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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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Augen mit Anthony messen.
    Es war nach Mitternacht, als der Duke of Wellington sich endlich sehen ließ. Seine Ankunft verursachte einen kleinen Aufruhr, der sich im ganzen Ballsaal ausbreitete und alle Aufmerksamkeit auf ihn zog. Auch Claudia betrachtete ihn mit offener Neugier. Obwohl er kein besonders großer Mann war, verfügte er über eine Ausstrahlung, die autoritär und gleichzeitig ein wenig einschüchternd war. Man konnte ihn nicht gut aussehend nennen, aber die Adlernase und die durchdringenden blauen Augen verliehen seinem Gesicht Würde. Wer ihn einmal gesehen hatte, vergaß ihn nie wieder.
    „Ich kann verstehen, warum seine Männer ihm überallhin folgen würden“, sagte Claudia, als sich eine kleine Gruppe um den Duke versammelte.
    Anthony nickte. „Er flößt einem Vertrauen ein, sogar Zuneigung. Auch unsere Verbündeten respektieren ihn.“
    „Wie könnten sie auch nicht? Sein Ruf eilt ihm voraus. Man braucht ihm nur zu folgen und weiß, dass man Geschichte schreiben wird.“
    Er lachte. „Der Duke wäre begeistert, das zu hören.“
    Fast jeder blickte angeregt plaudernd zu dem berühmten Feldherrn hinüber, selbst das livrierte Dienstpersonal erledigte seine Arbeit hoch erhobenen Hauptes und mit einem Lächeln.
    Und so war es vielleicht gerade die Bewegungslosigkeit des Mannes auf der anderen Seite des Saals, die Claudias Aufmerksamkeit auf sich zog. Seine Livree wies ihn als Lakaien aus, auch wenn er im Moment kein Tablett trug. Er war untersetzt und von durchschnittlicher Größe, mit kurzem braunen Haar in derselben Farbe wie der säuberlich gestutzte Bart. Aus irgendeinem Grund kam er ihr vertraut vor, und sie versuchte, sich zu erinnern. Wie alle anderen blickte auch er unverwandt zum Duke hinüber, aber im Gegensatz zu ihnen lächelte er nicht. Irgendetwas an dieser Eindringlichkeit beunruhigte Claudia.
    Plötzlich setzte ihr Herz einen Schlag aus. Eliminiere Willi… Auf einmal und mit entsetzlicher Klarheit verstand sie.
    „Lieber Gott“, flüsterte sie.
    Der Mann griff in die linke Tasche seiner Jacke, als wollte er sich vergewissern, dass etwas noch da war. Dann ging er auf die Gruppe zu, die den Duke umgab. Klopfenden Herzens bahnte Claudia sich einen Weg durch die Menge. Sie wusste nicht, was sie tun würde, nur, dass sie ihn irgendwie aufhalten musste.
    Anthony, der Claudia nie lange aus den Augen ließ, stellte erstaunt fest, dass sie zielstrebig auf einen Mann in Livree zuhielt. In diesem Moment sah der Mann über seine Schulter, und Anthony konnte kurz sein Gesicht sehen. Er runzelte die Stirn. Ihm war, als hätte er ihn schon einmal gesehen. Im nächsten Moment verließ der Mann den Ballsaal und betrat den Vorraum, bald darauf folgte ihm Claudia. Anthonys Neugier verwandelte sich in Besorgnis. Ohne sagen zu können, warum er plötzlich Angst bekam, beschleunigte er seine Schritte, um den beiden zu folgen.
    Claudia ließ keinen Blick von dem Mann. Als hätte er gespürt, dass er verfolgt wurde, hielt er inne und sah sich um. In diesem Moment wusste sie, wer er war. Das Haar war gefärbt, und er hatte sich einen Bart stehen lassen, aber er war es. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Es blieb keine Zeit zu überlegen, denn er schien sie ebenfalls bemerkt zu haben und eilte weiter. Fast hätte sie ihn unter all den Gästen aus den Augen verloren, doch dann sah sie, wie er am anderen Ende des Gangs in einem der Räume verschwand.
    Im Gang war es still, das Geräusch der Stimmen erklang nur noch gedämpft, als sie die besagte Tür erreichte. Sie stand einen Spaltbreit offen. Der Raum dahinter war schwach erleuchtet und geradezu unheimlich ruhig nach dem Lärm im Ballsaal. Verstohlen spähte Claudia durch den Spalt und erkannte, dass es sich um einen kleinen Salon handelte, der leer zu sein schien. Sie zögerte. Hatte sie sich doch in der Tür geirrt? Ganz vorsichtig stieß sie die Tür so weit auf, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Hinter der Schwelle blieb sie stehen und sah sich um. Ihr Blick fiel auf das offene Fenster am anderen Ende, und sie fluchte leise.
    Rasch lief sie hinüber und sah hinaus, aber die kleine Straße darunter war verlassen. Hinter ihr fiel die Tür leise ins Schloss. Claudia wirbelte herum und erstarrte – eine Pistole wurde auf sie gerichtet.
    „Alain Poiret. Ich wusste, dass ich recht hatte.“
    „Ich habe wirklich gehofft, wir sehen uns nicht wieder, Claudine.“
    „Wenn Sie mich erschießen, ist Ihr Plan ruiniert. Alle Männer
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