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Historical Lords & Ladies Band 39

Historical Lords & Ladies Band 39

Titel: Historical Lords & Ladies Band 39
Autoren: Stephanie Laurens , Nicola Cornick
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verströmten.
    „Was ist?“, fragte ihr Bruder Jack, der es sich auf der Bettkante bequem gemacht hatte.
    Jemima holte einen Rock heraus, schüttelte ihn und betrachtete ihn mit schief gelegtem Kopf. „Er muss gebügelt werden. Das ist alles.“
    „Dann passt er dir also noch? Du bist nicht schon wieder gewachsen?“
    Die junge Frau lachte. „Also wirklich, Jack! Manchmal bist du schlimmer als ein kleines Kind. Hast du vergessen, dass ich einundzwanzig bin? Da wächst man nicht mehr.“
    „Nun, ich finde, dass der Rock ein bisschen kurz ist. Man wird deine Fußknöchel sehen.“
    Mit einem tiefen Seufzer warf Jemima das Kleidungsstück aufs Bett. Sie hasste ihr sogenanntes Hochzeitskostüm. Tatsächlich war es nichts anderes als das, was eine Kaminkehrerin am Sonntag anzog, wenn sie sich besonders fein machen wollte: ein schwarzer Rock aus glänzendem Stoff, eine weiße Bluse, die unter einem engen schwarzen Spenzerjäckchen mit großen, an Kohlestücke erinnernden Knöpfen getragen wurde, schwarze Seidenstrümpfe und schwarze Escarpins.
    Nun ja, eigentlich gab es keine erwachsenen Frauen, die als Schornsteinfegerinnen arbeiteten, nur kleine Mädchen, die – genau wie kleine Jungen – in die rußigen, meist heißen Kamine klettern mussten, um diese zu säubern. Das war eine überaus gefährliche und unangenehme Arbeit. Viele der Kinder starben bei Unfällen oder weil sie krank wurden.
    Jemima hatte überlebt. Trotzdem dachte sie verständlicherweise nicht gern an die Zeit zurück, in der sie als Kaminkehrerin hatte arbeiten müssen. Das war einer der Gründe, warum sie ihr Kostüm nicht mochte. Der andere Grund war, dass sie es verabscheute, auf Hochzeiten als Glücksbringerin aufzutreten. Schon als Baby hatten ihre Eltern sie in ein winziges Schornsteinfegerkostüm gesteckt und sie mitgenommen zu Hochzeitsfeiern, wo unzählige Bräute sie geküsst hatten, weil sie glaubten, das würde Glück bringen.
    Ihrem Bruder Jack war es nicht anders ergangen. Auch jetzt noch – er war inzwischen dreiundzwanzig und ein attraktiver junger Mann mit dunklen Augen und Locken – leuchtete es in den Mienen der Damen auf, wenn er in seiner Schornsteinfeger-Sonntagskleidung erschien. Sie schämten sich nicht, ihn vor aller Augen zu küssen. Schließlich taten sie es – angeblich – nur, um ihr zukünftiges Glück zu sichern. Jemima allerdings zweifelte nicht daran, dass Jack das eine oder andere unzüchtige Angebot erhalten und angenommen hatte. Offenbar fanden Damen aus den besten Kreisen es sehr reizvoll, sich heimlich mit gut aussehenden Handwerkern einzulassen.
    Natürlich hatte auch Jemima eine ganze Reihe solcher Angebote von Gentlemen aller Altersgruppen erhalten. Mit einem charmanten Lächeln und ein paar freundlichen Worten hatte sie sie abgewiesen. Dabei war ihr meist eher danach zumute gewesen, die betreffenden Herren zu schlagen und zu treten, und zwar dorthin, wo es wirklich wehtat. Sie hasste es, wie eine käufliche Frau behandelt zu werden.
    „Nimmt Vater auch Sooty mit?“, fragte sie ihren Bruder.
    „Aber sicher! Du weißt doch, dass die meisten Menschen davon überzeugt sind, dass eine schwarze Katze ihnen Glück bringt.“
    „Wie kann man nur so einen Unsinn glauben!“
    „Eigentlich solltest du dich über die Dummheit der Leute freuen. Schließlich verdienen wir damit gutes Geld. Und es ist eine viel angenehmere Arbeit, als Schornsteine sauber zu machen.“
    Jemima seufzte nur.
    „Bei deiner eigenen Hochzeit kannst du ja auf den ganzen Hokuspokus verzichten.“
    Einen Moment lang weiteten die Augen der jungen Frau sich vor Angst und Zorn. Gegen ihren Willen war sie vor zwei Jahren verlobt worden. Jim Veale, ihr Bräutigam, war, ebenso wie ihr Vater Alfred Jewell, ein erfolgreicher Schornsteinfeger. Deshalb vertraten die Männer auch die Ansicht, dass es für alle Beteiligten eine vorteilhafte Verbindung sein würde.
    „Ich werde nicht heiraten!“
    „Papa wird dich dazu zwingen. Also finde dich besser damit ab, dass du Jims Frau wirst. Er ist kein schlechter Kerl.“
    Unwillkürlich ballte Jemima die Hände zu Fäusten. Sie trat ans Fenster und starrte, ohne etwas wahrzunehmen, hinaus. Wie sehr wünschte sie, die Welt ändern zu können!
    Schließlich sagte sie, ohne sich umzuwenden zu ihrem Bruder. „Und du wirst Jims Schwester heiraten. Ich hoffe, du wirst glücklich mit Mattie.“
    „Bestimmt. Sie ist ein liebes Mädchen. Alle Veales sind irgendwie nett. Und viel gutherziger als zum
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