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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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Der Earl schaute durch den Baldachin der kahlen Äste über ihren Köpfen zum Himmel empor. Die Rauchfahne im Westen war gegen den dunkelnden Winterhimmel kaum noch zu erkennen. Mit einem heftigen Fluch stieß der Earl dem Pferd die Sporen in die Seite. „Komm schnell, Robin!“
    Der Earl stand vor den verkohlten, schwelenden Resten der Wildhüterhütte, und wilde Wut stieg in seiner Kehle empor, als er seinen Mantel über einen bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Körper breitete. Das war nicht Seraphina! Das war irgendjemand anderes … Er schloss die Augen, und seine Finger krampften sich um die zerrissene Silberkette mit den grünen Steinen, die er aus der grässlich gekrümmten Hand genommen hatte. Die dunkelgrünen Halbedelsteine sagten ihm, was weder seine Augen noch sein Herz bereit gewesen waren, sich einzugestehen. Großer Gott! Warum hatte er sie nicht eingeweiht, sie nicht gewarnt …?
    „Richard!“ Langsam wandte Heywood sich um, wankte wie trunken, als Dudleys Pferd über die kleine Lichtung sprengte.
    „Hast du sie gefunden …“ Dudley blieb das Wort im Halse stecken, als er das Gesicht des Freundes sah.
    „Ja, ich habe diese Kette hier bei dem Leichnam dort drüben entdeckt …“, erwiderte der Earl ausdruckslos, ging zu seinem Pferd und schwang sich unbeholfen in den Sattel. „Sie gehört ihr.“
    „Heilige Jungfrau! Du meinst …“ Dudley erbleichte, als er von der Silberkette in der Hand des Freundes zu den rauchenden Überresten der Hütte blickte.
    „Ja, sie ist tot.“ Heywood begegnete Dudleys entsetztem Blick mit leeren Augen. „Wir sollten jetzt lieber zurückkehren. Es gibt einiges zu besorgen. Man wird eine Bahre für den Leichnam brauchen.“
    „Richard, bei Gott, es tut mir so leid …“, begann Dudley hilflos, doch der Earl hatte bereits sein Pferd gewendet und trieb es durch das Gebüsch. Dudley blickte ihm einen Augenblick in ratlosem Schweigen nach und riss dann mit einem wilden Fluch ebenfalls sein Pferd herum. „Richard!“, rief er, während er dem Freund aus der Lichtung in den dichten Wald folgte. „Übereilung ändert nichts mehr an den Dingen. Reite langsamer! Du wirst dir in diesem Dämmerlicht noch den Hals brechen …“
    Der Earl hielt sein Ross an und wandte sich zu ihm um. Sein Gesicht war maskenhaft starr. „Glaubst du wirklich, dass mich das auch nur im Geringsten kümmern würde?“, fragte er schmerzerfüllt. Dann drückte er wieder die Sporen in die Flanke des Rappen und schoss in selbstmörderischer Geschwindigkeit tief auf den Hals des Pferdes geduckt unter den niedrigen Äste der Bäume davon.

14. KAPITEL
    Seraphina öffnete langsam die Augen. Ihr ganzer Körper schmerzte. Mund und Kehle waren ausgetrocknet und brannten unerträglich, als kalte, feuchte Morgenluft in ihre Lungen drang. Verständnislos starrte sie in das Gewirr von Zweigen und Dorngestrüpp über ihrem Kopf. Wie war sie hierher gekommen? Sie richtete sich auf, stützte sich auf einen Ellenbogen und … plötzlich kam ihr die schreckliche Erinnerung, als ein beißender Rauchgeruch aus ihren Haaren und ihren Kleidern aufstieg. Die Hütte.
    Sie schloss die Augen wieder. Jetzt wusste sie, wo sie war. Jetzt spürte sie wieder die Hitze und die wilde Angst, fühlte wieder, wie irgendjemand sie losmachte und ins Freie stieß, gerade als ihre Röcke angefangen hatten zu brennen. Und dann war da wieder die herrliche feuchte Kühle des Grases, in dem sie sich wälzte, um die Flammen zu ersticken. Sie schlug auch mit den Händen nach ihnen … Ob sie wohl deshalb so schmerzten … oder hatte sie sich verbrannt, als sie versuchte, Denleigh von dem herabgefallenen Dachbalken zu befreien, der sie selbst nur um ein Haar verfehlt hatte?
    Seraphina schauderte, als sie daran dachte, wie Denleigh sich an sie geklammert, ihre Halskette ergriffen und sie angefleht hatte, ihn aus der Hütte herauszuholen. Die Kette mit den grünen Steinen jedoch war zerrissen und sie selbst durch den Ruck zurückgetaumelt und zu Boden gefallen. In demselben Augenblick stürzte das Dach in einem Meer hochaufzischender Flammen in sich zusammen, und Denleigh war in dem rauschenden Feuersturm verschwunden. Sie selbst aber hatte halb kriechend, halb laufend dieses alte Winterlager der Rehe aufgesucht und sich darin versteckt aus Angst, Grace könne noch einmal zurückkommen.
    Seraphina ließ den Kopf wieder in das weiche Moos sinken. Sie wollte nicht mehr daran denken. Es tat alles so weh, vieltausendmal mehr als ihre
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