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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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Atems laut genug, um Tote zu erwecken. Sarah blickte nur einmal hoch, nur gerade lange genug, um zu erkennen, daß die Zeit knapp wurde. Der schwächste der Sterne direkt über ihr am Himmel verblaßte bereits.
    Die Männer werden bald auf dem anderen Felsrand sein.
    Um Gottes willen, beeil dich!
    Keuchend vor Anstrengung zerrte sie die sperrigen Satteltaschen hinter sich her und versuchte gleichzeitig, ihren Revolver und die Schrotflinte daran zu hindern, bei jedem Schritt gegen die Felswände zu schlagen, die zu beiden Seiten näher rückten, während sie sich Zentimeter für Zentimeter durch den engen Gang vorwärtskämpfte. Sie wäre hilflos in dem Spalt steckengeblieben, wären nicht die Hände langer Verstorbener gewesen, die Teile des Durchgangs aus dem massiven Gestein herausgemeißelt hatten, und die Füße, die scharfe Kanten im Laufe der Zeit zu glatten Riffeln abgetreten hatten.
    Nur noch ein paar Meter.
    Schweiß rann zwischen ihren Brüsten hinunter, als sie mit aller Kraft zog und hievte und die Satteltaschen voller Silber näher und näher zum Eingang der Ruinen schleifte.
    Die Vorboten der Morgenröte eroberten den Himmel und färbten den Horizont in Schattierungen von blassem Gelb und zartem Rosa. Die Nacht wich langsam zurück und begann, die Seiten des Plateaus hinunterzugleiten und sich auf dem Grund des Canyons zu sammeln.
    Aber es gab keinen Ort, um sich vor der Sonne zu verstecken. Selbst der tiefste Punkt des Canyons würde bald die wärmende Liebkosung von Licht erfahren.
    Stimmen schallten aus dem Canyon, mehr als dreizehn Meter unterhalb des östlichen Randes, herauf, leicht verzerrt durch den Wind.
    Wütende Stimmen.
    »Verflucht, die Sonne geht bald auf, und ich sehe noch immer kein Silber, verflucht. Seh’ auch keine verdammte Frau, verflucht.«
    Mehrere andere Männer schlossen sich Moodys Beschwerde an.
    »Keine Sonne«, sagte Kester.
    »Verdammt, Ab hat mir gesagt, bei Tagesanbruch, nich’ bei Sonnenaufgang! Ich sage, erschießt den verdammten Bengel und holt euch das Silber.«
    Unter Moodys Männern wurden zustimmende Rufe laut.
    »Keine Sonne, kein Tagesanbruch«, erwiderte Kester.
    »Verflucht...«
    »Kein Tagesanbruch«, unterbrach Kester ihn barsch.
    Die Tatsache, daß er eine Schrotflinte hielt, wirkte überzeugender als jede Logik. Moody und seine Männer fügten sich widerwillig und begnügten sich mit erbitterten Flüchen, die lauter wurden, während sich der Himmel heller färbte.
    Case und Ute verschmolzen mit den Krüppelkiefern, die in der Nähe des östlichen Randes des Canyons wuchsen. Hinter ihnen breitete sich die Morgenröte in Streifen von Rot und Gold über dem wilden, windumtosten Land auf der Hochebene des Plateaus aus.
    »Die Jungs da unten scheinen allmählich die Geduld zu verlieren«, murmelte Ute.
    Case blickte nach Osten. Die Sonne war noch nicht über den Rand des Plateaus gestiegen.
    »Sie werden eben warten müssen«, meinte er.
    »Ist Ab noch immer mit Conner in diesem Weidendickicht direkt unterhalb der Quelle?«
    Case nickte.
    »Siehst du Morgan?« wollte Ute nach einer Weile wissen.
    »Nein. Aber er ist dort unten. Irgendwo.«
    »Hunter?«
    »Er ist auf dem südlichen Felsrand, an diesem Ausguck, von dem du ihm erzählt hast.«
    Ute grunzte. »Dort steht wahrscheinlich ein Wachtposten.«
    »Wahrscheinlich stand dort einer. Jetzt ist Hunter da.«
    Der alte Bandit schmunzelte.
    Lautlos und unaufhaltsam fraß sich der brennende Strahlenkranz der Sonne durch die Dunkelheit am Ostrand des Canyons. Als der flache Bogen zu einem Halbkreis anwuchs, trat Case aus den Schatten der Kiefern in den Strahl von Licht. Die schweren Satteltaschen, die er rechts und links über der Schulter trug, ließen seinen langen, schmalen Schatten wie die Silhouette eines schwarzen Engels wirken, der über dem Canyon schwebt.
    »Seht doch mal!« rief plötzlich einer der Männer in der Tiefe. »Dort oben auf dem östlichen Rand!«
    »Ab!« brüllte Kester.
    »Ich sehe ihn!«
    Ein anderer, kleinerer Schatten erschien an Cases Seite. Der Hut und die Jacke gehörten Sarah. Der Rest, einschließlich des ungeschickt geflochtenen Haares unter der Hutkrempe, gehörten Ute.
    »Wir sind da«, rief Case. »Laßt den Jungen frei.«
    Gewehrläufe hoben sich, um auf die beiden Gestalten auf dem Canyonrand anzulegen.
    »Wir haben Männer mit schußbereiten Gewehren entlang dem Rand postiert«, sagte Case. »Wenn ihr zu schießen anfangt, wird keiner von euch übrigbleiben, um die Toten zu
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