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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36
Autoren: S Westleigh
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lieben und geliebt werden. Doch war es nicht das Schicksal von Frauen ihres Standes, mit Männern verheiratet zu werden, die andere ausgewählt hatten? Sie hatte nicht das Verlangen, dagegen aufzubegehren, sie war entschlossen, das Beste aus ihrer Ehe zu machen. Sie hoffte auf Zufriedenheit und wünschte sich viele Kinder, die dem Vater Ehre und ihr selbst Freude brachten.
    Sie betete darum, dass keine unglückseligen Umstände aus ihr eine verbitterte, zänkische Frau machen würden, wie ihre Tante Hannah es war, die auf der gepolsterten Bank neben ihrem Gatten saß. Hannah war wohl immer schon ein zänkisches Weib gewesen; ihre Ehe hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Gewiss war es ihre Idee gewesen, die damals zehnjährige Genevra, die uneheliche Tochter ihrer verstorbenen Schwägerin, in ein abgeschiedenes Kloster zu stecken, unter dem Vorwand, sie dort erziehen zu lassen. Und Genevras Onkel Gilbert hatte keine Einwände gegen den Plan seiner Frau gehabt. Die Erziehung kam denn auch Genevra zuteil, allerdings in größerem Ausmaß, als ihre Verwandten beabsichtigt hatten.
    „Halte dich gerade, Genevra“, hörte sie die scharfe Stimme ihrer Tante, die sich hinter der breiten, samtbedeckten Brust ihres Gemahls vorbeugte. „Benimm dich wie eine Dame, die deine unglückselige Mutter aus dir machen wollte!“
    Langsam und zögernd gehorchte Genevra der verhassten Frau. Sie wollte hier und heute kein Aufsehen erregen. Bald, sehr bald war sie der Gehässigkeit ihrer Tante für immer entronnen. Und sie hatte für den Augenblick genug gesehen, hatte den großen Adler mit ausgebreiteten Schwingen gesehen, der in Gold auf dem leuchtenden Grün und Braunrot seines bunten Wamses gestickt war und sich in der Schabracke des Pferdes wiederholte.
    Am meisten beeindruckte sie jedoch der geflügelte Adler, der, in Gold geschmiedet, den Turnierhelm des Ritters krönte. Kein Wunder, dass die Zuschauermenge immer begeistert nach dem Goldenen Adler schrie. Später, wenn sie bei der Verlobungsfeier Robert St. Aubin offiziell vorgestellt wurde, konnte sie ihn dann genauer betrachten.
    „Für ein Kind, das außerhalb der ehelichen Bande geboren wurde, hattest du unverschämtes Glück“, fuhr die unbarmherzige Stimme ihrer Tante fort. „Wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben, einen passenden Gatten zu finden. Ich habe keine Ahnung, warum Northempston gerade dich als Braut für seinen Schützling auserwählte. Wie wusste er überhaupt von deiner Existenz?“
    „Seine Lordschaft besuchte das Kloster vor sechs Monaten. Er ist einer der Gönner des Ordens und beehrte uns gelegentlich mit seinem Besuch. Ich wurde ihm vorgestellt, wie alle Schülerinnen. Als er das letzte Mal da war, sprach er sehr gütig zu mir.“
    „Ha! Das hast du nie erwähnt.“
    „Es schien mir nicht von Bedeutung.“
    „Trotz allem ist es verwunderlich, dass er gerade dich dazu auserwählte, seinen Schützling zu heiraten. Du bist nicht gerade eine herausragende Schönheit.“
    Genevra wurde rot. Es bedurfte nicht der bösen Worte ihrer Tante, um sie daran zu erinnern.
    „Es ist die Mitgift, die sie in die Ehe mitbringt“, warf Gilbert säuerlich ein, und seine Worte gingen fast in dem allgemeinen Jubel für den Goldenen Adler unter, da St. Aubin auch diesen Turniergang gewonnen hatte.
    Genevra antwortete nicht. Der Earl hatte sich bei seinem letzten Besuch lange mit ihr unterhalten, hatte ihr trotz seiner schroffen Art sein Wohlwollen gezeigt. Er unterzog sie einer sorgfältigen Prüfung, und sie glaubte, in seinen Augen Zustimmung gesehen zu haben, auch wenn ihre Kleidung alles andere als prächtig war. Sie hatte Zutrauen zu dem mächtigen Mann gefasst, der ihr gegenüber Güte zeigte, obwohl er sonst gewiss keinen Widerspruch duldete.
    Später, über ihre Stickerei gebeugt, hatte sie sich gefragt, warum der hohe Herr so lange mit ihr gesprochen hatte. Vielleicht, weil sie sich mit ihm in Latein und Griechisch so flüssig wie in Französisch und Englisch unterhalten konnte, was ihm zu gefallen schien, ebenso wie die Tatsache, dass sie seinen Ausführungen über Mathematik und andere Wissenschaften folgen konnte.
    „Ich bin stolz darauf, ein Mann von guter Erziehung und Bildung zu sein“, hatte er bei seinem Abschied gesagt. „Ich bewundere Euren Verstand, Mistress. Ihr habt Eure Jahre hier nicht vergeudet, sondern dazu benutzt, die Philosophen und Weisen der Antike zu studieren.“
    Aber was immer der Earl von ihr dachte, einen Mann wie St. Aubin
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