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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder
Autoren: Rebecca Gablé
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Knüppeln bewaffnen können, aber jetzt machte sich bezahlt, wie gründlich Alan sie ausgebildet hatte. Im Nu brachten sie den Kampf unter Kontrolle.
    Alan schloss den Kinnschutz seines Kettenhemdes, beförderte den Schild mit einer geschickten Bewegung vom Rücken nach vorn, legte die Linke um den Haltegriff und zog das Schwert wieder. Dann verließ er den Schatten des Torhauses, umrundete das kleine Schlachtfeld im Burghof und lief die Treppe zum Donjon hinauf. Zwei von Eustaches Rittern mussten hier noch irgendwo sein, wusste er, und sie erwarteten ihn gleich am Eingang der Halle mit gezückten Schwertern.
    Gleichzeitig griffen sie ihn an, einer von rechts, einer von links. Alan machte einen Satz nach hinten, und seine beiden Gegner prallten hart gegeneinander. Der Linke ging mit einem Wutschrei zu Boden, und Alan nahm sich den Rechten vor. Er hatte leichtes Spiel, denn der Kerl war ein miserabler Techniker. Nach drei unkoordinierten Streichen auf Alans Schild vergaß er seine Deckung, und Alan hieb ihm den Schwertarm ab. Schreiend ging der Mann zu Boden und landete auf dem Rücken. Mit der Linken umklammerte er den Stumpf seines rechten Arms, aus dem ein pulsierender Blutstrahl sprudelte, und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu Alan auf. Der ließ den Schild los, legte beide Hände ans Heft und stieß ihm die Klinge mit einem kräftigen Ruck ins Herz.
    Der Schrei endete wie abgeschnitten, und in der plötzlichen Stille hörte Alan den Zweiten von hinten kommen. Er glitt nach links, um dessen Schwert zu entgehen, machte einen krummen Rücken und gleichzeitig einen Schritt rückwärts. Der Angreifer traf ihn wie ein Rammbock, und die eigene Wucht beförderte ihn von den Füßen. Er fiel über Alans Schulter, landete hart auf seinem Schild und starb, lange bevor er sich wieder sortieren und aufspringen konnte.
    Alan stellte ihm einen Fuß auf die Schulter und befreite die Klinge aus seiner Kehle. Vorwurfsvoll starrten die toten blauen Augen zu ihm empor.
    »Ein Jammer«, sagte eine Stimme vom anderen Ende der Halle. Sie klang amüsiert. »Das war mein Cousin Ralph de Mortain.«
    »Euer Cousin war zu langsam«, antwortete Alan und wandte sich um. »Da kann man nichts machen.«
    Eustache de Boulogne stand hinter der Tafel an der Stirnseite der Halle, aber Alan konnte nicht viel von ihm sehen, denn der Prinz hielt Susanna vor sich wie einen Schild und hatte ihr einen Dolch an die Kehle gesetzt.
    Ohne Eile trat Alan näher und vermied es, seiner einstigen Gemahlin in die Augen zu sehen. Er war nicht sicher, was er dort finden würde – Verachtung oder Flehen –, aber er konnte das eine so wenig gebrauchen wie das andere.
    »Ich bin auf der Suche nach Eustache de Boulogne«, sagte er.
    »Ihr habt ihn gefunden«, antwortete der schmale Kerl mit den Hakennase und den rötlichblonden Locken.
    »Das kann nicht sein«, erwiderte Alan kopfschüttelnd. »Eustache de Boulogne ist der beste Soldat in König Stephens Armee. Kein Feigling, der sich hinter Röcken versteckt.«
    »Wäre ich nur Soldat, würde ich mich liebend gern mit Euch schlagen, Helmsby, denn ich wollte immer schon wissen, wer von uns beiden denn nun besser ist. Aber ich bin auch Prinz und versuche, mein Erbe zu retten. Was Ihr hier seht, ist nicht Feigheit, sondern Politik.«
    Alan verzog angewidert den Mundwinkel. »Nennt es, wie Ihr wollt, das macht es nicht besser. Und im Übrigen ist Euer Erbe verloren, ganz gleich, was Ihr tut. Ihr habt, genau genommen, alles verloren, Monseigneur. Sogar Fenwick.« Unten im Hof war es still geworden, und er hörte Schritte auf der Treppe. »Alles gesichert, Mylord«, rief Ælfric.
    »Seht Ihr?«, sagte Alan zu Eustache. »Also, wie wäre es, wenn Ihr die Dame gehen lasst und wir überlegen, wie es nun weitergehen soll.«
    Eustaches Linke, die Susannas Oberarm umklammert hielt, glitt zu ihrer Brust, knetete sie einen Moment, legte sich dann wieder um den Arm. Susanna regte sich zum ersten Mal; eine schwache, ruckartige Bewegung, als wäre sie zusammengezuckt, aber sie gab keinen Laut von sich.
    Alan konnte es nicht länger aufschieben. Er schaute ihr ins Gesicht. Er sah Angst in ihren Augen, aber ebenso diese spezielle Art von Hochmut, die sie so perfekt beherrschte. Sie hasste ihn immer noch, stellte er erleichtert fest. Mir ist lieber, er schneidet mir die Kehle durch, als mir von dir helfen zu lassen , sagte ihr Blick. Alan lächelte ihr zu. Susannas Mut hatte ihm immer imponiert.
    »Also, was soll das werden,
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