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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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und verrenkte sich zweifellos den Hals, um die Frau an Peters Seite besser sehen zu können, über die inzwischen bestimmt gesprochen wurde. Viele Freunde hatte Peter nicht, denn er war ein sehr wählerischer Mann.
    Auf dem Weg zu seinen Kameraden wurden Peter und Cornelia von Bekannten seiner Mutter aufgehalten. Georgette Lowell selbst war nirgends zu entdecken. Sie hatte sich vorsorglich mit einer beginnenden Migräne entschuldigt und zurückgezogen. Während sie oben in ihrem eleganten Schlafzimmer lag, eine kalte Kompresse über den Augen, versuchte sie, sich mit der Tatsache abzufinden, daß sie Miss Cornelia Neville nicht so schnell loswurde. Im Gegenteil, sie hatte sich als charakterfeste und unabhängige Frau erwiesen.
    In Georgettes Abwesenheit blieb es ihren Verbündeten überlassen, ihre Fahne hochzuhalten. Die Damen, die heiratsfähige Töchter hatten, waren keineswegs begeistert, feststellen zu müssen, daß New Yorks begehrtester Junggeselle einer Außenseiterin den Hof machte. Andere zeigten sich von dem Schauspiel lediglich fasziniert. Diese musterten das Paar mit scharfen Blicken und flüsterten hinter vorgehaltenen Fächern miteinander. Wieder andere redeten auf ihren Gastgeber ein.
    „Lieber Peter . . ."
    „Ein schönes Fest. . ."
    „Wunderbare Musik . . ."
    „Die arme Georgette . . . ausgerechnet heute Kopfschmerzen . . ."
    „Ein außergewöhnliches Kleid, Miss . . ."
    „Neville", ergänzte Peter liebenswürdig, dem durchaus klar war, daß alle den Namen kannten und sehr wahrscheinlich gut über Cornelia Bescheid wußten. Ihre Herkunft, der Bankrott der Bank ihres Vaters, sein Tod inbegriffen, waren zweifellos das Hauptgesprächsthema an diesem Abend.
    „Die Nevilles aus Chicago?" erkundigte sich eine der Damen spitz. In Chicago gab es keine Nevilles, die irgendeine Bedeutung hatten.
    Eine ältere Dame kicherte, unterdrückte beim Anblick von Peters finsterer Miene aber sofort ihre Heiterkeit. Er war der Sohn einer Frau ihrer Gesellschaftsklasse. Sie hatten ihn schon gekannt, als er noch kurze Hosen trug. Natürlich wollten sie gern glauben, daß er ihren eigenen Kindern ähnelte, die die Vorurteile ihrer Eltern teilten.
    Peter Lowell war anders, kein Junge im Anzug eines Mannes. Schon vor vielen Jahren hatte er erkannt, was für ihn wichtig war. Wenn er sich den Regeln und Beschränkungen seiner Gesellschaftsklasse unterwarf, würde er eines Tages sterben, ohne überhaupt richtig gelebt zu haben. Aus diesem Grunde tat er nur das, was er selbst für richtig oder sinnvoll hielt. Er hatte ein ausgeprägtes Ehrgefühl und war niemals absichtlich grausam, schon gar nicht Frauen gegenüber. Auch Grausamkeit bei anderen vermochte er nicht zu tolerieren.
    Vor allem beschützte er, was ihm gehörte. Sein Arm lag fest um Cornelias Taille. Er wollte etwas sagen, doch Cornelia kam ihm zuvor.
    „Nein, ich stamme von den County Kerr Nevilles ab", erwiderte sie freundlich. „Mein Urgroßvater verließ Anfang des Jahrhunderts seine Heimat, um dem Strick eines englischen Henkers zu entgehen. Ich denke, daß einige von Ihnen ebenfalls gälischer Herkunft sind. Mrs. Hollister, der Name Ihrer Familie war ursprünglich O'Houligan, nicht wahr? Und Mrs. Gerard, Ihre Vorfahren hießen früher Fitzgerald, glaube ich?"
    „Wie können Sie es wagen . . ."
    „Mein Wort darauf. . ."
    „Ich habe nie . . ."
    Cornelia lächelte. „Es ist wahr, daß die Nevilles erst seit wenigen Generationen in New York leben. Wir haben es jedoch schnell geschafft, uns einigermaßen zurechtzufinden."
    Niemand schien bereit, weiter mit ihr über dieses Thema zu diskutieren. Statt dessen betrachteten die Damen Cornelia mit neuem Respekt.
    „In diesem Fall ist Ihnen bestimmt ebenfalls klar, in welch beklagenswertem Zustand sich heutzutage unsere Stadt befindet", sagte eine der Damen zu Cornelia. „Wir müssen verhindern, daß die Mitglieder der unteren Klassen uns alle mit hinunterziehen."
    „Wie wahr", warf eine andere ein. „Noch dieser Tage las ich die Kolumne des lieben Peter im Journal. Es war diejenige, in der er sich mit dem Niedergang unserer volkstümlichen Kultur befaßte. Sie haben diese Probleme mit sehr viel Weitsicht analysiert", wandte sie sich an Peter. „Wie können wir von untergeordneten Personen Sitte und Anstand erwarten, wenn man ihnen erlaubt, als Unterhaltung die schlimmste Art von Schundromanen zu wählen."
    Cornelia hielt den Atem an. Ein paar schreckliche Sekunden lang dachte sie, ihr Geheimnis sei
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