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Hingebungsvoll

Hingebungsvoll

Titel: Hingebungsvoll
Autoren: Natalie Rabengut
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könnten.“ Ja, der Gedanke gefiel ihm. Er musterte Katie – sie war hübsch und klug, warum also eigentlich nicht? Er machte einen Schritt auf sie zu und sie trat noch weiter zurück.
    „Wie meinst du das?“ Dann musste sie stehenbleiben, hinter ihrem Rücken war die Wand.  
    Endlich hatte er wieder die Oberhand und konnte der Versuchung nicht widerstehen, Katie ein wenig einzuschüchtern. Er stützte die Hände rechts und links neben ihrem Kopf auf. Schweigend betrachtete er ihr hübsches Gesicht und nahm befriedigt zur Kenntnis, dass ihre Pupillen sich leicht weiteten. Ganz offensichtlich war sie nervös und wusste nicht, was sie von seinem Auftreten halten sollte – es war genau die Reaktion, die er hatte provozieren wollen. Es war nicht mehr viel Abstand zwischen ihnen und er musste sich nur leicht nach vorne zu beugen, um-
    „Nicht!“ Fast schon panisch stieß Katie das Wort hervor.
    Lächelnd richtete er sich auf, erlöste sie aber noch nicht. Ihm entging nicht, dass ihre Brust sich schnell hob und senkte. „Keine Sorge, ich hätte es nicht getan. Aber ich glaube, du hast eine Ahnung, worauf ich hinaus will.“
    „Ich denke schon“, erwiderte sie zögerlich.  
    Er gab sie frei und strich sich nachdenklich über das Kinn. Dann nickte er zufrieden. „Ich glaube, das könnte funktionieren. Dann rufe ich uns mal ein Taxi.“  

4

    Zuerst nahm Julian das Taxi nicht wahr, sondern stand bloß am Fenster und starrte finster hinaus. Erst Katies blonden Locken erregten seine Aufmerksamkeit.  
    „Das kann doch nicht wahr sein!“
    „Was?“, fragte Vivian hinter ihm, die mit einem Buch in der Hand in dem Sessel saß.
    „Dale ist wieder da!“
    Vivian war mit zwei Schritten neben ihm und gemeinsam sie beobachteten, wie Dale den Fahrer des Taxis bezahlte, aus dem er soeben mit Katie gestiegen war.
    Beunruhigt warf Julian einen Blick zu seiner Schwester, weil er sich nicht sicher war, wie sie reagieren würde. Ihre Miene war undurchdringlich und ließ nicht den geringsten Rückschluss auf ihre Gedanken zu. Abrupt drehte sie sich um und verließ das Zimmer.  
    Mit einem lauten Seufzen ließ Julian sich in seinen Schreibtischstuhl sinken und schickte ein Stoßgebet Richtung Himmel in der Hoffnung, dass nun wieder alles seinen gewohnten Gang gehen würde.
    Es dauerte nicht lang, bis es an der Tür klopfte. Julian schwieg in einem leichten Anflug von Trotz. Natürlich ignorierte Dale die Tatsache, dass er keine Antwort erhalten hatte und kam herein. Vor Julians Schreibtisch blieb er stehen und grinste leicht schief. „Na, wie geht’s?“
    Julian verschränkte die Arme und musterte seinen besten Freund eindringlich. Wie immer trug Dale eine schwarze Jeans und ein schwarzes Hemd. Seine dunklen Haaren waren etwas länger geworden und unter seinen grauen Augen lagen Schatten. Befriedigt nahm Julian zur Kenntnis, dass Dale offensichtlich auch nicht viel Schlaf in seiner Abwesenheit gefunden hatte.
    „Bist du jetzt fertig damit, mich wie auf einer Tierschau zu begutachten?“
    Verächtlich schnaubte Julian. „Du musst entschuldigen: Du warst so lange einfach verschwunden, dass ich fast vergessen habe, wie du aussiehst.“
    Dale zog nur die Augenbraue hoch und nahm in dem Sessel vor dem Schreibtisch Platz. Er beugte sich nach vorne, stützte sich mit den Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und sagte amüsiert: „Katie erwähnte etwas Ähnliches. Ich nehme also nicht an, dass du meine Email gelesen hast?“
    Heiße Verlegenheit schoss durch Julian und gleichzeitig fragte er sich flüchtig, wo Dale und Katie sich getroffen hatten. Doch statt einer Antwort drehte er den Kopf zum Bildschirm und öffnete sein Email-Programm. Ein kleines Fenster forderte ihn auf, sein Passwort einzugeben. War Katie etwa von sich aus zu Dale gefahren? In seine Wohnung? Seine Laune verschlechterte sich rapide.
    „Hm.“
    Dale lachte laut und lehnte sich zurück, nun sichtlich entspannter als zuvor. „Lass mich raten: Du hast deine Mails so lange nicht abgerufen, dass das Programm dein Passwort wissen will – und du hast es vergessen.“
    Ohne den Blick zu heben, nickte Julian langsam und presste seine Zunge fest gegen seinen Gaumen. Seine Oma hatte ihm geraten, das zu tun, sobald er wütend wurde.
    „Lasagne.“
    „Wie bitte?“, verständnislos starrte Julian ihn an. Dann fiel es ihm wieder ein, sein Passwort war „Lasagne“. Katie hatte ihm vor einer Weile das Programm eingerichtet und darauf bestanden, dass er sich damit
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