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Hingebungsvoll

Hingebungsvoll

Titel: Hingebungsvoll
Autoren: Natalie Rabengut
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niemandem zu sagen, worüber wir hier reden.“
    Katie grinste breit und verschränkte die Arme. „Das glaubst du doch selber nicht.“
    „Wir werden sehen.“ Schwer atmete Dale aus. „Also, wo fange ich an? An dem letzten Abend, an dem ich im Aviditas war, hatte ich einen ziemlich heftigen Streit mit Viv.“ Sein Herz verkrampfte sich wieder und es fiel ihm schwer, weiterzusprechen. „Sie ist aus dem Raum gestürmt und nachdem ich mich beruhigt hatte, bin ich sie suchen gegangen. Ich habe sie auch gefunden – nur leider im Bett mit einem anderen Mann.“
    Jetzt war es raus. Zumindest die halbe Geschichte, aber Katies Gesichtszüge waren schon deutlich weicher geworden.  
    „Das tut mir leid, Dale. Das wusste ich nicht.“
    Er winkte ab. „Ich bin leider noch nicht fertig. Wir haben unseren Streit natürlich fortgesetzt und der Typ hat sich aus dem Staub gemacht. Am Ende wusste ich nicht mehr, wo mir der Kopf stand und ich brauchte dringend frische Luft. Draußen vor dem Club stand ich dann auf einmal dem Kerl gegenüber, den ich vorher mit Vivian überrascht hatte. Er hat sich – sagen wir – abfällig über sie geäußert-“ Er brach ab und sah stumm auf seinen Eistee. Katie drängte ihn nicht, sondern wartete geduldig, bis er bereit war, weiterzusprechen. „Möglicherweise habe ich mich mit ihm geprügelt und möglicherweise hat es mir eine gebrochene Nase eingebracht.“
    Sie gab sich Mühe, doch er konnte ihre Mundwinkel zucken sehen. Sie versuchte es zu verbergen, indem sie sich die Hand vor den Mund hielt, aber ganz gelang es ihr nicht. „Ich glaube, ich brauche jetzt doch einen Drink. Dann fahren wir zusammen mit einem Taxi zum Club. Noch länger drücken kannst du dich auf keinen Fall. Julian dreht schon fast durch.“
    Mit zwei Gläsern kam er zurück und sah dann erstaunt zu, wie Katie ihres in einem Zug leerte. Sie stellte das Glas mit einem lauten Knall auf dem Tisch ab und sagte: „Jetzt musst du versprechen, niemandem zu erzählen, was ich dir jetzt sage. Im Gegenzug verrate ich niemandem deine Geschichte.“
      Obwohl er skeptisch war, nickte er.
    „Zwei Tage, nachdem du verschwunden warst, war Vivian fürchterlich betrunken – und mit fürchterlich meine ich wirklich bis unter die Dachrinne. Sie hat mich die ganze Zeit mit ihrem eigenen Namen angesprochen, während sie neben mir saß und stumpf vor sich hingestarrt hat. Irgendwann sagte sie zu mir, dass ich ganz schön bescheuert sei. Ich habe wirklich erst nach einer Weile verstanden, dass sie ein Selbstgespräch mit mir geführt hat. Egal, was sie genau gesagt hat – es hat sowieso nicht viel Sinn ergeben. Fakt ist nur, dass sie nicht fremdgegangen ist. Sie wollte dich nur eifersüchtig machen. Jedenfalls ist sie in Panik verfallen, weil du so wütend reagiert hast und kam sich so unfassbar dumm vor, dass sie es nicht über sich gebracht hat, die Situation richtig zu stellen oder dir gar hinterherzulaufen. Ich glaube, sie wollte einen Dreier initiieren, hat dann sich aber selbst unwohl dabei gefühlt. Zumindest habe ich mir das aus ihrem unzusammenhängenden Vortrag geschlossen.“
    Dale biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer zu schmerzen begann. Sein Blick fiel auf seine Hände und er öffnete seine Finger – versuchte bewusst, tief zu atmen. „Ist das dein Ernst? Dieses sture Weibsbild war zu stolz-“ Er brach ab und sog Luft ein.
    Katie nickte nur stumm.
    Abrupt stand er auf und goss sich noch einen weiteren Drink ein. Das Glas war eigentlich viel zu voll. Katie tauchte neben ihm auf und stellte ihr Glas hin, damit er es ebenfalls noch einmal füllte. Sie strich ihm beruhigend über den Rücken. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf.  
    Dieses Mal leerte er den Drink in einem Zug.  
    „Sei doch froh, dass nichts passiert ist. Ihr hättet ja einfach mal miteinander reden können.“
    Dale lachte bitter. „Natürlich, weil das so einfach ist! Außerdem: Wer im Glashaus sitzt, sollte lieber nicht mit Steinen werfen.“
    Ihre Augen verdunkelten sich und sie erwiderte langsam: „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
    „Nein? Wie lang genau bist du jetzt in den kleinen Schriftsteller verliebt?“
    Zum ersten Mal heute war sie es, die nun langsam zurückwich. „Hast du ihm das gesagt?“, fragte sie atemlos.
    Er schüttelte den Kopf. „Bisher nicht. Ich mische mich in solche Geschichten lieber nicht ein. Allerdings habe ich jetzt das untrügliche Gefühl, dass wir uns gegenseitig aus unserer Misere helfen
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