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Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)

Titel: Hinterher ist man immer tot: Roman (German Edition)
Autoren: Eoin Colfer
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nicht überlebe – worin auch immer er bestehen mag –, würde er die monatliche Rate in den Topf werfen. Warum nicht? Andererseits könnte er mich natürlich auch reinlegen wollen.
    Mike räuspert sich vor seiner großen Ansprache: »Du musst dich fragen, Dan, warum will mir Mister Madden die Schangse geben, etwas wiedergutzumachen?«
    Das ist verwirrend: Mike spricht von sich selbst in der dritten Person, aber über mich in der ersten.
    »Soll ich die Schangse ergreifen?«, fährt Mike fort. »Oder soll ich die Schangse mit Füßen treten?« Das muss ein Witz sein. Ich spüre eine Schlagader in meiner Stirn pochen.
    »Weil man Schangsen wie diese nicht jeden Tag bekommt.«
    Aaargh. Ich muss dem Ganzen ein Ende machen. Ich muss etwas sagen.
    »Mike, darf ich dir eine Frage stellen?«
    Mike ist gedanklich bereits zwei Absätze weiter, ihm bleiben kurzfristig die Worte im Halse stecken. Ich presche vor, bevor er erneut einen Vorwand findet, um Schangse zu sagen.
    »Was machst du hier?«
    Mike kneift seine kleinen feuchten Augen zusammen, und einen Moment lang verschwinden sie vollkommen aus seinem rotgeäderten Gesicht. »Was machen wir alle hier, Daniel?«
    »Nein. Ich meine, was machst du hier? In Cloisters. New Jersey ist ein italienischer Staat. In Jersey gibt es keine irischen Banden. Du bist wie ein Pickel auf dem Arsch eines Supermodels, Mike. Du gehörst hier nicht hin.«
    Mikes Stuhl knarzt, als er sich zurücklehnt und ich ihn in seiner gesamten korpulenten Statur bewundern darf, die ich noch vor fünf Jahren als beängstigend empfunden hätte. Jetzt sehe ich lediglich einen alternden Säufer, der sich in einen teuren Anzug gezwängt und dessen Eleganz durch den Stoff ausgeschwitzt hat. Kraft hat der Alte noch, aber wenn er zu viel davon einsetzt, läuft er Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden. Meiner ungebildeten Ansicht nach bleiben Mike höchstens noch fünf Jahre, bis ihm das Speckfett die Pumpe verstopft. Möglicherweise hätte ich den Prozess beschleunigen können, hätte ich Zeb nicht aus dem Raum schaffen lassen.
    »Die Italiener haben keine Lust, sich mit mir anzulegen«, sagt er schließlich, womit er meine Frage tatsächlich sogar beantwortet, wenn auch nicht wahrheitsgemäß. »Wir sind hier eine ruhige kleine Stadt, mein Sohn, und das Blutvergießen wäre es nicht wert.«
    »Ja, wahrscheinlich hast du recht«, sage ich scheinbar unbeteiligt, als könnte er den Italienern theoretisch großen Schaden zufügen.
    Die schlichte Bemerkung scheint im Widerspruch zu all dem anderen argumentativen Müll zu stehen, den ich so von mir gebe, aber ich habe eine Methode. Zwischen meinen Einsätzen im Nahen Osten als Soldat der irischen Friedenstruppen gab mir mein damaliger Psychotherapeut, Dr. Simon Moriarty, ein paar Tipps für den Umgang mit Autoritäten. Ich kann ihn jetzt praktisch vor mir sehen, wie er ausgestreckt auf dem Bürosofa liegt, auf dem eigentlich ich hätte liegen sollen, eine dicke Zigarre raucht und die Asche in einen Kaffeebecher abstreift, den er auf seinem Ramones-T-Shirt balanciert.
    Du musst dir eins klarmachen, Dan. Jeder durchschnittliche Boss hat sich den Platz an der Spitze mit Schikanen erkämpft, weshalb er tief in seinem Innersten glaubt, er habe diesen Platz gar nicht verdient. Du bedenkst ihn also erst mal mit ein paar wohlüberlegten Beleidigungen, nur um ihm zu beweisen, dass du’s draufhast. Wenn du ihn schön eingeschüchtert hast, machst du ihm Komplimente. Hältst du den Blödsinn zwei Wochen durch, frisst er dir aus der Hand.
    Zwei Wochen hab ich nicht, also muss ich mich darauf verlassen, dass Zeb den Boden mit Beleidigungen bereits bereitet hat.
    »Nein, die Italiener haben nichts damit zu tun«, fährt Mike fort, rückt seine Schiebermütze auf eine Weise zurecht, die seine Unerbittlichkeit gegenüber italienischen Kriminellen unterstreichen soll. »Das ist wie in Sparta. Wir können hier einfach nicht so viele davon gebrauchen, sonst müssen wir den ganzen Tag Dosenravioli fressen.«
    Dosenravioli. Reizend.
    »Die Leute dazu hast du jedenfalls«, sage ich und verknüpfe erneut eine Beleidigung mit einem Kompliment.
    Mikes Männer lassen die Muskeln spielen, so dass ihre Sakkos knarzen.
    »Andererseits hab ich die meisten davon vor wenigen Monaten ganz alleine windelweich geprügelt, obwohl ich verletzt war. Jetzt könnte ich’s wahrscheinlich mit vier oder fünf gleichzeitig aufnehmen, wenn’s sein muss.«
    Darauf ist Mike vorbereitet. »Oh nein, mein
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