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Historical Weihnachtsband 2010

Historical Weihnachtsband 2010

Titel: Historical Weihnachtsband 2010
Autoren: Suzanne Barclay , Terri Brisbin , Merline Lovelace
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Männer der Mannschaft, die sich an Deck befanden, kletterten in die Takelage. Jene, die unter Deck gewesen waren, strömten jetzt aus den Luken wie Wörter aus einem Mund. Mit angespannten Gesichtern und erwartungsvollem Blick drängten sie sich an der Reling und spähten angestrengt in die wirbelnden Dunstschwaden.
    Margaret hatte ein Gefühl, als würde ihr jede Luft genommen. Mit einem Mal erkannte sie den wahren Zweck dieses Schiffes. Die Gull war keine graziöse Dame, noch nicht einmal eine unverschämte, dreiste Dirne, wie Xanthos sie genannt hatte. Sie war ein Kriegsschiff und gebaut worden, um Englands geheimen Feind auszurauben. Ein Feind, der trotz seines verlogenen Friedensversprechens zurzeit die größte Flotte aufstellte, die man je gesehen hatte, um England anzugreifen.
    Gehörte das Schiff in der Ferne zu dieser Flotte?
    Lauerten hinter ihm noch andere im Nebel?
    Margaret umklammerte Violets Hand. Sie wagte kaum zu atmen, während sie darauf wartete, dass einer der Mannschaft sich seine Extraration Rum verdiente. Die Gull schwankte in den Wellen auf und ab. Die Nebelschwaden wurden dichter und teilten sich dann wieder. Während sie hin und wieder miteinander flüsterten, wartete die Mannschaft gespannt auf das, was da auf sie zukam.
    „Ich erkenne seine Farben, Jungs. Es ist ein Spanier.“
    Margaret war, als würde eine große Faust ihr Herz zerquetschen. Ihr Herz, aber nicht das der Mannschaft. Zu ihrem Erstaunen und auch ihrer Bestürzung brachen die Seeleute in wilden Jubel aus. Offensichtlich vertrieb die Aussicht auf einen Kampf bei den anderen jede Enttäuschung darüber, eine doppelte Ration Rum verpasst zu haben.
    Kit hob die Hand und brachte sie zum Schweigen. „Bevor wir nicht wissen, ob das Schiff allein segelt oder Teil der Vorhut dieser verfluchten Armada ist, werden wir es umtanzen.“
    „Zum Teufel mit dem Umtanzen“, protestierte einer aus der Mannschaft, der einen ziemlich dicken Bauch sein Eigen nannte. „Wir können doch jede flache Schute einnehmen, die die Papisten vom Stapel lassen.“
    „Aye, Kapitän! Lasst uns sie angreifen! Lasst uns die ganze verdammte Flotte kapern!“
    Kit grinste über ihre prahlerischen Sprüche und schüttelte den Kopf. „Unser Befehl lautet, es zu melden, wenn wir die spanische Flotte entdecken, nicht, sie anzugreifen.“
    Sein Blick schweifte zu Margaret. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, und sein Grinsen wirkte mit einem Mal etwas angespannt. Doch als er sich erneut seiner Mannschaft zuwandte, wirkte es wieder offen und vergnügt.
    „Wenn das Schiff allein segelt, werden wir es uns schnappen, Jungs. Wenn nicht, werden wir ihm und jedem Schiff, das ihm folgt, eine fröhliche Jagd bieten. Kanoniere, geht unter Deck und öffnet die Stückpforten. Xanthos, übernimm das Deck.“
    Kit übergab das Fernglas seinem Stellvertreter, wechselte noch ein paar vertrauliche Worte mit ihm und kam dann auf die beiden Frauen zu.
    „Ihr geht am besten unter Deck. Hier oben könnte es etwas lebhaft werden.“
    „Lebhaft!“ Margaret musste schlucken. Sie kämpfte gegen ihre jäh aufsteigende Panik an. „Glaubst du …? Glaubst du, dass das Schiff tatsächlich zur Armada gehört?“
    Kit wurde es bei dieser Frage flau im Magen. All seine Instinkte hatten ihm versichert, dass die Spanier durch den Kanal segeln würden, um in den Niederlanden ihre riesige Armee an Bord zu nehmen, bevor sie dann England angriffen. Viele der englischen Spione in Spanien hatten es so vorausgesagt. Und dieser Meinung war auch jeder erfahrene Kommandant und Kapitän zur See, der etwas taugte.
    Aber …
    Der kalte Schweiß brach Kit aus und nässte seine Stirn. Was, wenn sie sich getäuscht hatten und die über hundert Schiffe, die Philipp von Spanien seit mehr als einem Jahr bereitstellte, jetzt vor dem Bug der Gull auftauchten? Was, wenn sie vorhatten, Irland oder vielleicht auch Teile Schottlands anzugreifen, um jene Schotten zu gewinnen, die immer noch treu zu ihrer toten Königin und gegen England standen? Was, wenn die riesige spanische Flotte in diesem Augenblick durch die grauen Fluten des Atlantiks nach Norden segelte?
    Was, wenn er Margaret aus einer möglichen Gefahr errettet hatte, nur um sie einer anderen, noch größeren auszusetzen? Während er sich innerlich tausendmal dafür verfluchte, sie an Bord gebracht zu haben, zwang Kit sich, ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen.
    „Ich weiß nicht, ob dieses Schiff Teil der spanischen Flotte ist oder nicht.
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