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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Andrej Djakow
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Geduld an die Sache herangehen und uns nicht verrückt machen lassen«, resümierte der Alte. »Taran und Dym sind mit allen Wassern gewaschen. Die lassen sich nicht so leicht auf die Füße treten …«
    Es dauerte eine Weile, bis die umtriebigen Abenteurer in dem verwinkelten Felsmassiv den Eingang in die Höhle fanden. Am verwaisten Uferstreifen gab es keinerlei Auffälligkeiten, die Anlass zur Sorge gaben. Im Schnee fanden sich nur die Spuren der Tritonen. Mit einem plötzlichen Angriff wilder Bestien war also eher nicht zu rechnen.
    Proforma meckerte Migalytsch ein bisschen herum, doch dann erlaubte er Gleb und Aurora, den Stalkern entgegenzugehen.
    »Aber nehmt ein paar Kanister mit«, mahnte der Alte. »Wir brauchen dringend unverstrahltes Wasser. Sonst müssen wir uns in nächster Zeit vom Heiligen Geist ernähren.«
    Die klobigen Metallbehälter stießen schmerzhaft an die Beine, doch Aurora folgte tapfer ihrem Freund, der mit der Bison im Anschlag vorsichtig vorausging. Der Strahl der Lampe tanzte nervös über die Findlinge und warf dabei gespenstische Schatten in die ohnehin unheimliche Umgebung.
    Als unmittelbar neben dem Eingang in die Grotte ein paar Steinchen zu Boden rieselten, blieb der Junge erschrocken stehen. Gleb gab seiner Begleiterin ein Zeichen, kniete nieder und horchte geduldig. Doch das Geräusch wiederholte sich nicht.
    Als die Kinder durch den Eingang traten, ließ ein boshaftes Echo das Geräusch ihrer Schritte in der ganzen Grotte widerhallen. Die Indianerspielchen konnte man sich nun also sparen. Eine kurze Erkundung der Örtlichkeit erbrachte ein durchaus erwartbares Ergebnis: Die Höhle war verwaist. Das Loch im zugefrorenen Tümpel und ein Rucksack, der danebenstand, ließen unschwer erkennen, wo die Stalker ihren Tauchgang begonnen hatten.
    »Sieht ganz danach aus, dass sie immer noch dort unten sind«, konstatierte Aurora achselzuckend. »Was sollen wir machen?«
    »Na was wohl? Warten.«
    Der Junge hockte sich auf den nächstbesten Felsblock und beobachtete nachdenklich das Wasserloch. Aurora setzte sich neben ihn und nestelte an ihrem zerzausten Haar, das unter der Gasmaske hervorquoll.
    Zuerst verharrten sie schweigend, doch schon nach wenigen Minuten empfand Gleb die Stille als bedrückend und versuchte, ein Gespräch anzufangen.
    »Was ich dich immer schon mal fragen wollte …«
    Das Mädchen drehte den Kopf, nickte flüchtig und war ganz Ohr.
    »Damals … nach der Geschichte im Pulkowo-Observatorium … Wieso bist du damals bei uns geblieben und nicht nach Eden zurückgekehrt?«
    Aurora war durchaus überrascht von der Frage, versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. Lässig kuschelte sie sich in ihren Pelz, den sie über dem ABC -Schutzanzug trug.
    »Du weißt doch, dass es dort niemanden gab, zu dem ich hätte zurückkehren können. Mit Eden verbindet mich nichts mehr.«
    »Aber du hast doch Bekannte und Schulfreunde dort«, beharrte Gleb. »Trotzdem hast du die Gesellschaft von zwei Menschen vorgezogen, die du kaum kanntest … Das ist doch merkwürdig.«
    »Ich weiß nicht.« Aus der Maske drang ein lauter Seufzer. »Es war wohl eine Entscheidung des Herzens. Wie soll ich das sonst erklären?«
    Das Mädchen war verlegen und ziemlich dankbar, dass die Gasmaske ihr Gesicht bedeckte.
    »Und? Hast du es nicht bereut?«
    Anstatt zu antworten, kicherte Aurora verschämt.
    »Findest du die Frage komisch?«, fragte der Junge leicht pikiert.
    »Nö, ganz normal. Es ist nur … manchmal ist es echt lustig, euch beiden zuzuschauen … Ihr wart damals so glücklich zusammen … Mir war sofort klar, dass es mich zu Leuten zieht, die noch zu echter Liebe fähig sind.«
    »Liebe …«, wiederholte Gleb gedankenverloren. »Gibt es denn in Eden keine …«
    »In Eden lebt niemand in dem Bewusstsein, dass jeder neue Tag auch sein letzter sein könnte. Die Leute haben es verlernt, sich über einfache Dinge zu freuen. Sie sind wie Marionetten, die an den Fäden einer einzigen fixen Idee hängen. Sie wollen nichts anderes, als in ihrer freiwilligen Gefangenschaft auszuharren und den Status quo beizubehalten … Und wenn ein Mensch nicht den Willen hat, etwas zum Besseren zu wenden, dann wird er sich auch selbst nicht mehr ändern. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich mit diesen verwöhnten Kleingeistern nichts mehr zu tun haben will. Sie haben kein Ziel im Leben. Keine Aufgabe.«
    »Und du? Hast du dir schon eine Aufgabe für dein Leben gesucht?«
    »Noch nicht. Aber das
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