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Hilfe ich bin berühmt

Hilfe ich bin berühmt

Titel: Hilfe ich bin berühmt
Autoren: Mary Scott
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mit sich selbst geschimpft, weil sie nicht an die möglichen Folgen gedacht hatte. »Du denkst nie«, hatte der Geist von Edward Hall verdrießlich bemerkt. Es war typisch für sie, daß sie ihr Problem von sich schob, sich dem Brief ihres Bruders zuwandte und nun dachte: Ich werde es tun. Jetzt weggehen. Eine Pionierin werden und niemals wieder einen Pinsel anfassen.
    Denken und Handeln waren eins, und innerhalb von zehn Minuten hatte sie ihr Haus auf den Immobilienmarkt gebracht und war bereit, ein Leben auszuprobieren, über das sie nichts wußte. Aber es war ein neues Leben. Nur darauf kam es im Augenblick an, und der Augenblick war für Tessa immer ausreichend.
    Der einzige Vorbehalt, den sie gemacht hatte, waren die Worte in ihrem Telegramm »auf jeden Fall für sechs Monate«. Außerdem würde sie so wenig wie möglich von ihren Plänen erzählen, falls nichts daraus würde, Don sie vielleicht nicht haben wollte.
    Die Antwort darauf kam noch am selben Abend als Ferngespräch.
    »Meinst du das wirklich ernst, altes Mädchen?«
    »Aber natürlich — und nenn mich nicht >altes Mädchen<. Das klingt so — so endgültig.«
    »Entschuldige — aber Tessa, was ist mit deiner Kunst und allem anderen?«
    »Zum Teufel mit meiner Kunst. Ich habe die Kunst satt.«
    »Aber jetzt, wo du ein Meisterwerk vollbracht hast und berühmt bist?«
    »Rede nicht mehr davon. Hör zu, Don... Erzähle es bitte niemandem, aber es ist alles meine Schuld. Ich habe es als Scherz gemeint, als einen Schlag gegen die ultramoderne Kunst. Ich habe nie im Traum daran gedacht, daß es jemand ernst nehmen könnte.«
    Über die meilenweite Entfernung hinweg konnte man einen Pfiff hören.
    »Lieber Himmel, das sieht dir ähnlich.«
    »Jetzt reite nicht darauf herum, es ist schrecklich. Den ganzen Tag klingelt das Telefon. Die Zeitungen möchten Interviews, und ein gräßlicher Reporter hat einen Schnappschuß von mir gemacht, als ich aus dem Haus kam und so grinste. Ich bin verzweifelt. Es ist herrlich, in den Busch fliehen zu können.«
    »Das wirst du tun, wenn du mit mir kommst. Du wirst um fünfzig Jahre zurückversetzt werden und das Hinterland erleben, wie es früher einmal war. Aber vielen Dank. Wir werden Spaß haben — wenn du es verkraften kannst.«
    Sollte das ein Witz sein? Er wußte, daß sie keiner Herausforderung widerstehen konnte.
    »Verkraften? Sei nicht idiotisch. Ich werde es genießen.«
    Und damit war die Frage gelöst.
    Tessa hängte ein und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen glücklich. Sie und Don waren immer gute Freunde gewesen. Ihre Mutter war gestorben, als der Junge fünfzehn und Tessa achtzehn war, und sie hatte ihren Traum aufgegeben, in Europa zu studieren, und war zu Hause geblieben, bis Don die Schule beendet hatte und ans Massey College gegangen war, um Landwirtschaft zu studieren. Ihr Vater hatte sich dann entschlossen, nach England zurückzugehen, und dort später wieder geheiratet. Als Don schließlich seinen Lebensunterhalt auf Schaffarmen verdiente, war seine Schwester den Konventionen und Edward Hall entflohen, hatte sich in ihrem kleinen Haus in der Stadt niedergelassen und sich mit ihrer Malerei sehr glücklich gefühlt.
    Glücklicherweise hatte ihre Mutter ihr ein kleines Vermögen hinterlassen, denn ihre Malerei hätte das Haus und ihr kleines Auto nicht getragen, Die Kritiker nannten ihre Kunst »einfallslos« und »vergänglich«, aber die Malerei hatte ihr Freude gemacht bis zu dem verhängnisvollen Tag, an dem sie in einem unüberlegten Augenblick der Auflehnung wild Farben auf eine Leinwand gekleckst und es zum Spaß auf eine Kunstausstellung geschickt hatte. Sie hatte den Ultramodernen eine lange Nase gemacht, und jetzt mußte sie dafür bezahlen.
    Innerhalb von vierundzwanzig Stunden war Thérèse Nelson (wie sie diesen ziemlich angeberischen Namen haßte!) berühmt geworden. Sie zeigte »reine Integrität«, ihre »Farbtöne waren großartig«, und am besten von allem war, daß sie »eine geistvolle Herausforderung« bewies — und das, überlegte Tessa, war wahr genug. Kurz, was war mit Thérèse geschehen? fragten die Kritiker.
    Zuviel. Und jetzt schien es notwendig, mit Don wegzugehen, eine Pionierin zu werden, die Malerei und die Kunst für immer zu vergessen. Es hätte ihr nichts ausgemacht, wenn sie auf ihre Kritiker wütend gewesen wäre, aber Tessa war unfähig, auf irgend jemanden ernsthaft wütend zu sein, und sie besaß die verhängnisvolle Eigenschaft, den Standpunkt anderer
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