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Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Hilfe, mein Chef ist ein Affe

Titel: Hilfe, mein Chef ist ein Affe
Autoren: Patrick van Veen
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Führungscrew der Bonobogruppe von Apenheul. Anders als bei den übrigen Menschenaffen sind bei den Bonobos die Weibchen dominant. Zwar sind die Männchen körperlich größer und kräftiger und könnten bei einem Kräftemessen jedes weibliche Gruppenmitglied besiegen. Die Weibchen schließen jedoch Bündnisse untereinander. Würden die Männchen ihre körperliche Kraft austesten, wären sie mit geballter Frauenpower konfrontiert. Jeglichen Dominanzanspruch müssten sie sich rasch wieder aus dem Kopf schlagen.
    Auch im Unternehmen bietet eine strikte Hierarchie mit einer Führungskraft an der Spitze die Vorteile von Klarheit, Ruhe und Stabilität. Ein Chef fordert uns zwar oft zur Auflehnung heraus. Trotzdem ziehen wir aus seiner Entschlusskraft und seiner klaren Linie auch einen eindeutigen Nutzen.
Frauenpower
    Warum gibt es so wenige weibliche Chefs? Hier kann uns ein Blick auf unsere tierischen Verwandten weiterhelfen: Bei den Bonobos haben nämlich die Frauen das Sagen. Obwohl die Bonoboweibchen den Männchen körperlich unterlegen sind, verhalten sich Letztere unterwürfig. Das Alphaweibchen der Gruppe bestimmt, was läuft: Sie kann einem männlichen Artgenossen das Futter wegnehmen, ihn von einem gemütlichen Ruheplatz verscheuchen oder ihn zwingen, sich mit ihr zu paaren. Böse Zungen behaupten sogar, das sei der Grund, weshalb diese Tiere lange Zeit nicht in Zoos zu sehen waren:
    Man habe verhindern wollen, dass sich Menschenfrauen zu viel von ihren tierischen »Vorstreiterinnen« abschauen.
    • Bei den Bonobos haben die Weibchen das Zepter in der Hand.
    Der wahre Grund dafür liegt natürlich anders: Die Bonobos wurden sehr spät als eigene Art klassifiziert, nämlich 1929. Erst vor relativ kurzer Zeit, in den Siebzigerjahren, begann man, ihr Sozialverhalten zu erforschen, und fand heraus, dass bei ihnen die Weibchen dominieren.
    Doch welche Strategien haben die Bonoboweibchen, um ein weiblich dominiertes System aufrechtzuerhalten? Ist es tatsächlich nur der berüchtigte weibliche Charme? Und noch wichtiger: Können unsere weiblichen Führungskräfte etwas von den Bonoboweibchen lernen?
    Rendezvous in der Kaffeeküche?
    Es ist ja schon fast spruchreif: Bonobos zeigen eine (aus menschlicher Sicht) extreme Sexbesessenheit. Bei buchstäblich jeder Gelegenheit haben sie Sex. Sie lösen damit Konflikte, bauen Stresssituationen ab und Momente der Zuneigung auf, feiern eine Wiederbegegnung nach vorübergehender Trennung oder bringen Entspannung in eine aufgeregte Gruppe.

    Make love not war. Bonobos unterscheiden sich von Schimpansen unter anderem durch ihr auffallend friedliebendes Wesen. Sie streiten wenig, körperliche Auseinandersetzungen sind kurz, und Begegnungen zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen in freier Wildbahn laufen meist friedlich ab. Bonobos sind ausgesprochen sensible Tiere, und ihr Ventil für Stresssituationen aller Art heißt Sex.
    Sex als Allheilmittel auch bei uns Menschen? Nun, im Arbeitsleben fürchten die Männer eher den weiblichen Charme, der ja auch tatsächlich eine wirksame Waffe sein kann. Es lässt sich nicht leugnen, dass attraktive Frauen in Spitzenpositionen nicht selten im Verdacht stehen, die Karriereleiter unter Einsatz ihrer Weiblichkeit erklommen zu haben.
    Beste Freundinnen
    Ist das nun der Grund, weshalb bei den Bonobos die Weibchen an der Macht sind? Nein, Sex ist nur ein Aspekt, der die Machokultur der Bonobos bedroht. Obwohl die Bonoboweibchen den Männchen körperlich unterlegen sind, verhalten sich Letztere ihnen gegenüber unterwürfig.
    • Gegen verbündete Bonoboweibchen kommt kein Männchen an.
    Was unterscheidet nun Bonoboweichen von den Weibchen der anderen Menschenaffenarten? Ganz einfach: Sie haben noch einen Trick, um ihre Macht zu stärken: Sie verbünden sich, bilden stabile Allianzen und unterstützen sich gegenseitig. Natürlich haben sie weiterhin Konflikte untereinander. Aber wenn es darum geht, die Männchen zu dominieren, bilden die Weibchen eine geschlossene Front. Das Resultat liegt auf der Hand: Ein Männchen kann es zwar mit einem Weibchen aufnehmen, bei zwei oder mehr zieht er aber den Kürzeren.
    Die Methode scheint leicht auf uns Menschen übertragbar: Eine Kollegin sucht sich eine oder mehrere andere, und gemeinsam bilden sie ein starkes Bündnis. Warum findet man bei uns trotzdem immer noch so wenige Frauen in Führungspositionen? Die Antwort liegt auf der Hand: In der Praxis wird das Modell noch nicht angewandt! Frauen imitieren im
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