Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
Vom Netzwerk:
hatte.
    Jack Ryder gehorchte, er bewegte sich leicht zur Seite und stützte sich auf die Ellbogen, um ihr besser ins Gesicht sehen zu können. Durch diese veränderte Position übte er einen verstörenden Druck auf ihr Becken aus. Wobei Mr. Ryder nicht sonderlich gegen seine sinnlichen Triebe anzukämpfen schien, schoss es Eva benommen durch den Kopf. Er beobachtete sie abschätzend unter halb verhangenen Lidern. „Einen Moment Geduld, Ma’am. Vorher müssen wir etwas klarstellen. Mit welchem schriftlichen Beleg ich Sie von meiner Identität und meiner Mission überzeugen könnte, ist mir nicht klar, da Sie mir unterstellen, mir jeden Beweis unrechtmäßig angeeignet zu haben. Überzeugt Sie vielleicht das Wort Ihres Sohnes?“
    „Freddie? Was meinen Sie damit?“
    „Als ich ihn davon unterrichtete, dass ich Sie nach England bringe, fragte ich ihn nach einem Passwort für Sie, falls Sie mir nicht glauben. Nach kurzem Überlegen sagte er: ‚Fragen Sie Mama, wie es Meister Petz und der Ratte geht. Sie weiß, wen ich damit meine.‘“
    „Meister Petz? Ach, der Schlingel! Mr. Ryder …“ Sie stemmte ihre Hände gegen seinen Brustkorb. Genauso gut hätte sie versuchen können, die Burgmauern zu verschieben. „Bitte geben Sie mich frei. Ich glaube Ihnen.“ Ihr Zorn machte einer namenlosen Erleichterung Platz, als er aufstand, sich gegen einen Bettpfosten lehnte und sie fragend ansah. „Das sind seine Spitznamen für seine beiden Onkel. Er musste mir versprechen, sie keinem Menschen gegenüber zu erwähnen, um sich nicht ihren Unmut zuzuziehen. Antoine wäre gewiss darüber empört gewesen, hätte er gehört, wie er bezeichnet wurde.“
    „Die Ratte, nehme ich an?“
    „Richtig. Immer wenn Antoine sich aufregt, zieht er seine lange Nase so komisch kraus. Ich glaube Ihnen, Mr. Ryder. Bringen Sie mich nun aus dieser Burg?“
    „Das ist meine Absicht.“
    „Und helfen Sie mir, Widerstand gegen Antoine zu leisten?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“ Eva sprang auf die Füße, ihr Groll war wieder da. Dieser Lakai, dieser Bote der britischen Regierung hatte kein Recht, ihr zu widersprechen. Er schien ein Mann der Tat zu sein, genau so einen brauchte sie in dieser Situation. Er musste ihr gehorchen. „Es ist Ihre patriotische Pflicht, Sir.“
    „Dummes Zeug.“ Eva schnappte nach Luft. Niemand wagte es, so mit ihr zu sprechen. Er fuhr ungerührt fort: „Abgesehen davon, dass ich nichts mit dem Herzogtum zu tun habe, ist es nicht meine Pflicht, den Großteil seiner männlichen Bevölkerung von den Truppen der Koalitionspartner abschlachten zu lassen, denn genau das wird passieren, falls Bonaparte an dieser Enklave Interesse zeigt und Sie Widerstand leisten. Damit würden Sie einen sinnlosen Bürgerkrieg riskieren. Wie ich Ihnen bereits erklärt habe, besteht meine Aufgabe allein darin, Sie unversehrt über Brüssel nach England zu bringen, damit Ihr Sohn in Ihre Obhut gelangt, bis die Unruhen vorüber sind. Dadurch sind Sie außerdem vor Antoines Zugriff geschützt, der Sie als Geisel nehmen und Druck ausüben könnte.“
    „Wie bitte? Ich soll mich davonstehlen und das Herzogtum Antoine und den Franzosen überlassen, nur weil ich eine Frau bin?“ Offensichtlich hielt der dreiste Kerl sie für eine zimperliche, blutleere englische Miss. Gelegentlich bemüßigte er sich zwar, ihr den nötigen Respekt entgegenzubringen, aber er hatte keine Ahnung, welche Rolle ihr in den zwei Jahren seit Louis’Tod auferlegt worden war. In diesen beiden Jahren hatte sie sich einen eisernen Panzer zugelegt, um ihre Seele und ihr Herz zu schützen.
    „Ich muss Ihnen widersprechen. Es handelt sich um einen strategischen Rückzug, weil dies die einzig vernünftige Lösung ist“, entgegnete Mr. Ryder. „Ich nehme an, Sie kennen den Unterschied zwischen vernünftigem Handeln und romantischen Höhenflügen.“
    „Wie können Sie es wagen, so mit mir zu sprechen? Sie unverschämter Flegel. Ich bin sehr wohl imstande, auf mich selbst aufzupassen.“
    „Tatsächlich, Ma’am? Sie sind mit knapper Not zwei Unfällen und einem Giftanschlag entronnen. Wäre ich der Attentäter, wären Sie längst tot. Ihr Sohn braucht Sie, und Sie brauchen mich. Also, wollen Sie nun hier sitzen bleiben“, sein Blick flog über ihre Gestalt, „auf Ihrer Würde, mit einer unsichtbaren Krone an Ihren Busen gedrückt, oder begleiten Sie mich?“
    Ich sollte ihn ohrfeigen, dachte Eva, aber er ist zu schnell für mich. Darf ich meine Leute im Stich lassen?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher