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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen
Autoren: MARGARET MOORE
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Sinne an und achtete aufmerksam auf Zeichen von Ross oder Reiter, auf einen Hinweis, dass Bayard oder sein Gegner hier entlanggeritten waren.
    Gelegentlich richtete sie den Blick nach vorn auf ihren Schwager, der so selbstverständlich die Kolonne führte. Deutlich war zu erkennen, dass die Soldaten ihn ebenso respektierten wie ihren Burghauptmann oder auch Bayard. Zudem war nicht zu übersehen, dass Armand sich sehr um seinen Bruder sorgte, auch wenn er sich am Abend zuvor, als man noch bis tief in die Nacht im Burgsaal zusammensaß, ebenso um Trost bemüht hatte wie seine Gemahlin.
    „Bayard ist der zäheste Hund, den ich kenne“, hatte er versichert und die langen Beine von sich gestreckt. „Wenn unser Vater uns mal wieder zur Strafe mit Wasser oder Sand gefüllte Eimer halten ließ, zog Bayard das immer länger durch als jeder andere.“
    „So hat er auch hier bei uns mal einen Burgwehrmann bestraft“, bemerkte Gillian. „Weil der nach einem Zechgelage morgens nicht zum Dienst antrat. Bayard meinte, das Eimerhalten sei nicht so entwürdigend wie der Schandstock.“
    „Das mag ja sein, aber wenn man da mit den Eimern steht, meint man glatt, die Arme fallen einem ab.“ Dabei hatte er nach Adelaides Hand gegriffen, fast so, als brauche er die Berührung. Genauso, wie Gillian sich nach Bayard verzehrte.
    „Ich kann mich noch gut erinnern, wie er das erste Mal aus der Haut fuhr“, erzählte Armand weiter. „Habt Ihr ihn schon mal erlebt, wenn er fuchsteufelswild wird?“
    „Allerdings“, erwiderte sie.
    Adelaide und ihr Mann wechselten einen fragenden Blick.
    „Als Dunstan umgebracht wurde.“
    „Ach so, klar“, bemerkte Armand. „Schreckliche Sache. Dabei kannte ich den Mann nicht mal.“
    „Er hätte dir bestimmt gefallen“, beteuerte Adelaide, wobei sie seine Hand drückte. „Er war ein bisschen wie Randall.“
    Aha, der Freund, den Bayard einmal im Zusammenhang mit dem Äpfelstehlen erwähnt hatte. „Ihr wolltet doch erzählen, wie Bayard das erste Mal aus der Haut fuhr.“
    Armand bedachte sie mit einem feinsinnigen Lächeln. „Also ehrlich, anfangs dachte ich immer, der hat die Ruhe weg. Was mich ziemlich überraschte, bedenkt man, zu was für Wutausbrüchen seine Mutter manchmal neigte. Eines Tages allerdings versuchte er, in einer nahe gelegenen Abtei Äpfel zu klauen.“
    „Ach, das hat er erzählt.“
    „So?“
    „Jawohl“, erwiderte Gillian. „Da ist er aus dem Baum gepurzelt. Als ich ihn fragte, woher er die Narbe auf dem Gesicht habe, sagte er das. Von aus der Haut fahren war dabei nicht die Rede.“
    „Na, Ihr hättet ihn mal sehen sollen. Meine Stiefmutter wollte mir die ganze Geschichte anhängen, obwohl ich zu der Zeit fleißig in meinen Büchern studierte. Sie keifte mich an – was für meine Stiefmutter nicht ungewöhnlich war – und holte schon aus, um mir eine Backpfeife zu verpassen.“ Armand unterstrich seine Schilderung mit der entsprechenden Geste. „Mit einem Mal stand Bayard da, die Wange säuberlich vernäht wie der Gobelin an der Wand hinter uns. Wenn sie zuschlüge, blaffte er meine Mutter an, würde es ihr leidtun. Dabei war er dermaßen in Rage, dass ihm beinahe die Nähte wieder aufplatzten. Ich weiß bis heute nicht, womit er ihr da gedroht hat, und sie selbst hat vermutlich auch keine Ahnung gehabt – ob er etwa zurückschlagen oder zu unserem Vater laufen würde. Doch in dem Moment, da hätte ich ihm alles Mögliche zugetraut. Sie schimpfte ihn einen undankbaren Lümmel, ließ aber die Hand sinken.“ Armand tat es ihr nach. „Danach hat sie uns nie wieder geschlagen.“
    Gillian erinnerte sich an Bayards Haltung damals während des Burggerichts, später dann bei der Nachricht von Dunstans Tod und bei der Bergung der Leiche. War er tatsächlich zu allem fähig? Wenn seine Liebsten bedroht waren, dann zweifellos.
    Aber auch große Zärtlichkeit und Güte waren ihm nicht fremd. Und Liebe …
    Vorn an der Spitze der Kolonne zügelte Robb sein Pferd. Anscheinend an einer schmalen Senke angelangt, schaute er nach hier und nach dort und hob prüfend die Nase, sodass Gillian schon fast annahm, er nehme Witterung auf wie einer der mitgeführten Spürhunde. Die zerrten auch schon aufgeregt winselnd und jaulend an den Leinen.
    Dann wies Robb mit dem Arm geradeaus. „Da unten! Beim Bach!“
    Von Hoffnung erfüllt, spornten Gillian und Armand ihre Pferde zu leichtem Trab an und lenkten sie so nahe wie möglich an den felsigen Abhang. Der senkte sich hinunter
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