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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Andrej Djakow
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nicht die geringste Überlebenschance gehabt.
    Auch die Haupträume des Labors waren verwüstet worden, aber weniger schlimm als die Technikräume.
    Als Taran wieder zurückging, wäre er beinahe auf den überall herumliegenden Reagenzgläsern ausgerutscht. Er fluchte und blieb dann wie angewurzelt stehen: An der Stelle, wo er den hilflosen Dym auf dem kaputten Sofa zurückgelassen hatte, ragten aus einer Senke im Boden massive Bruchstücke der Geschossplatten heraus, und durch einen Spalt in der Decke sah er den flackernden Widerschein eines Brands, der im oberen Stockwerk ausgebrochen war.
    »Dym?« Taran trat näher und leuchtete mit der Lampe über die Stahlbetontrümmer. »Dym? Mensch, wo bist du, Junge? … Dym!«
    Noch bevor der Stalker in Panik geraten konnte, hörte er den wohlvertrauten Bass seines Freundes.
    »Alles in Ordnung! Ich bin hier!«
    Die Stimme klang gedämpft und ziemlich weit weg.
    »Wo bist du denn? Der Trepan soll dich holen!«
    Taran blickte sich suchend um. Erst nach einer Weile entdeckte er durch einen Spalt in der geborstenen Wand Gennadis riesenhafte Gestalt. Der Mutant stand im Raum mit dem Autoklaven und starrte mit gesenktem Kopf auf das glitzernde Wasser im Becken.
    »Bist du wieder fit? Ein Glück.« Der Stalker wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Was stehst du dort rum wie ein Monument? Lass uns abhauen. Es dauert nicht mehr lang, dann steht hier alles in Flammen.«
    In der Tat stank es bereits nach verbranntem Gummi, Transformatoren sprühten Funken, und an der Decke zogen erste dünne Rauchschwaden entlang.
    Der Mutant reagierte zunächst nicht auf die Aufforderung, doch dann antwortete er mit leiser Stimme.
    »Tut mir leid, mein Freund. Aber die Tür ist verschüttet. Ich komm hier nicht mehr raus.«
    »Was? Ach Unsinn! Irgendwas wird uns schon einfallen.«
    Der Stalker schnappte sich eine schwere Stahlstange und drosch auf den Rand der Betonplatte ein. Und dann noch mal. Als das nicht fruchtete, klemmte er die Stange in den Spalt und setzte sie als Hebel ein. Es konnte einfach nicht wahr sein, was nicht wahr sein durfte. Doch mit jedem gescheiterten Versuch, zu seinem Freund vorzudringen, wurde die Befürchtung allmählich zur grausamen Gewissheit: Dym saß in der Falle.
    »Komm, lass es uns zusammen versuchen!«, beharrte der Stalker und fuhrwerkte weiter mit der Stange. »Es muss doch irgendwo eine Schwachstelle in der verdammten Wand geben.«
    Doch Gennadi reagierte nicht auf den Appell seines Freundes. Dann schaute er kurz um, nickte zum Abschied und stieg in das Becken. In seiner Hand funkelte plötzlich ein Skalpell.
    »He, du spinnst wohl!!«, schäumte Taran. »Was zum Donnerwetter soll das werden?!«
    »Ich habe alles gehört … Über das Ergebnis des Experiments. Ich bin zwar ein schlechter Koch, aber mit diesem ›Rezept‹ kann man nicht allzu viel falsch machen.«
    »Steck das Skalpell weg! Aber sofort!«
    »Du hattest völlig recht, Taran«, erwiderte leise Dym. »Ich bin zu anders. Man kann es den Leuten nicht zumuten, jemanden wie mich in ihrer Nähe zu dulden.«
    »Ach Unsinn! Ja, du bist anders als die anderen! Du bist besser als sie! Hörst du?! Tu das nicht! Ich verbiete es dir!«
    »Tut mir leid, mein Freund. Aber unsere Mission ist erfüllt. Du bist jetzt nicht mehr mein Kommandeur.«
    Zwei präzise Schnitte mit der blitzblanken Klinge, und auf Gennadis Handgelenken bildeten sich zwei rote Striche. Mäandernd rann dickes Blut über seine Hände und tropfte ins Wasser.
    »Warum machst du das?!«, schrie der Stalker und trommelte ohnmächtig mit den Fäusten gegen die Wand.
    »Weil es trotz allem eure Welt ist, Taran. Die Welt gehört den Menschen und nicht den Mutanten. Und sie muss eine Zukunft haben, ob dir das gefällt oder nicht.«
    Der Stalker bekam einen Hustenanfall, da immer mehr Kohlenmonoxid in seine Lungen strömte, und er spürte die Hitze des um sich greifenden Feuers. Trotzdem rührte er sich nicht vom Fleck.
    »Sei vernünftig und geh!«, zürnte Gennadi. »Ich werde ausharren, solange meine Kräfte reichen. Dann schalte ich die Pumpe ein.«
    »Gena!«
    »Geh jetzt! Oder willst du, dass alles umsonst gewesen ist?!«
    Der Mutant wandte sich ab, tauchte langsam ins Wasser und lehnte den Nacken gegen den Rand. Taran versuchte immer noch, seinen Freund umzustimmen, doch Gennadi ignorierte sein Geschrei.
    Schließlich sah der Stalker ein, dass seine Überredungsversuche fruchtlos waren. Schweren Herzens gab er den Blickkontakt auf, löste
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