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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Bruder. Wo soll er sonst sein, wenn nicht bei mir?“
    „Nun ja, ich könnte mir vorstellen …“
    Mit einer unwirschen Handbewegung brachte Rorik ihn zum Schweigen. Sie hatten den Landeplatz erreicht und die vier Wachen, die auf dem Langschiff geblieben waren, erwarteten ihren Anführer bereits.
    Ohne auf ihre neugierigen Blicke zu achten, stieg Rorik an Bord. Das Mädchen bewegte sich leicht, ohne einen Laut von sich zu geben. Vermutlich hatte sie das Bewusstsein verloren. Umso besser. Er wollte nicht, dass sie sich bei einem möglichen Fluchtversuch verletzte. Auf dem Schiff konnte sie nicht weit kommen. Sein Blick wanderte das Boot entlang und heftete sich auf einen ledernen Zeltverschlag im Bug.
    Er runzelte die Stirn.
    „Wer hat das Zelt aufgeschlagen, Orn Krummnase?“
    Ein graubärtiger Krieger mit wettergegerbtem Gesicht trat vor. „Dein Bruder und seine Freunde haben Frauen an Bord gebracht, Rorik. Sie wollen sich mit ihnen vergnügen und sie anschließend verkaufen.“ Der Mann kratzte seine gewaltige Adlernase, der er seinen Beinamen verdankte, und bedachte die Last auf der Schulter seines Anführers mit einem nachdenklichen Blick. „Da wir deine Meinung über weibliche Gefangene kennen, hielten wir es für angebracht, die Frauen bis zu deiner Rückkehr im Zelt unterzubringen.“
    Roriks Lippen wurden schmal. Der alte Seebär musste ihn also an seine eigenen Gebote mahnen. Orn würde sich allerdings nicht auf Spekulationen über die Handlungsweise seines Anführers mit den anderen einlassen. Er war bereits mit Roriks Vater zur See gefahren und ihm und seinem Sohn treu bis in den Tod.
    Er entließ den alten Mann mit einem Nicken und wandte sich an Thorolf. „Wir sind lange genug hier gewesen. Ruf die Männer zurück, mein Freund.“
    Thorolf brummte zustimmend und griff nach dem Elchhorn, das vom Mast in der Mitte des Schiffs hing. Als Rorik an ihm vorbeiwollte, hielt er ihn mit der Hand zurück.
    „Ich weiß, dass du Othar, nach allem was geschehen ist, nicht auf Einervik zurücklassen konntest“, sagte er mit gedämpfter Stimme, die keiner sonst hören konnte. „Aber nimm dich in Acht, Rorik. Er ist neidisch auf dich. Das war er immer schon.“
    „Er wird vernünftiger, wenn er erwachsen ist.“ Er bedachte Thorolf mit einem heiteren Blick. „Trotzdem vielen Dank für deinen guten Rat.“
    „Ja. Ich sehe förmlich, wie du ihn dir zu Herzen nimmst“, knurrte Thorolf und ließ seinen Ärger am Elchhorn aus.
    Das laute Hornsignal schreckte die Möwen auf, die kreischend vom Mast aufflogen. Bald würde die Ebbe einsetzen. Rorik prüfte die Strömung und stellte seine Berechnungen an. Mit etwas Glück würden sie die Themsemündung und die offene See erreichen, bevor sie von einem Schiff der englischen Kriegsflotte entdeckt wurden, die König Alfred kurz vor seinem Tod hatte erbauen lassen.
    Normalerweise wäre ihm eine solche Begegnung willkommen gewesen. Eine siegreiche Seeschlacht könnte ihn von seinem Eid entbinden. Aber diesmal hatte er eine Frau an Bord, die er nicht von einem Kriegsschauplatz in den nächsten bringen wollte.
    Vor dem Zeltverschlag blieb er stehen und beobachtete die Männer, die auf das Hornsignal von allen Seiten herbeieilten. Sie waren in Hochstimmung, siegestrunken, grölten kriegerisch und schlugen einander lachend auf die Schultern, als sie an Bord sprangen. Er würde Streitereien bei der Verteilung der Beute schlichten müssen, aber im Grunde genommen waren es wackere und erfahrene Männer, die mit ihm schon oft auf Seefahrt waren. Schwierigkeiten wegen der Frauen würden nur Othar und seine Kumpane machen.
    Rorik schlug den Ledervorhang beiseite und betrat das Zelt.
    Drei Frauen und ein kleines Mädchen kauerten aneinander gedrängt im hintersten Winkel der Bugwölbung und starrten ihm angstvoll entgegen. Er achtete nicht auf ihre feindseligen Blicke, griff nach einem eingerollten Ledersack, schlug ihn aus und legte ihn auf die Schiffsplanken, bettete Yvaine behutsam bäuchlings auf das Lager und drehte ihr Gesicht zur Seite. Ihre Augen waren geschlossen, aber als er die Finger an ihren Hals legte, spürte er ihren regelmäßigen Pulsschlag. Sie bewegte sich, als suche sie eine bequemere Lage, und ein leises Wimmern entfloh ihren Lippen. Das harte Lager musste vorläufig genügen. Später würde er eine weichere Unterlage für sie besorgen. Die anderen Frauen konnten sie pflegen, nur deswegen behielt er sie an Bord.
    „Unmensch! Verfluchter Barbar!“
    Rorik riss
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