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Historical Collection Band 03

Historical Collection Band 03

Titel: Historical Collection Band 03
Autoren: Marguerite Kaye Michelle Willingham Joanne Rock Carole Mortimer
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Antwort erraten, selbst wenn Julia nicht gesprochen hätte. „Eine entfernte Verbindung.“
    „Süße Julia Nicht-ganz-aus-Dorset, warum bist du hier?“
    Sie schloss kurz die Augen, und er fragte sich, ob sie ihn mit einer Leidensgeschichte abspeisen würde, um sein Mitleid zu erregen. Die verzweifelte Hoffnung, sie möge ihm die Wahrheit sagen, schnürte ihm die Kehle zu.
    Warum das so war, konnte er selbst nicht ganz begreifen. Es ging ihn schließlich nichts an. Zwischen ihr und ihm bestand nur eine finanzielle Abmachung. Mehr zu erfahren würde lediglich Komplikationen schaffen, auf die er gut verzichten konnte. Aber warum hatte er dann das starke Bedürfnis, alles über sie zu wissen, wenn er sich doch sonst kaum für einen anderen Menschen interessierte?
    Ihre Blicke trafen sich. Sie schien sich einen Ruck zu geben. „Ich beging einen Fehler.“
    Ihre Stimme schwankte. Welch Unterschied zu der selbstbewussten Gattin des Zeus, die sie die letzten Stunden gespielt hatte. Das Bedauern in ihrem Blick versetzte ihm einen Stich. Er ließ sich jedoch nichts anmerken. „Einen recht gravierenden Fehler nehme ich an.“
    Heiße Röte stieg ihr in die Wangen. Scham. Vielleicht Verlegenheit. Sie wandte das Gesicht ab.
    Er drehte ihren Kopf sanft wieder zu sich herum. „Sag es mir, Julia. Ich verspreche dir, du hast nichts von mir zu befürchten.“
    Wieder seufzte sie. So tief und resigniert, dass es ihn mitten ins Herz traf.
    „Ich habe eine Docke Spitze gestohlen und wurde dabei ertappt“, flüsterte sie verlegen. „Mrs Bentwhistle war anwesend und bot mir ihre Hilfe an. Im Gegenzug für eine Nacht unter ihrem Dach würde sie sich um den Konstabler und den Ladenbesitzer kümmern.“ Sie zuckte die Achseln. „Sie versprach mir auch einen Teil der Summe, die ich verdienen würde. Es schien mir ein gutes Geschäft zu sein.“
    Sie versuchte, sorglos zu klingen, als bedeutete es ihr wenig, aber er hörte den Unterton der Demütigung in ihrer Stimme, der ihre wahren Gefühle verriet.
    Zorn stieg in ihm auf. Er ließ den Kopf auf das Kissen sinken und blickte an die Decke, um seine Betroffenheit zu verbergen. „Mrs B. muss geglaubt haben, das große Los gezogen zu haben. Warum hast du wegen einigen Metern Firlefanz so viel riskiert?“
    Abrupt setzte sie sich auf, die Wangen hochrot vor Ärger. „Hast du eine Vorstellung davon, wie es ist, Hunger zu haben?“
    Der Vorwurf in ihrem Ton traf ihn wie eine Ohrfeige. Wie konnte er sie verurteilen, wenn er an ihrer Stelle sehr wahrscheinlich dasselbe getan hätte? Doch das Problem bestand trotzdem noch. „Was ist mit deiner Familie? Oder der deines Mannes?“
    Sie hob stolz das Kinn. „Als mein Mann starb, hinterließ er alles seinem Neffen. Ihn würde ich niemals auch nur um einen Penny bitten. Und genauso wenig möchte ich meiner eigenen Familie zur Last fallen.“
    Plötzlich kam ihm ein schockierender Gedanke. „Der Erbe deines Mannes wollte dir Gewalt antun, und du warst nicht bereit, ihm nachzugeben“, vermutete er.
    Jetzt sah sie ihn endlich an, die Augen voller Tränen, die sie mühsam in Schach hielt. „Als ich mich weigerte, warf er mich hinaus“, sagte sie leise. „Also fing ich an, Hüte zu machen, aber mir ging das Geld für Bänder und Spitze aus, da eine meiner Kundinnen mich nicht bezahlte.“ Ein klägliches kleines Lächeln verschwand, bevor es richtig entstanden war. „Ich brauchte doch nur ein wenig Spitze.“ Eine Träne lief ihr über die Wange, und Julia wischte sie schnell fort.
    Teufel, das war alles viel schlimmer, als er befürchtet hatte. Ihm war fast selbst zum Weinen zumute. Ihr wundervolles Geschenk hatte sie ihm nur gegeben, weil ihr keine andere Wahl geblieben war.
    Er unterdrückte einen Fluch. Warum hatte er nicht ein einziges Mal wie ein ehrenhafter Mann gehandelt und sie von hier fortgebracht? Zum Teufel mit seiner schwarzen Seele. Doch obwohl er jetzt ihre Geschichte kannte, wollte er sie immer noch nicht gehen lassen. Noch nicht.
    „Mit Mrs B. habe ich noch ein Wörtchen zu reden“, meinte er finster. „Sie hat deine Lage ausgenutzt.“
    Doch sie fuhr entsetzt auf. „Nein, bitte nicht. Das darfst du nicht. Das Geld, das sie mir versprochen hat, ist alles, was ich will. Ich möchte keinen weiteren Ärger.“
    Wie naiv sie war. Wie vertrauensvoll. Zum Henker, sie hatte ihm ja sogar ihren Namen anvertraut. Wie konnte sie nur so arglos sein? Weil wohlerzogene Damen nun einmal nichts von der Welt wussten. Und das brauchten
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