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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)
Autoren: Joanne Harris
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Marauds? Irgendein Kerl hat seine Frau geschlagen? Holt Vianne! Eine Katze sitzt auf einem Baum fest? Holt Vianne!«
    Inès, Du’a und die anderen waren schon längst auf dem Weg zur Brücke. »Entschuldige, aber ich muss wirklich weiter«, sagte ich.
    »Und ich darf nicht mit?« In seiner Wut steuerte Paul-Marie seinen Rollstuhl über den Platz, was ziemlich mühsam war. Seine kräftigen Arme arbeiteten wie Kolben. »Da komm ich doch am besten gleich hinterher. Ich will wissen, was gespielt wird.« Er folgte mir die Straße hinunter und schrie dabei: »Kommt alle mit! Kommt und seht euch an, wie Vianne übers Wasser geht!«
    Er kam erstaunlich schnell voran, trotz des Kopfsteinpflasters. Hinter ihm öffneten sich Türen, klappten Fensterläden auf. Unsere kleine Gruppe – die schon unter normalen Umständen genug Aufmerksamkeit erregt hätte – lockte alle möglichen Leute an. Poitou kam aus der Bäckerei. Charles Lévy hörte auf, in seinem Garten Unkraut zu jäten. Die Gäste, die auf der Terrasse des Café des Marauds saßen, reckten die Hälse, um zu sehen, was los war, dann ließen sie ihre Getränke stehen und kamen angerannt.
    Ich sah Guillaume, mit Patch auf dem Arm, Joséphine mit besorgter Miene, Caro Clairmont, immer noch einen Ofenhandschuh über der Hand. Als wir den Boulevard erreichten, hatten wir schon ein Dutzend Anhänger, und in Les Marauds stießen noch mehr Leute zu uns. Fatima Al-Djerba und ihr Ehemann Medhi, ihre Tochter Yasmina, ihr Schwiegersohn Ismail. Es waren auch weniger freundliche Gesichter zu sehen: Marie-Ange, die Acheron-Jungs und ihre Clique, eine Handvoll Männer aus der Moschee, die extrem misstrauisch wirkten. Louis Acheron schob Paul-Maries Rollstuhl, während Paul besoffen dröhnte: »Genau wie der Rattenfänger!«
    Joséphine kam zu mir gerannt. »Was ist denn los?«
    Schnell erklärte ich ihr alles. Aber die Leute, die sich inzwischen vor dem Fitness-Studio versammelt hatten, machten so einen Lärm, dass ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob sie mich verstand. »Heißt das, Reynaud ist da drin?«, fragte sie.
    Ich nickte. »Wir müssen mit Saïd reden und ihm erklären, was los ist, bevor es einen Aufstand gibt.«
    Die Menschenmenge wurde immer größer. Die Tür zum Gym stand offen, und ein paar Mitglieder – junge Männer in T-Shirts und Shorts – standen im Eingang. Die Hitze war fast unerträglich. Die Mittagssonne stach erbarmungslos, ich hatte das Gefühl, als würde mir jemand einen spitzen Nagel in den Kopf hämmern. Und von der Menge ging ebenfalls eine Art Hitze aus, ein Geruch wie Metall und Wacholder. Das Schattendreieck unter der Markise des Fitness-Studios war so dunkel, dass ich die Gesichter der jungen Männer kaum sehen konnte. Sie standen im Schatten, ich in der Sonne. Wir standen einander gegenüber wie beim Showdown in einem Western, getrennt durch eine kleine Gasse.
    Ich ging auf sie zu, gefolgt von Joséphine. Zahra und die anderen blieben zurück. Selbst jetzt erschien es ihnen unvorstellbar, das Gym zu betreten. Auch Inès zögerte.
    Einer der jungen Männer verstellte mir den Weg. Ich wusste nicht, wie er hieß, aber ich erkannte ihn: Es war einer der Typen, die bei Karim waren, als ich ihn das erste Mal sah.
    »Ich muss mit Saïd sprechen«, erklärte ich.
    »Saïd ist nicht hier.«
    Die Menschenmenge hinter mir wurde immer lauter. Zu den besorgten Dorfbewohnern wie Narcisse und Guillaume hatten sich noch zahlreiche Unterstützer gesellt, die es nur darauf anzulegen schienen, Unruhe zu stiften. Ich sah drei der Acheron-Jungs, einer hatte bereits mehrere Blumentöpfe von einem Fenstersims auf die Straße geworfen. Der zweite wollte eine der riesigen Mülltonnen umkippen, die hinter dem Café standen. Caro Clairmont rief, man solle Ruhe bewahren, und sorgte dadurch für noch mehr Lärm. Marie-Ange filmte alles mit ihrem Handy.
    Auch einige Flussleute waren gekommen, ich erkannte sie an der Kleidung und an ihren Haaren. Und weil sie sich eher im Hintergrund hielten. Nirgends eine Spur von Anouk und Rosette. Du’a war ebenfalls verschwunden. Hoffentlich hatte Omi sie in Sicherheit gebracht.
    Paul-Marie Muscat schrie: »Die Flussratten! Die müssen natürlich auch mitmischen!«
    Und schon entstanden in der Menge zwei gegenläufige Wellenbewegungen: Die einen drehten sich um, weil sie wissen wollten, was hinter ihnen los war, und stießen dadurch mit den anderen zusammen, die vorwärtsdrängten. Zahra stand jetzt neben mir und begann laut zu
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