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Hilfe! Gaby in Gefahr!

Hilfe! Gaby in Gefahr!

Titel: Hilfe! Gaby in Gefahr!
Autoren: Stefan Wolf
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der
Hut und erreichte die TKKG-Stadt erst um 20 Uhr. Sofort ein Taxi. Und hinaus
nach Wopsrieden, einem Kleine-Leute-Vorort mit bescheidenen Häusern. Diels Ziel
war der Zecken-Weg Nr. 11.
    Das Haus war alt und hätte
einen Anstrich nötig, ebenso die später angebaute Doppelgarage. Vor der stand
ein grauer Mercedes. Haus und Wagen gehörten Hubert Molnitzka. Er war Diels
Freund und Komplize.
    Bevor Diel klingeln konnte,
wurde die Tür geöffnet.
    „Du kommst aber spät“, sagte
Molnitzka.
    „Bin eben erst zurück“,
erwiderte Diel. „Habe den Zug verpaßt, und dann war die Verbindung ganz mies.“
    Molnitzka drehte sich um und
watschelte zurück. Er war feist, der Hals fast dicker als der Schädel. Eine
Brille mit dicken Gläsern und Seehund-Schnauzbart — das fiel zuerst auf an dem
Typ. Breite Hosenträger spannten sich über seine Wampe. Weil ihm die Hemdsärmel
zu lang waren, trug er Ärmelhalter.
    Im Haus herrschte Chaos. In den
Räumen sah’s aus, als sei jemand aus einer 20-Zimmer-Villa in dieses Häuschen
umgezogen und bringe nun seine Sachen nicht unter. Gemälde in allen Größen
standen herum, Plastiken, Statuetten, zusammengerollte Orientteppiche,
wertvolle Vasen, Pokale, Tisch- und Standuhren, Porzellan, Fayencen (bemalte
Tonware), Steingut, Dosen und Vitrinenstücke. Alle diese Kunstschätze und
Antiquitäten waren gestohlen, aber noch nicht weiterverkauft an den Hehler. Ja,
hier hatte sich was angesammelt in anderthalb Jahren. Solange arbeiteten die
beiden zusammen — nach einer Methode, die es vorher nicht gegeben hatte.
    „Hattest du Ärger?“ fragte
Molnitzka.
    „Nein. Wieso?“
    „Siehst irgendwie mitgenommen
aus.“
    „Das täuscht.“
    Diel ließ sich in einen der
Sessel fallen.
    Molnitzka saß am Tisch und
vertilgte das zweite Brathuhn. Gerippe und abgenagte Knochen des ersten lagen
auf einem Teller. Molnitzka schlug seine gelben Zähne in die knusperige
Hühnerbrust. Er hatte 30 Pfund Übergewicht, hohen Blutdruck und eine träge
Galle. Diät war angezeigt — mit Rohkost und Magermilch. Aber Molnitzka hörte
nicht auf seinen Arzt, sondern fraß Fleischportionen wie ein Steppenlöwe und
trank jeden Abend drei Liter Bier.

    Keuchend hielt er jetzt inne
mit fettriefendem Mund.
    „Bin gleich fertig, dann gehen
wir.“
    Diel nickte. Niemals hätte er
seinem Komplizen die Wahrheit gesagt; das, was wirklich geschehen war, behielt
er für sich. Von den Abgründen in Diels Charakter — von dieser Nachtseite
seines Wesens — davon wußte nur er. Molnitzka durfte nichts erfahren. Sie beide
waren spitze als Einbrecher-Duo. Sie sahnten ab. Und wie! Das war Risiko genug.
Aber nicht genug Nervenkitzel für Diel. Er haßte Frauen. Deshalb tat er ihnen
Gewalt an. Deshalb wurde er zum Unhold. Woher dieser Haß rührte? Diel wußte es
selbst nicht, und er versuchte es auch nicht zu ergründen. Ihm genügte, daß es
so war. Aber natürlich mußte er sein finsteres Geheimnis hüten. Auch vor
Molnitzka. Der war nur gierig auf Geld und Besitz. Nie würde der Komplize
begreifen, daß Diel ein zusätzliches Risiko einging.
    Molnitzka war
Versicherungsvertreter, der Kopf des Teams, der Späher vor Ort. Molnitzka hatte
die Methode entwickelt. Diel war der Einbrecher und darin ein Profi. Als der
Fensterbohrer hatte er sich bei der Polizei einen Namen gemacht.
    Krachend zerbiß Molnitzka einen
Hühnerknochen.
    „Irgendwie gefällst du mir
nicht.“
    Diel runzelte die Stirn.
    „Was ist los? Was glotzt du
mich an? Was meckerst du dauernd?“
    „Ich merke doch, wenn was nicht
stimmt. Dafür habe ich ein feines Gespür.“
    „Ein Gespür wie zwei Brathähnchen.“
    „Das betrifft meinen Bauch. Das
Gespür habe ich hier.“
    Molnitzka griff sich an die
Nase.
    „Ich verstehe nicht, was du
meinst“, Diel bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Ich bin völlig in Ordnung.
Nachher ziehen wir die Sache durch. Die Sache mit Bachmüller.“
    Molnitzka wischte seine
fettigen Hände ab.
    „Jetzt weiß ich, was mit dir
los ist. Du bist innerlich gelb vor Wut. Doch, doch! Ich kenne dich. Du
schäumst. Du stehst so unter Druck, als würde es dich gleich zerreißen.
Weshalb, Manfred? Was war los in Wehmstedt?“
    „Nichts. Ich habe nur eine alte
Freundin besucht.“
    „Und weshalb bist du so voller
Wut und Haß?“
    Verdammt! dachte Diel. Bin ich
aus Glas? Kann er reinsehen in mich? Es stimmt. Mordlust ist das, was ich
fühle. Ich könnte ihn umbringen, diesen Bengel. Lächerlich hat der mich
gemacht. Gedemütigt. Hat
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