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Historical Weihnachtsband 1992

Historical Weihnachtsband 1992

Titel: Historical Weihnachtsband 1992
Autoren: ERIN YORKE , BRONWYN WILLIAMS , Maura Seger
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geschehen war, fand Cornelia das etwas verwirrend und auch peinlich, obwohl sie das nicht zugegeben hätte.
    Bis jetzt hatten sie eine Vorstellung im Wallack's Theater, ein Konzert in der Steinway Hall und eine Ausstellung in der Art Students League besucht. Am besten hatte ihr ein Ausflug zum Angeln auf dem Hudson River gefallen, an der sie als einzige Frau teilgenommen und mit Peters Unterstützung den größten Fisch gefangen hatte.
    Die ganze Zeit über waren sie fast ständig unterwegs gewesen und hatten sich so angemessen und schicklich benommen, als ob es nie jene Vorfalle im Schlitten und davor im Park gegeben hätte.
    In der Eingangshalle trafen sie sich mit Ted und Jed. Beim Anblick ihrer Brüder empfand Cornelia Stolz. Die beiden jungen Männer sahen gut aus, gaben sich ungezwungen und zeigten sich keineswegs von der Pracht ihrer Umgebung beeindruckt. Höflich boten sie den Damen den Arm und führten sie in den Ballsaal, wo ihre Gastgeber warteten.
    In einer Ecke des weitläufigen Raumes saß ein Orchester, an einer Wand stand ein hoher Weihnachtsbaum, der mit Hunderten von Kerzen geschmückt war. Von den Fenstern aus schaute man in den Garten hinunter. Die Wege sowie der Springbrunnen, der Fontänen emporschickte, wurden durch zahlreiche Lampions beleuchtet. Cornelia blickte eine Weile den Springbrunnen an, bevor ihr klar wurde, weshalb er ihre Aufmerksamkeit fesselte. Eine Fontäne mitten im Winter! Es war draußen unter dem Gefriergrad.
    „Wie ist das möglich?" fragte sie leise.
    „Das Wasser wird im Keller erhitzt, bevor es in den Brunnen fließt", erklärte Jed neben ihr.
    Ungläubig schaute Cornelia ihn an. „Das meinst du nicht ernst."
    „Aber ja. Wie sollten sie das sonst schaffen?"
    „Das ist doch lächerlich. Eine schreckliche Verschwendung!"
    „Es geschieht ja nur an diesem Abend", versicherte er. Mit gedämpfter Stimme fügte er hinzu: „Es heißt, Madame Lowell wäre der Meinung, man müsse ihr gestatten, den Springbrunnen das ganze Jahr über in Betrieb zu halten."
    „Wer hindert sie daran?"
    „Peter natürlich. Du solltest dich nicht täuschen, Schwesterchen. Jeder gehorcht, wenn Peter befiehlt."
    Nicht jeder, dachte Cornelia, ohne sich entsprechend zu äußern. Als sie in der Reihe der zu begrüßenden Gäste weiterrückten, erblickte sie ein Stück weiter vorn Peter Lowell, der in seinem Abendanzug wie immer umwerfend attraktiv aussah. Seine Mutter stand an seiner Seite, neben ihr zwei junge Frauen. Cornelia nahm an, daß es sich um Peters Schwestern handelte. Die beiden, die die Nevilles sahen, schauten Cornelia mit unverhüllter Neugier an. Mrs. Lowell gelang es, Cornelia vollkommen zu ignorieren, bis sie unmittelbar vor ihr stand. Erst dann geruhte sie, ihre Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.
    Ihr kühler Blick streifte Cornelia, glitt weiter und kehrte sofort wieder zum Ausgangspunkt zurück. Mrs. Lowells Augen, von denen es hieß, sie würden die genaue Herkunft jedes Menschen erkennen, blickten durchdringend scharf, als sie Cornelia genauer betrachtete. Eine andere Frau wäre einem solchen Blick vermutlich ausgewichen, Cornelia hielt ihm jedoch lächelnd stand.
    Das Ganze hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Das Kleid, das sie trug, war zwar nicht schockierend aufreizend, aber auch nicht von der Art, die junge unverheiratete Damen aus guter Familie bevorzugten. Es war ein bezauberndes Modell aus azurblauer Seide, die über die cremig weißen Schultern und den Busen drapiert war.
    Die Ärmel ließen die Oberarme fast ganz frei. Das Oberteil lag eng an, der Rock war nicht so weit geschnitten wie üblich, wodurch ihre schlanke Figur noch besser zur Geltung kam. Dazu trug sie keinerlei Schmuck, keinen Fächer, keine Abendtasche aus Perlen — nichts, was den Betrachter von der Tatsache ablenkte, daß nur eine selbstbewußte Frau sich traute, in so gewagter Aufmachung in der Öffentlichkeit zu erscheinen.
    Kein anderes Mitglied der Familie Neville hatte das Kleid beachtet, zu sehr war man von der prachtvollen Umgebung gefangengenommen worden.
    Ihre Mutter stieß einen spitzen, erschrockenen Laut aus, jedoch kaum hörbar, schürzte dann die Lippen und hob herausfordernd den Kopf. Jed wurde eine Spur blasser, bevor er die Schultern straffte und Georgette Lowell anfunkelte, als wollte er sagen: „Wagen Sie es ja nicht, einen Kommentar abzugeben, es sei denn, einen vorteilhaften."
    Ted auf ihrer anderen Seite war sichtlich begeistert. Er beugte sich zu seiner Schwester hinüber
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