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Hinter verzauberten Fenstern

Hinter verzauberten Fenstern

Titel: Hinter verzauberten Fenstern
Autoren: Cornelia Funke
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der anderen Seite der Garage öffnete und Jakobus mit Riesig hereinmarschiert kam.
»Guten Morgen!«, rief der kleine Mann und winkte Julia fröhlich zu. Er hatte seinen schwarzen Mantel an, eine dunkelblaue Perücke auf dem Kopf und einen großen Korb in der Hand. Riesig winkte ebenfalls. Er war genau doppelt so groß wie Jakobus, aber in der hohen Garage brauchte selbst er sich nicht zu bücken.
»Oh, du hast ja noch jemanden mitgebracht!«, sagte Jakobus überrascht. »Ist das nicht dein Bruder?«
Olli bekam einen roten Kopf und griff nach Julias Hand. »Ja«, antwortete Julia, »er wollte unbedingt mit.«
»Sehr erfreut!«, sagte Jakobus und verbeugte sich vor Olli.
»Ich bin Jakobus, der Erfinder, und das hier ist Riesig. Wir freuen uns sehr, dass du unser Gast bist. Auch wenn es heute für dich etwas gefährlich werden könnte.«
»Das macht mir gar nichts«, sagte Olli und ließ Julias Hand beruhigt wieder los. »Hast du das Auto gebaut?«
»Ja!« Jakobus strahlte. »Gefällt es dir?«
»Es ist toll!«, sagte Olli.

    »Huuhuuuh!« Melissa kam mit Rosalinde hereingeflattert.
»Da sind wir schon!«
Ollis Augen wurden rund wie Tennisbälle.
»Wer ist denn dieser kleine Mann?«, fragte Melissa und flatterte entzückt auf Olli zu. »Ist das etwa noch ein Gast?« »Das ist mein Bruder Olli«, sagte Julia.
»Oh, wie reizend!«, zwitscherte Rosalinde, »Bruder und Schwester!«
Julia warf Olli einen mürrischen Blick zu. Der wusste gar nicht, wen er zuerst anstarren sollte und platzte fast vor Glückseligkeit.
»Wo bleiben die Heinzelmänner?« Jakobus runzelte die Stirn.
»Die haben wohl doch mal wieder verschlafen, was?« »Allerdings!«, sagte Melissa. »Aber wir haben sie gerade aus dem Bett geschmissen.«
»Da kommen sie schon!«, rief Rosalinde.
Sie war an diesem Morgen sehr blass und flatterte vor Aufregung in einem fort hoch und runter. Bill, Bob, Barney und Bert sahen noch sehr, sehr verschlafen aus. Gähnend tapsten sie einer nach dem andern in die Garage – und blieben wie angewurzelt stehen, als sie Olli sahen.
»Ooh!«, staunten sie einstimmig.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Olli war haargenau so groß wie die vier Heinzelmänner. Er hatte die gleichen kurzen, krummen Beine, die gleiche Stupsnase und die gleichen runden, dunklen Augen. Nur der Bart fehlte.
»Bist du auch ein Heinzelmann?«, fragten die vier im Chor. »Leider nicht«, antwortete Olli, »ich bin ihr Bruder.« Und er zeigte mit seiner kleinen Hand auf Julia.
»Ach so!«, sagten die Heinzelmänner und lächelten ihn verzückt an.
»Alles einsteigen!«, rief Jakobus. »Wir müssen los. Sonst ist Harry in Leos Kerker verhungert, bis wir kommen.« »Willst du uns nicht erst mal erzählen, was du dir ausgedacht hast, um in Leos Burg zu kommen?«, fragte Melissa neugierig. »Das erzähl ich euch, wenn wir da sind.« Jakobus lächelte verschmitzt. »Jetzt steigt erst mal ein.«
»Nein, danke, wir fliegen lieber!«, flötete Rosalinde. »Wie ihr wollt«, sagte Jakobus und kletterte mit seinem Korb auf den Fahrersessel. Riesig klemmte sich auf den zweiten Sitz, und die Heinzelmänner setzten sich auf die letzten zwei Sessel.
»Und wir?«, fragte Julia ratlos. Die Heinzelmänner zwinkerten Olli zu und grinsten ihn einladend an. Begeistert klemmte er sich zwischen Barney und Bert. Julia platzte vor Neid. So eine Gemeinheit! Schließlich war sie Ehrenheinzelfrau. Da sah sie, dass Riesig den mächtigen Kopf schief legte und sie fragend ansah. Glücklich kletterte Julia auf seinen Schoß und lehnte sich gegen den warmen Bauch des Riesen.
»Los geht’s!«, rief Jakobus und ließ den Motor an. Er surrte wie Julias kleine Flugmaschine.
»Jetzt kann Leo, der Lügner, was erleben!«, rief Melissa und flatterte mit Rosalinde voran.
»Harry, wir kommen!«, rief Jakobus und warf seine blaue Perücke in die Luft. Dann rollte das merkwürdige Gefährt mit beachtlicher Geschwindigkeit hinaus in den Schnee.

14. Kapitel

    Die Schokoladenburg von Fürst Leopold lag am Rand eines hohen, zerklüfteten Gebirges. Vor ihren Mauern standen nur ein paar windzerzauste Tannen und einige struppige Büsche im hohen Schnee. Dicke Felsbrocken markierten die breite Straße, die zum Burgtor führte, und überall standen Schilder mit der Aufschrift ›Näherkommen verboten‹. Jakobus lenkte sein Gefährt hinter einen hohen Felsen und hielt an.
    »Alles aussteigen!«, rief er. »Endstation!«
»Aber bis zur Burg ist es doch noch so
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