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Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Titel: Hitzeflimmern
Autoren: Anthea Bischof
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ihm gerade gut gefiel. Sie würde keine weiteren Forderungen an ihn stellen.
    Es gab niemanden, der sich an ihr stören würde, deshalb lud er sie nach Hause ein. Sie nickte mit stummem Lächeln und sie verliessen das Opera.
    Varya war ein klein wenig überrascht, nach Hause eingeladen zu werden. Sie hatte genügend erlebt, um zu wissen, dass ihr alles blühen konnte. Sie hatte gelernt, das Negative ihrer Tätigkeit mit einer gewissen Duldsamkeit zu tragen. Das war ihre Art, Erniedrigung und Verachtung auszuhalten. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass man Forderungen an sie stellte, eher, als dass man sie bat. Je älter sie wurde und je mehr sie von der heranwachsenden Konkurrenz verdrängt wurde, umso mehr hatte sie die Wärme, eine Art funktionalisierte Herzlichkeit, für sich entdeckt. Diese bot ihr eine stärkere Kundenbindung als die jungen Mädchen sie pflegten. Varya aber hatte gelernt, dass ihr das mehr einbrachte und ihrem Selbstwertgefühl weit weniger schadete, als von einem von knackigen Reizen verwöhnten Freier verächtlich behandelt zu werden. Deshalb gab sie sich besondere Mühe, herzlich anzukommen, mehr als dass sie versuchte, jugendfrisch zu erscheinen.
    Als Karl ihr die Tür des Wagens aufhielt, fiel ihm die tadellose Figur Varyas auf. Sie hatte schlank gerundete Hüften und eine schmale Taille, was so unbestimmt einladend wirkte. Es vermittelte ihm dieser Anblick ein Gefühl der Wohligkeit, die er nun schon lange hatte missen müssen.
    Sie sprachen nicht viel, denn Varya war einsilbig und Karl mochte nicht erzählen. So erreichten sie sein Haus und sie liess sich immer noch sanft lächelnd in die Stube führen. Dort wandte sie sich um, scheinbar ohne die glänzende Umgebung zu beachten und fragte: „Was kann ich denn für dich tun?“
    „Ähm, ich könnte eine Flasche Wein holen“, erwiderte er.
    Sie lächelte zustimmend und liess sich aufs weisse Sofa gleiten. Als er sich mit der offenen Flasche und den Gläsern zu ihr setzte, liess sie sich in die Polster sinken und breitete ihr Haar über die Lehne aus. Karl betrachtete die einstudierte Geste und gab sich seinem Wohlgefallen hin. Es war ein Moment, in dem er an nichts zweifeln musste. Es war ein Moment, in dem seine Leistung im Vorfeld geklärt worden war. Ein Moment, in dem die besondere Sanftheit Varyas seinem höllisch verletzten Ego keine weitere Blessur zufügen würde.
    Das straffe Silikon ihrer Brust hob sich zu stark von ihrer schlanken Figur ab und die Narben waren deutlich zu sehen. Er zog die Brauen zusammen, während er seine Hände über ihre Seiten zu den Hüften gleiten liess, das feine Designerkleid langsam nach unten schiebend. Ihre Haut war überbräunt und die Künstlichkeit ihrer Reize wurde in dieser Nähe offenbar und für einen Augenblick störte er sich daran.
    Dennoch war in diesem Augenblick alles gut für Karl und als er leicht ihre Wirbelsäule streichelte, war ihm wohler als während Wochen zuvor.
     
    Karl besprach das Projekt mit Georg Westermann aus dem Einkauf, mit dem er Messen und Symposien zu besuchen pflegte, dem Projektleiter und dem Techniker. Die Anforderung war eine neue widerstandsfähige Verpackung zu entwickeln, die ohne besondere Umrüstung von den eisigen Winterregionen in den sonnenverwöhnten Süden verfrachtet werden konnte. Da sie ohne Isolation transportiert werden sollten, mussten die Schmieröle unter Beachtung ihrer Thermodynamik verpackt werden. Dies geschah am besten, indem eine Vakuumblase eine geringe Prozentzahl des Behälters einnahm. So konnte das Öl ohne Isolation befördert werden, denn wenn es sich ausdehnte, sprengte es die Behälter nicht.
    „Das Problem ist, wie wir die Luft absaugen, ohne das Öl gleich mitzusaugen“, sagte der Projektleiter.
    „Können wir es in eine innere Kunststoffblase einführen, die resistent genug gegen den Sog ist, aber die Ausdehnung bei der Erwärmung aushält? Die Erwärmung liegt bei diesen hauptsächlich tierischen Ölen nur bei etwa dreikommavier Prozenten“, gab der Techniker zu bedenken. Er hatte schon eine Reihe von Vorschlägen eingereicht, die sich aber nicht realisieren liessen, da sie gut, aber schlicht zu teuer waren.
    „Das geht nicht, weil ein Kunststoff mit diesen Anforderungen einfach zu teuer ist. Das bekommen wir nicht ins Budget“, erwiderte Karl.
    „Wir müssen doch auf Qualität achten“, beharrte der Techniker.
    „Die beste Qualität nützt uns nichts, wenn wir es nicht schaffen, konkurrenzfähig zu bleiben. Das ist
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