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Himmelsmechanik (German Edition)

Himmelsmechanik (German Edition)

Titel: Himmelsmechanik (German Edition)
Autoren: Maurizio Maggiani
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Kaffeehauskellner Amanteo Hilfe von einer fünften Kolonne, einem neuen Freund und Bruder und Kaffeeliebhaber, auf den er in jeder seiner Postkarten hinwies. Der Mann hielt ihn über die geheimsten Abgründe der imperialen Schändlichkeiten auf dem Laufenden, deren Opfer er selbst war, obwohl er sich in der privilegierten Lage eines Adligen befand. Wie Amanteo schließlich seinem Sohn verriet, und zwar beim tragischen Anlass der Verhaftung seines Freundes, handelte es sich um niemand anderen als den sozialistischen Schriftsteller Oscar Wilde. Der Omo Nudo erinnerte sich, als Kind von diesem Schriftsteller ein Foto mit Widmung gesehen zu haben, das ihm sein Vater Otello gezeigt hatte, um die tatsächliche Bedeutung des Großvaters zu beweisen. Dieses Foto wird der Preis sein, den der Omo Nudo Nita für die Fahrt zur Gedenkstätte von Valençay bezahlen wird. Bresci hat geschworen, dass er es suchen wird, bis er es findet, auch wenn er es vom Grunde des Sees heraufholen müsste, wo die Trümmer des Krieges und mit ihnen die Hälfte seines Hauses verstreut liegen.
    Bresci erzählt auch, dass bei dem Foto auch noch Bücher waren, und laut Otello sei in diesen Büchern die verborgene Wahrheit versteckt, die sein Vater zusammen mit seinem Schriftstellerfreund suchen ging. Und vielleicht hatten sie die Wahrheit auch gefunden, aber mit einem Ehrenpakt geheim gehalten; und das erklärte auch, warum Amanteo nie wollte, dass jemand aus seiner Familie ihn in seinem schönen Chelsea besuchte, um wie er Kaffeehauskellner zu sein und seine Kenntnisse zu teilen. Dann erinnert sich der Omo Nudo, dass eines Tages, kurz nach seinen subversiven Enthüllungen, sein Vater verschwand, von der Nacht verschluckt. Er hatte gerade noch seine Frau Melina geküsst und seinen Sohn angefleht, dem Namen, den er trug, Ehre zu erweisen, und zwar sowohl dem seines Vaters als auch seinem eigenen. Mit Otello waren auch die Bücher der verborgenen Wahrheit verschwunden. Nita möchte, dass Bresci auch diese suchen geht, womit er sich eine weitere Fahrt im Coupé verdienen würde, wohin er auch wollte, aber der Omo Nudo ist der Meinung, dass sie mit Otello begraben wurden. Vielleicht in Paraguay, vielleicht in Kolumbien, vielleicht in Panama, wohin Otello auch gegangen sein mag, sie zu lesen, um zu finden, was er suchte.
    Otello ließ einige Monate später mit einem schönen Brief von sich hören, und dann mit noch einem und noch einem, und der Omo Nudo sagt, wir könnten sie lesen, wenn er gestorben sei, denn sie seien heikel. Außer den heiklen Passagen, die uns dann nach seinem Tod offenbart würden, macht das, was Otello in diesen Briefen erzählt, und was Melina ihrerseits im Laufe der langen Jahre ihrer weißen Witwenschaft im ganzen Revier verbreitete, ihren Sohn, der zu Fuß von Sachsenhausen nach Hause gegangen ist, zu einem bescheidenen Reisenden.
    Demnach floh Otello vor den Schwarzhemden, die ihn wegen seiner politischen Ideen von Gerechtigkeit und Freiheit umbringen wollten. Er konnte knapp ihren Klauen entkommen, weil er im letzten Moment von der Frau des Truppführers informiert wurde, die eine Frau von guten Manieren und mitleidvollem Herzen war und unter der Grausamkeit ihres Ehemannes litt. Die Santarellina sagt, jetzt, da Melina seit ziemlich vielen Jahren tot ist und sie keine Angst mehr zu haben braucht, dass sie mitbekommt, was die Lebenden sagen, dass der Oberfaschist ihn zwar umbringen wollte, aber aus dem Grund, weil er ihn mit seiner Frau Iside erwischt hatte, und dass das ganze Dorf ihm abzuhauen half, denn wie dem auch sei, auch das war Gerechtigkeit. In Anbetracht dessen, dass die Frau ihrem Ehemann Schönheit und Macht gebracht hatte und dafür nur Leiden und Hörner bekam. Die Gerechtigkeit hätte es ebenfalls verlangt, dass Melina ihren Mann wegen des ihrerseits erlittenen Unrechts erdolcht hätte, doch man vereinbarte, dass unter diesen besonderen Umständen Otello die Gunst des Exils und Melina, wenigstens als teilweise Entschädigung, die durch Schweigen gerettete Ehre gewährt wurde. Damals war die Santarellina ein kleines Mädchen und konnte alles hören, was sie wollte. Sie lebte im Haus von Isides Familie; als sie acht Jahre alt war, hatten sie sie im Waisenhaus gekauft, um sie für die Arbeit auf den Feldern bei sich zu halten.
    Otello schrieb dann, dass er mit dem wenigen Geld, das er zu Hause hatte, zu einigen Genossen aus Livorno gegangen war, die ihn übers Meer nach Genua brachten, wo er sich nach Amerika
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