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Historical Lords & Ladies Band 39

Historical Lords & Ladies Band 39

Titel: Historical Lords & Ladies Band 39
Autoren: Stephanie Laurens , Nicola Cornick
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Beispiel Papa. Bei Jim wirst du keine Hiebe bekommen, da bin ich mir ganz sicher.“
    „Papa hat mich glücklicherweise nicht oft geschlagen. Aber ich weiß natürlich, dass ich das dir zu verdanken habe. Du hast mich, wann immer du konntest, vor seinem Zorn beschützt.“
    „Ich war älter und kräftiger als du. Ich konnte die Prügel leichter ertragen.“
    Jemima wandte sich um und lächelte ihrem Bruder zu. Einen Moment lang herrschte Frieden und Einverständnis zwischen ihnen. Doch dann sagte die junge Frau: „Schade, dass du mir diesmal nicht helfen kannst oder willst …“
    Jack hob die Brauen. „Manchmal wünschte ich wirklich, Papa hätte dich nicht auf diese Schule geschickt.“
    „Du meinst, dass ich deshalb mehr verlange, als mir aufgrund meiner gesellschaftlichen Stellung zusteht?“
    „Ich meine, dass du deshalb unglücklicher bist, als du es ohne diese sogenannte Bildung wärest.“
    Dem konnte Jemima nicht widersprechen. Seit sie das Mädchenpensionat verlassen hatte, fühlte sie sich nirgends mehr wirklich zugehörig. Gelegentlich kam sie sich vor wie ein eckiger Würfel, der in ein rundes Loch hineingezwungen werden sollte. Ihr tatsächliches Leben und ihre Erwartungen passten nicht mehr zusammen.
    Von diesem Blickwinkel aus betrachtet, war ihr Dasein einfacher gewesen, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, das in die Kamine klettern musste. Sie hatte diese Arbeit gehasst und gefürchtet, aber sie war davon überzeugt gewesen, keine andere Wahl zu haben. Also hatte sie sich mit der Realität abgefunden.
    Irgendwann hatte ihr Vater, ein ehrgeiziger und geschäftstüchtiger Mann, genug Geld verdient, um einen Schornsteinfegerburschen einstellen zu können. Daraufhin hatte er seine Tochter auf Mrs Elizabeth Montagus Schule geschickt. Mrs Montagu war bekannt für ihre Gelehrsamkeit und ihr soziales Engagement. Eine ihrer Aufgaben hatte sie darin gesehen, die Kinder von Schornsteinfegern und anderen Handwerkern in eigens dazu von ihr gegründeten Schulen zu unterrichten.
    Jemima liebte es zu lernen. Sie besaß eine rasche Auffassungsgabe und war zudem so fleißig, dass ihre Begabung auffiel. Mrs Montagu bot Alfred Jewell an, seine Tochter mit einem Stipendium in das Mädchenpensionat von Strawberry Hill zu schicken. Jewell nahm an. Er war stolz darauf, als einfacher Handwerker eine Tochter zu haben, die gemeinsam mit gesellschaftlich weit höher stehenden Mädchen erzogen wurde.
    Es dauerte lange, bis er erkannte, dass sich nicht alles so vorteilhaft gestaltete, wie er angenommen hatte. Irgendwann musste er sich eingestehen, dass er einen Fehler gemacht hatte. Jemima hatte sich auf eine Art verändert, die er nicht verstand und nicht gutheißen konnte. Doch da war es bereits zu spät, um diese Entwicklung aufzuhalten. Seine Tochter hatte gelernt, sich wie eine junge Dame zu benehmen. Aber das würde ihr nicht helfen, sich in das Leben als Gattin eines Schornsteinfegers zu finden. Nur gut, dass Jim Veale trotzdem bereit war, sie zu ehelichen!
    All diese Probleme waren auch Jack bewusst. Er erhob sich und trat neben Jemima. Von plötzlichem Mitleid überkommen, schloss er seine Schwester in die Arme. „Ich mag dich sehr, Kleines“, flüsterte er ihr zu.
    Einen Moment lang fühlte sie sich bei ihrem Bruder unbeschwert und geborgen.
    Dann sagte Jack: „Du würdest am liebsten gar nicht heiraten, nicht wahr? Aber was würdest du tun, wenn du nicht für eine Familie sorgen müsstest?“
    „Ich würde viel lesen. Ich würde zu Ausstellungen und wissenschaftlichen Vorträgen gehen. Ich würde Klavier spielen und …“
    „… und dich bald langweilen.“ Er hatte sie losgelassen und schaute ihr lachend in die Augen. „Du gehörst nicht zu den Menschen, die ein Leben in Müßiggang genießen können.“
    „Nun, ich könnte meine musikalische Begabung beruflich nutzen.“
    „Unsinn. Als Musikerin aufzutreten ist keine achtbare Tätigkeit.“
    „Aber die Gattin eine Schornsteinfegers zu werden ist etwas Achtbares?“
    „Natürlich. Alle Frauen sollten heiraten.“
    „Oh nein!“ Jemimas Augen leuchteten zornig auf. „Ich finde es gut, dass es Lehrerinnen und Gouvernanten gibt, die …“
    „… die wahrscheinlich viel lieber einen Ehemann hätten, der für sie sorgt“, unterbrach ihr Bruder sie.
    „Ich jedenfalls möchte keinen Ehemann haben!“
    Jack stieß einen tiefen Seufzer aus. „Du weißt, dass du keine Wahl hast, Kleines. Und ich hoffe sehr, dass du bald zur Vernunft
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