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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition)
Autoren: Anja Saskia Beyer
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sich verbrannt. „Wir haben uns verbrannt“, sagt er grinsend dahin. „Für die Liebe muss man manchmal verrückte Dinge tun.“
„Was soll dieses schicksalsschwangere Geschwafel“, fauche ich ihn an und ziehe an der Zigarette, als wäre es die letzte meines Lebens. Natürlich huste ich sofort los. Und die Zigarette geht aus.
Peinliche Szenen habe ich in meinem Leben schon genug geliefert, und ich finde, diese muss verkürzt werden.
     
Die Zigarette im Mundwinkel, schnappe ich mir die Streichholzschachtel und den Chardonnay und stürme nach draußen.
Ein eiskalter Wind weht mich fast um, drückt mich mit dem Rücken an die nächstbeste Schaufensterscheibe. Ich wage es nicht, mich umzudrehen, denn ich ahne es und habe recht. Es ist ein Spielwarengeschäft.
     
Tobias findet mich. Zitternd und blass, bei Nino, meinem Eisverkäufer - mit sechs Kugeln Erdbeereis in der blau angelaufenen Hand.
Nino schaut Tobias an, als habe er seine Frau eine Hure genannt. Und Tobias glaubt, dass ich Nino in allen Details von seiner Unfruchtbarkeit erzählt habe. Ich lasse ihn schmoren. So wie er mich hat schmoren lassen, in dem Glauben, nicht fruchtbar zu sein. Je länger ich darüber nachdenke, desto gemeiner finde ich es. Ein halbes Jahr!
     
„Nora, bitte, es tut mir so leid, aber kannst du dir vorstellen, was das Ganze für mich bedeutet?!“ Tobias sieht mich flehentlich an.
Ich starre fassungslos zurück. Und strafe ihn mit Schweigen. Das, was er die letzten Monate so gut konnte. Während ich all die Gyn-Untersuchungen über mich habe ergehen lassen.
     
„Meine Party, ich muss doch noch den Rucola-Drecksdings-Salat machen“, höre ich mich durch dumpfe Watte fluchen. Und mir ist schlecht.
Tobias wirkt irgendwie erleichtert, dass ich noch funktioniere. Er legt Nino ein ordentliches Trinkgeld hin, nimmt mich liebevoll am Arm und führt mich zu unserem Audi. Den Tobias vor einem dreiviertel Jahr gekauft hat, falls ich über Nacht schwanger werde.
Der Kombi scheint mich zu verhöhnen und glotzt wie ein Auto.
Tobias wirkt verzweifelt. „Ich will Kinder mit dir, Nora. Wirklich. Ich liebe dich. Wir könnten … welche adoptieren?“
„Adoptieren?!“, entfährt es mir spitz. „Auf keinen Fall!“
     
Meine Cousine hat ein sehr großes Herz. Sie hat ein Mädchen adoptiert. Mia. Mia ist jetzt elf und knutscht mit einem 16-Jährigen. Letztes Jahr hat meine Cousine herausgefunden, dass Mias Mutter eine 15-Jährige Prostituierte war. Seitdem hat sie panische Angst, bald Großmutter zu werden. Nein, ich glaube an Gene. Auch wenn meine nicht die einer Heidi Klum, sondern eher die einer Bridget Jones sind. Und ich nie auf einer Hochbegabten-Schule angemeldet werden musste. Ich fände es einfach niedlich, wenn mir mein Töchterchen irgendwie ähnlich sieht und ist. Keine Frage. Ich finde Leute anbetungswürdig, die ein fremdes Kind bei sich aufnehmen. Hut ab vor meiner Cousine. Aber – es mag ein Einzelfall sein - ihre Ehe leidet sehr seit Satansbraten Mia.
     
„Wie lange wolltest du dieses Spiel noch treiben?!“, fauche ich Tobias an und Tränen drücken sich mir niagaraverdächtig in die Augen.
Er schluckt, schüttelt unglücklich den Kopf. Er scheint es selbst nicht zu wissen und starrt auf seine braunen Riccardo-Cartillone-Schuhe. Ich habe sie ihm zu unserem Siebenjährigen geschenkt.
„Ich habe einfach … den richtigen Zeitpunkt verpasst. Kennst du das nicht?“
Doch. Kenne ich. Bei meinen Haaren. Wenn sie strähnig ins Gesicht fallen. Und Otto, mein Friseur, gerade nach Malle abgereist ist.
Tobias hält mir bittend die Autotür auf. Wieder fällt mir eine Haarsträhne ins Gesicht. Ich lasse sie hängen.
     
Ich bin keine Frau, die zusammenbricht. Ich verbiege mich nur manchmal zu sehr.
Ich befehle Tobias, mich zu Jacky zu fahren. Sonst wüsste ich
nicht, wohin mit mir.
     

 
***
     
Jacky weiß, was Frauen brauchen. Was Frauen, die von Männern zutiefst enttäuscht wurden, brauchen. Marshmallows, in die man Zahnstocher pieken kann, Cola (auf gar keinen Fall light oder gar zero), Kleenex-Tücher, im Zweifel tun es auch Popo-Feuchttücher von Baby Gregor, und eine große Packung Paprika-Chili-Tacos mit extra fettigem Käse überbacken.
     
Jacky wurde von einem „große Liebe schwörenden“ griechischen Tauchlehrer in Australien geschwängert und schnöde sitzen gelassen. Er hatte ihr gesagt, dass sie die erste Frau seit fünf Jahren ist, in die er sich richtig verliebt hat, dass er sie seiner Familie in Athen
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