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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Andrej Djakow
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Nachwirkungen des gigantischen Rauschs, den er sich angetrunken hatte, um den Abschied vom permanenten Delirium würdig zu begehen.
    Selbst Sitting Bull, der ehemalige Anführer der Stummel, der seinen Spitznamen nicht zuletzt seiner dunklen Gesichtsfarbe verdankte, war so bleich, dass er im schummrigen Licht wie ein wandelnder Toter aussah und nicht wie ein vor Gesundheit strotzender Zwanzigjähriger.
    »Dym und ich gehen voraus. Sobald ich das Zeichen gebe, seid ihr beide dran.« Der Söldner nickte dem Heiden und Migalytsch zu. »Dann Gleb und Aurora. Sitting Bull, du bildest die Nachhut. Und keine Kamikaze-Aktionen auf eigene Faust. Gleb, das gilt vor allem für dich! Das Wichtigste ist, dass wir in den Raketentransporter kommen. Wenn wir Glück haben, können wir uns ohne großen Krawall aus dem Staub machen.«
    Ein Knall und metallisches Scheppern waren das Signal zum Handeln. Die Verfolger hatten das Gitter gesprengt und waren ihnen dicht auf den Fersen.
    Gennadi drehte am Verriegelungsrad der hermetischen Tür, und die beiden Stalker schlüpften in den finsteren Korridor. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht schlich die Gruppe durch den schmalen, unterirdischen Durchgang. Zuerst ging es um die Ecke, dann ein Stück geradeaus, dann folgte ein Reihe von kalten Kellern.
    Die Lichtkegel der Taschenlampen schwenkten durch die Räume und schälten allen möglichen Schrott aus der Finsternis: kaputte Infusionsständer, Halden von eisernen Bettgestellen, die zu einer monolithischen Masse verschmolzen waren, verrostete Halterungen von OP -Lampen …
    Im Hintergrund hörte man Möbel splittern. Die Angreifer nahmen offenbar gerade den Bunker auseinander und suchten nach Beute.
    Schneller!
    Von hinten näherte sich Stiefelgetrappel. Die Veganer hatten den dritten Ausgang aus dem Bunker gefunden.
    »Vorwärts!«, trieb Taran seine Leute an.
    Durch die zerkratzten Scheiben der Gasmasken konnten die Flüchtenden in der Dunkelheit nur wenig erkennen. Ihr eigener keuchender Atem dröhnte ihnen in den Ohren.
    Wumm! Das war die explosive Überraschung, die der clevere Sitting Bull den Verfolgern hinterlassen hatte: eine im Gang platzierte Sprengfalle. Ein Verwundeter schrie wie am Spieß. Dann fiel ein Schuss, und der Mann verstummte. Diese Bastarde verschonten nicht einmal die eigenen Leute.
    Die bedrohliche Nähe der Verfolger war der beste Ansporn, schneller zu laufen. Die Nerven lagen blank. Gleb drückte Auroras Hand fester und spürte durch den Gummihandschuh die Wärme ihrer Hand. Das machte beiden Mut. Während der Körper des Jungen wie ein Roboter funktionierte, spukten ihm tausend Fragen durch den Kopf.
    Wieso die Veganer? Warum ausgerechnet jetzt? Wollten sie sich den gepanzerten Raketentransporter unter den Nagel reißen? Oder ging es ihnen um banale Rache? Warum ging Taran einem Kampf aus dem Weg? Warum wollte er sich aus einem Krieg gegen die verhassten »Grünen« heraushalten? Warum floh er wie eine Ratte vom sinkenden Schiff? Was war der Grund für seine verstörende … Gleichgültigkeit?
    Auf einmal durchlöcherten milchige Strahlen die Finsternis: Tageslicht flutete durch klaffende Risse in einer morschen Tür und kroch breiig die Stufen einer windschiefen Treppe herab. An dem verfaulten Türstock rankten Spinnweben wie Efeu und hingen in langen Fetzen herab. Am Boden war abgetauter Reif zu einer dünnen Eisschicht gefroren. Es war ein kalter Dezembermorgen.
    Die Flüchtenden sammelten sich am schmalen Treppenabsatz und versuchten, wieder Atem zu schöpfen. Noch bevor sich ein Gedränge bilden konnte, trat Taran die Tür aus den Angeln und stürmte mit angelegter Kalaschnikow ins Schneegestöber hinaus.
    Sein untrüglicher Instinkt sagte dem Stalker, dass er seinem heimtückischen Feind nur um einen winzigen Schritt voraus war. Das Katz-und-Maus-Spiel stand kurz vor dem Finale.
    Die Oberfläche …
    Beim Anblick des unendlichen Himmels überkam den Jungen – wie damals beim ersten Mal – jenes unvergleichliche Gefühl der Weite, das eine unerklärliche Euphorie in ihm auslöste und gleichzeitig beängstigend war. Daran konnte man sich einfach nicht gewöhnen.
    Gleb schluckte und kämpfte gegen einen Anflug von Schwindel und Übelkeit. Im Augenwinkel sah er den Heiden und heftete den Blick auf dessen gebeugte Gestalt, gleichsam um sich daran festzuhalten. Die Übelkeit verging.
    Während der Junge den Chirurgen fixierte, hätte er beinahe vergessen, was ihm sein Vater immer gepredigt hatte: Sich stets
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