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Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Hinter dem Horizont: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Andrej Djakow
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plumpste auf die Knie, hob vorsichtig den Kopf des reglos daliegenden Kämpfers und betrachtete besorgt sein blasses Gesicht.
    »Pa?«
    Die Lider des Stalkers zuckten und öffneten sich. In seinen trüben Augen flackerte Schmerz.
    »Die Kanister … an Bord … Wir starten …«, krächzte Taran am Rande der Ohnmacht.
    »Starten?«, echote Gleb völlig aufgelöst. »Aber das kann ich nicht!«
    »Du … du musst aber …«
    Unter größten Mühen schleppten die Kinder den Stalker die rutschige Rampe hinauf. Taran versuchte, sich leichter zu machen, indem er sich mit den Beinen am Boden abdrückte.
    Der eisige Wind hatte den Laderaum des »Kaspischen Monsters« in einen Gefrierschrank verwandelt. Trotzdem verspürte der Stalker eine gewisse Erleichterung, als er endlich saß und den Rücken gegen eine Trennwand lehnte. Der Schüttelfrost hatte aufgehört. Dafür quälte ihn ein bohrender Schmerz, der seinen Körper langsam, aber sicher in Stücke zu reißen schien.
    Nachdem Gleb und Aurora die Kanister hereingebracht hatten, winkte Taran seinen Stiefsohn zu sich.
    »Was ist, Pa?«
    »Hör zu, Gleb …« Der Stalker bekam einen Hustenanfall und schluckte Blut hinunter, das ihn am Sprechen hinderte. »Es geht zu Ende mit mir. Damit musst du dich abfinden.«
    Der Junge schüttelte verzweifelt den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Er konnte sich mit allem Möglichen abfinden, aber nicht damit.
    »Du musst den Bakterienstamm heil von hier wegbringen, koste es was es wolle«, fuhr Taran fort und drückte die Hand des Jungen mit seinen kalten Fingern. »Er ist wichtiger als ich, du und Aurora … Er ist wichtiger als alles andere. Er eröffnet die Chance auf ein neues Leben. Nutze diese Chance …«
    Die Lippen des Stalkers bewegten sich tonlos weiter. Offenbar wollte er noch etwas sagen, doch die Kräfte verließen ihn, und ihm fielen die Augen zu.
    Besorgt registrierte der Junge den unrhythmischen Atem seines Vaters und schaute sich Hilfe suchend nach Aurora um.
    »Wir müssen ihn zu den U-Boot-Fahrern bringen.« Die Stimme des Mädchens war fest, obwohl auch sie mit den Tränen kämpfte. »Das ist doch ganz in der Nähe. Und dort gibt es bestimmt einen Arzt!«
    Der Junge nickte energisch. Er klammerte sich an diesen kleinen Hoffnungsschimmer, seinen Vater doch noch retten zu können. Nie hatte er den Worten seiner Freundin blinder vertraut. Natürlich: Sie würden einen Arzt finden, und alles würde gut werden. Etwas anderes war überhaupt nicht denkbar!
    Gleb stand auf und machte sich auf den Weg ins Cockpit.
    »Aurora, komm mit! Du musst mir helfen. Setz dich auf den Platz des Kopiloten.«
    Der Junge schloss für einen Moment die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Er versuchte, sich an das Wenige zu erinnern, was ihm Migalytsch über das Fliegen beigebracht hatte.
    Die Aufgabe türmte sich vor ihm wie ein unbezwingbarer Berg, doch die Sorge um Taran motivierte Gleb, sein Bestes zu geben. Fieberhaft suchte er im Gewirr der Instrumente nach den richtigen Schaltern und Tasten und rief sich immer wieder in Erinnerung, was beim Start in welcher Reihenfolge zu tun war.
    Über viele Jahre hatten das Rauschen der Wellen und das Heulen des Winds in dieser einsamen Bucht am Ende der Welt als alleinige Herrscher den Ton angegeben. Nun mischten sich neue, bedrohliche Noten in ihre melancholische Melodie. Ein dumpfes, mechanisches Raunen, das in einem lawinenartigen Crescendo zu einem lauten Dröhnen anschwoll, überdeckte alle übrigen Geräusche.
    Eine salzige Fontäne im Schlepptau, schoss der Eisenvogel übers flache Wasser und hob schwerfällig von der Oberfläche ab.
    Die Freudenschreie der Kinder, die es tatsächlich geschafft hatten, das »Kaspische Monster« in die Luft zu hieven, rissen den Stalker aus der Bewusstlosigkeit. Der Ekranoplan trudelte und klapperte, aber er flog. Und das, obwohl der Laderaum halb offen stand.
    Ein Blick auf die flatternde Heckklappe genügte, um festzustellen, was der Grund für die Panne war. Mit beiden Händen ans Sicherungsseil geklammert, kletterte der tot geglaubte Steppenhund die Rampe hinauf.
    »Wir sind noch nicht fertig miteinander, Stalker!«
    Der Bandit spuckte Blut. Nur der glühende Hass auf seinen Erzfeind hielt ihn überhaupt am Leben und gab seinem zerschundenen Körper die Kraft, weiterzukämpfen. Im Laderaum zückte Sungat eine Handgranate und ging blutrünstig grinsend auf den Stalker zu.
    »Die habe ich eigentlich für mich aufgehoben, aber mit ehrenwerten
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