Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Andrej Djakow
Vom Netzwerk:
Klinge in Sungats Hand lösten sich rote Tropfen und klatschten auf seinen Kunstlederstiefel. Der Mörder putzte das Messer an Migalytschs Panzerhaube ab und warf den blutigen Fetzen angewidert weg. Dann hob er hastig die Maschinenpistole auf und richtete sie auf die herannahende Gestalt.
    »Keinen Schritt weiter, Stalker! Sonst sind deine beiden Zwerge die Nächsten.«
    Die Drohung zeigte Wirkung. Taran schluckte den Zorn, der in ihm brodelte, hinunter und blieb ein paar Meter vor dem Ekranoplan stehen. Ein Schauer lief durch den Körper des Stalkers. Die Folgen des überstürzten Auftauchmanövers wurden immer schlimmer. Das an den Schläfen und am Kinn angetrocknete Blut hatte sein Gesicht zu einer martialischen Maske entstellt. Obwohl er vor Schmerzen nur verschwommen sah, durchbohrte er seinen Feind mit stechendem Blick.
    »Du wirst nicht schießen. Weder auf mich noch auf die Kinder. Denn dann würdest du für immer ein Verlierer bleiben.« Taran ballte die Fäuste und nahm eine Kampfstellung ein. »Du wolltest doch eine Revanche, nicht wahr? Ich bin hier, und das Publikum auch. Los, Schakal, lass uns ein für alle Mal reinen Tisch machen.«
    »Papa, tu das nicht!«, ging der Junge entsetzt dazwischen. »Du bist viel zu schwach! Er wird dich töten!«
    »Zurück, Gleb!« Taran hob warnend die Hand. »Du und Aurora, ihr haltet euch da raus! Und lasst die Kanister keine Sekunde aus den Augen! Der Bakterienstamm ist im Moment wichtiger als alles andere.«
    »Dein Junge hat völlig recht.« Der Rotbart ging langsam die Rampe hinunter, stieg achtlos über Migalytschs leblosen Körper, leerte das Magazin der Bison und warf die entladene Waffe weg. »Ich werde dich töten, Stalker. Die ganze Geschichte dauert ohnehin schon viel zu lange. Wenn der Stich der Monsterameise nicht gewesen wäre, hätte ich dich und dieses ganze jämmerliche Gesindel längst zu Hackfleisch gemacht!«
    Sungat fasste das Messer mit der Klinge nach unten, wippte auf den Fersen, nahm Maß und stürzte sich dann mit Gebrüll auf seinen Feind. Taran wich schwerfällig aus und wäre dabei fast zu Boden gegangen. In seinen Oberschenkel fuhr im selben Moment ein stechender Schmerz. Über den aufgeschlitzten Stoff breitete sich ein dunkler Fleck aus.
    Der Stalker sah alles doppelt und verschwommen. Seine Arme fühlten sich taub und starr an, als wären sie nicht seine eigenen. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er in diesem Zustand keine Chance hatte, den Steppenhund mit einer Hebeltechnik zu überwältigen.
    »Das war erst der Anfang, Stalker!« Der Rotbart tänzelte um seinen Gegner herum und fletschte blutrünstig die Zähne. »Viel zu lange habe ich auf diesen Augenblick gew…«
    Entgegen allen Nahkampfregeln wartete Taran nicht die nächste Attacke ab, sondern stürzte sich instinktiv mit seinem ganzen Gewicht auf Sungat. Die Widersacher landeten beide im Schnee, verkeilten sich und versuchten, einander die Arme umzudrehen. Die tödliche Klinge funkelte im Mondlicht, Stiefelsohlen scharrten über das Eis. Der Stalker und der Bandit ächzten vor Anstrengung und wälzten sich wie tollwütige Hunde am Boden. Doch keiner schien die Oberhand zu gewinnen.
    Nervös verfolgte Gleb das zähe Ringen der beiden Hünen im Schnee, den der Mond in ein gespenstisches, bläuliches Licht getaucht hatte. Der Junge war mehrmals kurz davor, Taran zu Hilfe zu eilen, doch die eindringliche Warnung seines Vaters hielt ihn jedes Mal davon ab.
    Ein Seitenblick auf die Kanister gab ebenfalls Anlass zur Sorge. Auf den Metallbehältern hatte sich bereits eine Reifschicht gebildet. Was, wenn die kostbare Flüssigkeit in gefrorenem Zustand ihre wundertätige Wirkung verlor?
    Ein lautes Stöhnen aus der Richtung der Kämpfenden ließ Gleb zusammenzucken. Neben ihm seufzte auch Aurora erschrocken auf. Eine heulende Windböe übertönte für einige Augenblicke alle anderen Geräusche. Danach hatten sich die ächzenden Laute in ein sterbensnahes Röcheln verwandelt.
    Der Junge musste sich überwinden hinzuschauen, solche Angst hatte er vor dem bitteren Ende.
    Im zerwühlten Schnee bewegte sich etwas … Sein Vater oder Sungat?
    Es war der verhasste rote Bart …
    Der Bandit erhob sich über seinen niedergerungenen Feind, verharrte für einen Moment, spie ein Wolke dampfenden Atems aus und fiel dann wie in Zeitlupe bäuchlings in den Schnee. Im Rücken des Steppenhunds steckte das Messer.
    »Papa!«
    Gleb rannte zum Ort des Geschehens. Aurora folgte ihm auf dem Fuß. Der Junge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher