haben wollte?”
    Lady Pelham lächelte wehmütig. “Was immer ihn auch zu seinem Entschluss bewog – das Wohl seines jüngsten Kindes lag ihm sicher nicht am Herzen. Wahrscheinlich versuchte er die Existenz des Mädchens einfach nur zu ignorieren.”
    Das vermutete auch Annis, und so nickte sie. Dann kam ihr ein neuer Gedanke. “Und warum interessiert sich der jetzige Viscount plötzlich für seine Halbschwester?”
    Über diese Frage hatte Ihre Ladyschaft bereits nachgedacht, ohne das Rätsel zu lösen. “Soviel ich weiß, unternahm er ausgedehnte Reisen. Während er sich im Ausland aufhielt, erreichte ihn die Nachricht vom Ableben seines Vaters. Dann wartete er fast ein ganzes Jahr, bevor er sich bei mir meldete. Die Ländereien in Hampshire erstrecken sich über mehrere Morgen. Zudem besitzt er ein kleineres Landgut in Derbyshire und eine Londoner Residenz. Diese Liegenschaften hat er in den letzten Monaten öfter besucht. Also muss er nach seiner Heimkehr sehr beschäftigt gewesen sein.”
    Annis fand diese Erklärung einleuchtend, und so ging sie nicht weiter darauf ein. “Glaubst du, er ist nach dem Tod des Vaters endlich bereit, Helen offiziell als seine Schwester anzuerkennen?”
    “Falls er das plant, wäre es zu begrüßen. Meine Nichte hat zwar nicht übermäßig unter dem lieblosen Verhalten ihres Vaters gelitten. Aber manchmal wiesen niederträchtige Klatschmäuler in Helens Hörweite auf ihre fragwürdige Herkunft hin.”
    “Hoffentlich unterbindet ihr Halbbruder solche Spekulationen ein für alle Mal, und seine Frau wird ihr freundlich begegnen.”
    “Oh, er ist immer noch ledig. Keine Ahnung, ob mich das überrascht oder nicht … Ich traf ihn nur ein einziges Mal, als er mich unerwartet besuchte, um mir nach Charlottes Tod sein Beileid auszusprechen. Ob er das mit dem Wissen und der Billigung seines Vaters tat, konnte ich nicht herausfinden. Jedenfalls schien er den Verlust seiner Stiefmutter aufrichtig zu bedauern. Jetzt, zehn Jahre später, erinnere ich mich verständlicherweise nur vage an ihn. Ich entsinne mich nur, dass ich ihn für einen sehr ernsthaften jungen Mann hielt. Auf seine düstere Weise wirkte er recht attraktiv. Und neulich erwähnte jemand, er würde den Landsitz zusammen mit seiner ebenfalls unverheirateten Schwester bewohnen.” Anmutig sank Lady Pelham wieder in ihren Sessel und starrte eine Zeit lang gedankenverloren auf den Teppich. “Über seinen letzten Brief habe ich Helen noch nicht informiert. Und sie weiß auch nichts von der Vormundschaft.”
    “Großer Gott, Tante, warum hast du ihr das verheimlicht?”, rief Annis bestürzt.
    “Weil ich mir deshalb nie den Kopf zerbrach. Ihr Vater mischte sich kein einziges Mal in ihre Erziehung ein. Genau genommen vermied er
jeden
Kontakt. Warum sollte ich annehmen, sein Sohn würde sich anders verhalten?” Ihre Ladyschaft seufzte tief auf. “Offen gestanden, ich glaube, es wäre ein Fehler, ihr gerade jetzt reinen Wein einzuschenken, während sie diesen jungen Tunichtgut anhimmelt.”
    “Fürchtest du, Helen könnte den Verdacht schöpfen, du würdest sie zu einem längeren Besuch im Greythorpe Manor überreden, um sie von ihrem Verehrer zu trennen?”
    “Nicht nur das, Liebes”, erwiderte Lady Pelham
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