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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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leidet seit Längerem an einer geheimnisvollen Krankheit. Er befindet sich in einem geistigen und körperlichen Schwächezustand, seit uns die Nachricht von Napoleons Flucht von Elba erreichte. Zunächst vermuteten seine Ärzte, er habe einen Hirnschlag erlitten, aber es tritt seit drei Monaten keine Besserung ein. Er wird Tag und Nacht von einem Arzt und einem Diener versorgt, die an seinem Bett wachen.“ Sie suchte Ryders Blick und sah ihre eigene Skepsis in seinen grauen Augen gespiegelt. Mit seiner undurchdringlichen Miene wirkte er wie ein Priester im Beichtstuhl.
    „Sie vermuten also einen Giftanschlag. Und wer führt derzeit die Regierungsgeschäfte?“
    „Mein jüngerer Schwager Prinz Antoine.“
    Sie vermutete, dass der Engländer eine rhetorische Frage gestellt hatte, da er genau zu wissen schien, wer die Macht über das Herzogtum innehatte.
    „Verstehe. Der Herr, der so eifrig darum bemüht war, Prinz Philippe davon zu überzeugen, nach dem Tod Ihres Gemahls die Neutralität aufzugeben und sich mit Napoleon zu verbünden?“ Eva nickte. „Und er ist Anwärter auf den Titel des Großherzogs, falls Ihr Sohn und Prinz Philippe sterben?“
    „Ja. Deshalb wird Philippe rund um die Uhr bewacht. Ich hätte nicht vermutet, dass Antoines Einfluss bis nach England reicht“, fügte sie düster hinzu. Es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, dass Freddies Leben in Gefahr sein könnte. Bislang hatte sie angenommen, es handle sich um einen Machtkampf zwischen den Brüdern.
    „Es ist davon auszugehen, dass ein Widersacher aus Maubourg einen Anschlag auf den jungen Großherzog plant und genügend Einfluss hat, die Person zu beseitigen, die den Regenten zu schützen vermag.“ Ryder stützte das Kinn in die Hände. Er hatte äußerst männliche Gesichtszüge, stellte Eva zerstreut fest.
    „Und diese Person bin ich. Mir ist mittlerweile auch klar geworden, dass Philippes Krankheit, die zeitgleich mit Napoleons Landung auf französischem Boden ausbrach, ein allzu augenfälliger Zufall wäre. Antoine verehrt den Kaiser und ist bestrebt, Maubourg unter die Herrschaft Frankreichs zu bringen, in der Hoffnung, von Napoleon dafür reich belohnt und gefördert zu werden.“
    „Verzeihen Sie, es liegt mir fern, den Interessen Ihres Landes zu nahe zu treten. Ein neutrales Maubourg hat sich zwar in der Vergangenheit für die Verbündeten als nützlich erwiesen, aber warum sollte Napoleon jetzt eine Änderung dieses Status anstreben?“
    „In der Vergangenheit waren ihm die Geschicke Maubourgs einerlei, sonst würde das Herzogtum nicht mehr existieren. Aber seine Einstellung hat sich offenbar geändert. Ich denke, wir besitzen etwas, woran er großes Interesse hat.“ Jack zog skeptisch eine Braue hoch und sah sie fragend an. Eva fuhr fort: „Ich habe einen bestimmten Verdacht. Was wissen Sie über Sprengstoff?“
    Statt zu antworten, kam Ryder auf die Füße und ging leise zur Eichentür, drehte den Schlüssel um, öffnete einen Spalt und spähte in den Flur. Zufrieden verriegelte er die Tür wieder und kehrte zu ihr zurück. „Am Ende des Gangs stehen Wachposten. Können Sie sich auf deren Loyalität verlassen?“
    „Ich … ich denke schon.“
    „Hmm. Vermutlich weiß ich weniger über Sprengstoff, als nötig wäre. Was geht hier vor?“
    Eva strich sich fahrig das Haar aus der Stirn, fasste sich aber rasch. Eine Großherzogin gestattete sich nicht, auch nur das geringste Anzeichen von Schwäche zu zeigen, sondern verhielt sich in jeder Situation kühl und gemessen. Sie verschränkte die Hände im Schoß und straffte die Schultern.
    „Der Haupterwerb des Herzogtums ist die Destillierung und Herstellung von Parfum.“ Ryder nickte, auch das schien ihm bekannt zu sein. „Die großherzogliche Manufaktur hat eine Gruppe von Wissenschaftlern in ihre Dienste genommen, die den Auftrag hat, den Prozess der Destillierung und Mischung verschiedener Essenzen zu überwachen und zu verbessern. Ich bin an der Manufaktur beteiligt und habe mir erst letzte Woche die Geschäftsbücher durchgesehen. Antoine hat neue Leute eingestellt, ohne Philippe oder mich davon zu unterrichten. Der Höhe ihrer Einkommen nach zu schließen, handelt es sich um qualifizierte Fachkräfte, nicht um einfache Arbeiter oder Handwerker.
    Vor Kurzem gab es Explosionen in den Bergen, und am Tag des Unfalls ließ ich mich die steile Bergstraße hinaufkutschieren. Wir fanden ein paar tiefe Krater und schwarze Brandstellen, mehr nicht. Allerdings hatte ich
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