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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
Autoren: Kira Licht
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Engel mit den tollen Flügeln. Was sollte ich machen? Ich hatte offiziell frei, ich durfte fahren, wohin ich wollte. Ich könnte nachsehen, ob er noch dort lag. Ich könnte aber auch nach Hause fahren, mich auf meine Couch legen und nicht mehr an ihn denken.
    »Willst du hierbleiben?«
    Cayo konnte so nervig sein. »Nein, ich fahre nach Hause.« »Gut, ich baue eben noch die Technik ab und mache eine kurze Übergabe im Funkraum.«
    »Okay.« Ich musste auf einmal so heftig gähnen, dass ich beide Hände brauchte, um meinen Mund zu bedecken.
    Cayo grinste und kniff mir liebevoll in die Seite. »Gute Nacht, Fräulein.«
    »Nacht, Cayo.« Ich schmiss Yaris, die mit einem Experten redete noch eine Kusshand rüber, schlich aus dem Saal, in den nächsten Aufzug und fuhr hinunter in die Tiefgarage. Die Luft war stickig, verbraucht und roch nach Abgasen. Ich stieg in meinen kleinen nachtschwarzen Flitzer und legte unschlüssig die Hände um das lederne Lenkrad. Wieder dachte in an den Engel. Der Umweg über das östliche Industriegebiet war gewaltig, doch bevor ich mich dagegen entschied, drehte ich schnell den Schlüssel im Zündschloss und fuhr los.
    Ich will einfach nur nachsehen, ob er noch lebt. Es ist ein rein berufliches Interesse.
    Eigentlich wäre es dann meine Pflicht, ihn zu erschießen, doch ich weigerte mich, in diesem Moment darüber nachzudenken.
     
    Als ich vor der Gasse neben der Fabrik hielt, war ich mir der Brisanz meiner Lage durchaus bewusst. Zwar hatte ich meine Waffe dabei, doch auf die Hilfe der Zentrale konnte ich nun nicht zählen.
    Der Engel kauerte immer noch dort, wo er umgefallen war. Als ich frisches, noch warmes Blut witterte, war ich fast erleichtert. Ein toter Körper roch anders. Der Engel lag mit geschlossenen Lidern eingerollt auf der Seite. Unter seinem Bauch hatte sich eine dunkelrote Lache gebildet. Vorsichtig stupste ich ihn mit dem Stiefel an. Seine Augen waren gerötet und glänzten fiebrig, als er zu mir aufsah.
    »Dämon«, flüsterte er mühsam.
    Ich nickte, immer noch hin- und hergerissen zwischen meiner Neugier und meinem schlechten Gewissen. Was machte ich bloß?
    Dann passierte etwas Unerwartetes: Er lächelte. Es war ein hoffnungsvolles, ehrliches und warmes Lächeln. Ich starrte wie paralysiert zurück. Ob er schon im Fieberdelirium schwebte? Einen Todfeind lächelte man nicht an. Man brachte ihn um.
    »Wo ist dein Helm, Dämon?«, wollte er schwer atmend wissen.
    »Dort, wo auch mein Schutzanzug hängt«, antwortete ich.
    Er sah an mir hinunter und deutete mühsam ein Nicken an. »Verstehe.« Er hustete und spuckte Blut, doch dank des Snacks von vorhin machte mich der Geruch nicht mehr so nervös. »Und nun ist es Zeit für eine kleine Zwischenmahlzeit?«
    »Schon erledigt.«
    »Warum bist du dann hier?«
    »Ich wollte nachsehen, ob du schon tot bist«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Das darauf folgende Husten des Engels klang wie der verunglückte Versuch eines Lachens.
    »Wie ist dein Name, Dämon?«
    Ich antwortete nicht. Stattdessen sah ich in sein hübsches, lädiertes Gesicht und ein zartes Flattern in meinem Bauch erinnerte mich stark an das Gefühl mit Mik. Verlangen. Begehren. Eine große Anziehungskraft. Wie konnte das sein?
    »Dämon, hast du einen Namen?«, fragte er, während er es tatsächlich schaffte, sich wieder aufzusetzen. Für einen Engel war er erstaunlich zäh. Ich betrachtete ihn so ausdrucklos wie möglich, um ja nichts von meinen Gefühlen nach außen dringen zu lassen.
    »Ich heiße Levian«, sagte er und strich über seinen linken Flügel. »Wie man unschwer erkennen kann, bin ich ein Engel, aber das wusstest du vermutlich schon, bevor du mich gefunden hast.«
    Ich nickte.
    »Du sprichst nicht viel, hm?«
    »Wozu auch?«
    »Stimmt. Dämonen sind doch eher Wesen der Tat.«
    Trotz seiner fiebrigen Augen brachte er einen provozierenden Blick zustande, der mich ein klein wenig ärgerte. Ich legte raubtierhaft den Kopf schief und aus meiner Kehle stieg ein dunkles Knurren herauf. »Vorsicht, Engel.«
    »Ich heiße Levian.«
    »Ist mir egal, Engel.«
    »Was willst du dann hier?«, fuhr er mich plötzlich an. Er sah schon gut aus, wenn er halb tot war. Wenn er wütend war, sah er noch besser aus. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit ihm tun würde, aber ich würde ihn nicht erschießen oder verbluten lassen. Er sollte mich von mir aus hassen, aber ich würde ihn mitnehmen, ihn und seine tollen Flügeltrophäen. Plötzlich wusste ich, dass es mir egal
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