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Himmlisch Verliebt

Himmlisch Verliebt

Titel: Himmlisch Verliebt
Autoren: Melody James
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Cindy und lächelt süß.
    Cindy lächelt überhaupt nicht. Ihr Gesicht sieht aus wie in Stein gemeißelt. Ich vermute, sie will ihr Make-up nicht zerstören. Sie und Barbara wirken, als würden sie Guter Bulle/Böser Bulle spielen. Ich phantasiere weiter und amüsiere mich bei dem Gedanken, wie Cindy einen 45 er-Colt aus ihrer Tasche zieht.
    »Setz dich, Will.«
    Ich stelle mir vor, wie Cindy ihm mit der Pistole einen Kinnhaken verpasst, ihn zu einem Stuhl schleift und dann sein Blut von der Mündung wischt.
    »Ich will anfangen.«
    Und ich will fertig werden. Angst macht sich in mir breit. Vielleicht meldet sich Mum nicht, weil es schlechte Nachrichten gibt. Vielleicht sollte ich sofort nach Hause gehen. Ich bekämpfe das Verlangen, einfach aufzustehen und mich aus dem Staub zu machen, indem ich mir sage, dass Dad mir schreiben würde, wenn es schlechte Nachrichten gäbe.
    »Wir brauchen einen Leitartikel, Will.« Cindy klopft mit ihrem Stift auf den Tisch. »Kannst du die Infos, die du hast, nicht ein bisschen ausschmücken?«
    »Ausschmücken?« Will starrt Cindy zornig an. Er thront auf seinem Stuhl wie ein keifender Geier. Der ganze Raum weiß, er gibt auf keinen Fall einen Artikel ab, der nicht mit harten Fakten untermauert ist.
    Mr Harris lehnt sich vor. »Wie wäre es, einen der Artikel zu nehmen, den die Schüler eingereicht haben?«
    Cindys Kiefer spannt sich. »Diese Woche wurde nur ein einziger eingeschickt, und ich hatte bisher nicht die Gelegenheit, ihn zu lesen.«
    »Ist es der von Newshound 95 ?« Phil zeigt auf seinen Bildschirm. »Jemand hat ihn im
Webzin
-Ordner abgespeichert.«
    »Ja.« Cindy rutscht auf ihrem Stuhl herum. »Aber wie sollen wir ihn alle gemeinsam lesen? Der Drucker ist immer noch nicht installiert.« Sie wirft Mr Harris einen ihrer eisigen Blicke zu.
    Er schaut betreten auf den Boden – als wäre er der Schüler und sie die Lehrerin. »Ich habe es dem IT -Team gemeldet«, stammelt er. »Ich werde es morgen erneut ansprechen.«
    »Dave.« Phil guckt seinen Bruder an. »Wenn ich den Artikel jetzt an den Drucker im IT -Raum sende, würdest du ihn abholen?«
    Dave nickt, woraufhin Phil schnell im Kopf nachrechnet, wie viele Ausdrucke benötigt werden, und dann mit der Maus herumklickt. »Ich drucke jedem von uns ein Exemplar aus.«
    David geht in Richtung Tür. Mein Herz hämmert. Newshound 95 . Das bin ich. In drei Minuten werden alle in diesem Raum meinen Artikel lesen, während ich sie dabei beobachte. Ich denke an das Meeting von letzter Woche zurück. Wie Cindy jeden eingesandten Artikel abgelehnt und Will verächtliche Kritik am Beitrag zum Schulessen geäußert hat. Mir ist schlecht. Ich bin gerade so was von nicht in Stimmung für eine Massenkritik. Trotzdem widerstehe ich dem Verlangen, den Kopf in meine Tasche zu stecken und mich selbst mit dem Reißverschluss zu erdrosseln. Vermutlich würde das noch mehr negative Aufmerksamkeit erregen als mein Artikel.
    Jeff zieht grinsend einen Comic aus seiner Tasche und zeigt ihn Phil.
    Phils Augen leuchten auf.
»Watchmen.«
    »Das Original«, sagt Jeff.
    Phil nimmt das Comicheft und dreht es vorsichtig um, als würde er das wertvollste Buch der Welt in Händen halten. »Es ist der einzige Comic, der im
Time Magazine
unter den besten hundert Romanen aufgelistet ist«, schnauft er.
    Cindy guckt perplex. »Ein Comic ist unter den Top 100 ?«
    Jeff kratzt an einem Fleck auf seiner Jeans. »Comicbuch«, verbessert er sie.
    »Graphic Novel«, verbessert ihn wiederum Phil.
    Während sie im Hintergrund vor sich hin plappern, ist mein Herz kurz davor zu explodieren. Ich beobachte die Tür wie eine Verurteilte, die darauf wartet, dass der Gefängniswärter sie für den Galgen abholt.
    Davids Schritte tappen zielstrebig Richtung Redaktionsraum. Da kommt der Henker. Ich lege die Hand an meinen Hals. Wer braucht schon einen Strick? Meine Kehle ist schon jetzt zu eng, um noch zu schlucken. Meine Hände sind schwitzig. Als die Tür aufgeht, unterdrücke ich den Wunsch, einfach abzuhauen. Ich hab meine Atmung erst wieder unter Kontrolle, als David die Kopien verteilt.
    Mr Harris nimmt sich ein Blatt, so wie ein Kind, das nach Süßigkeiten greift. »Ist es die erste Einsendung von Lesern, die ihr hattet?«
    »Es gab letzte Woche auch ein paar«, meint Cindy knapp.
    »Aber ihr habt euch dazu entschieden, sie nicht zu veröffentlichen?«, fragt Mr Harris.
    »Wir hatten genug eigenes Material.« Cindy erwähnt das Massen-Bashing nicht, die
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