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Hilfe! Gaby in Gefahr!

Hilfe! Gaby in Gefahr!

Titel: Hilfe! Gaby in Gefahr!
Autoren: Stefan Wolf
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deine Hilfe.“
    Das Gespräch weitete sich aus.
Neugierig war sie, die Dame. Sie war auch im Internat erzogen worden — in einer
berühmten Schule in der Schweiz. Aber das lag schon lange zurück, und einiges
hat sich seitdem geändert — besonders die Lehrpläne.
    Tim erzählte. Vor allem von
seinen Freunden. Von Karl und Klößchen hatte er keine Fotos bei sich — wohl
aber von Gaby.
    „So ein hübsches Mädchen“,
meinte die Dame und betrachtete das Farbfoto.
    „Vor allem hat Gaby einen ganz
tollen Charakter“, sagte Tim. „Und ist sehr intelligent.“
    Wieder hatte der Zug gehalten.
Wieder betrat ein Reisender das Abteil. Er war von anderer Sorte, sah gut aus —
und hatte Manieren. Jedenfalls grüßte er freundlich, trat niemandem auf die Füße
und schloß die Tür hinter sich.
    Lächelnd nahm er den
Mittelplatz ein, den vorher der Raucher hatte.
    „Heißt deine Freundin wirklich
Gaby?“ fragte die Dame jetzt Tim. „Oder ist das eine Abkürzung?“
    „Eine Abkürzung. Gabriele
Glockner. Gaby ist nicht ihr einziger Rufname. Manchmal nenne ich sie Pfote.
Gaby ist tierlieb. Von Hunden läßt sie sich die Pfote geben.“
    Die Dame lachte. „Und du?“
    „Ich bin auch Tierfreund.“
    „Ich meine: dein Name?“
    „Peter Carsten. Aber genannt
werde ich Tim. Ist schon mein zweiter Spitzname. Früher hieß ich Tarzan. Aber
das ist out inzwischen — eine lange Geschichte.“
    Tim hatte beide Namen genannt:
von sich und von Gaby. Warum auch nicht? Ist ja schließlich kein Geheimnis. Wie
hätte er auch die verhängnisvollen Folgen ahnen sollen? Die Stunden und Tage
der Angst, die sich schon bald daraus ergaben? Nein, er konnte nichts ahnen.
Und der Typ auf dem Mittelplatz hörte zu, interessiert, lächelte sanft und
beteiligte sich dann auch am Gespräch. Mehrmals noch wurde dabei die
Internatsschule erwähnt.
    Wieder hielt der Zug. Die alte
Dame stieg aus.
    „Meine Zeitungen überlasse ich
dir“, sagte sie.
    Tim trug ihren Koffer bis
hinaus auf den Bahnsteig und half ihr die Stufen hinab.
    „Du warst eine nette
Reisebekanntschaft“, sagte sie und wurde auch schon umringt von ihren Leuten,
die sie abholten: Tochter, Schwiegersohn und zwei Enkelkinder in Tims Alter.
    Tim hechtete zurück in den IC,
denn der Mann mit der roten Mütze hatte zur Abfahrt gepfiffen.
    Im Abteil nahm Tim die
Zeitungen an sich und schlug die Beine übereinander.
    Das Gespräch fortzusetzen —
danach war ihm nicht. Der Mann schräg vor ihm lächelte zuviel, er lächelte
ständig. Vielleicht konnte er nicht anders.
    Vor dem Abteilfenster huschte
die Landschaft vorbei. Der Spätsommer mit satten Farben. Alles wirkte
kräftiger, aber auch ein bißchen vergänglich. Auf Feldern wurde geerntet.
Fernstraßen und Autobahnen waren nicht mehr so überfüllt wie zur Urlaubszeit.
    Tim blätterte in den Zeitungen.
    Eine, die überregional
erschien, spiegelte die Welt auf hohem Niveau — ohne Klatsch und Tratsch und
Geschichten über sogenannte Stars und Prominente. Die zweite war eine
Boulevard-Zeitung, bestand überwiegend aus Fotos, und die schlichten Meldungen
über Sensationen und Skandale konnte selbst ein Dummkopf begreifen. Die dritte
Zeitung war das Lokalblatt von Wehmstedt, einer 50 000-Einwohner-Stadt.
    Tim blätterte jetzt in der
dritten.
    Sein Gegenüber gähnte und
lächelte etwas weniger.
    Tim starrte in die Zeitung. Er
konnte nicht glauben, was er sah. Zu ungeheuerlich war das.
    Er hob den Kopf. Sein Blick
ging hin und her zwischen dem Gesicht dort und der Zeitung.
    Tim hielt die Luft an, knickte
dann die Zeitung und hielt sie dem Mann hin.
    „Das sind Sie, nicht wahr?“
    „Wie bitte?“
    Auf der Seite war nur eine einzige
Abbildung, etwas größer als ein Paßfoto.
    „Ich sagte: Das sind Sie.“
    ‘„Meinst du die Zeichnung?“
    „Das ist ein Phantombild.
Veröffentlicht von der Polizei. Das Phantombild eines Täters. Gezeichnet nach
der Beschreibung des Opfers.“
    Tims Worte schienen den Mann
neugierig zu machen. Er nahm die Zeitung und betrachtete das Bild.
    „Du hast recht. Der sieht mir
ähnlich. Was...“ Er las die Bildunterschrift. „Um Himmels willen! Ein
Triebtäter. Ein Sittlichkeitsverbrecher.“
    „Ein besonders brutaler“,
nickte Tim. „Er wird dringend gesucht.“
    Der Mann lächelte und gab die
Zeitung zurück.
    „Ich muß dich enttäuschen. Der
bin ich nicht.“
    Tim lehnte sich zurück. Klar,
dachte er. Ein Geständnis erwarte ich auch nicht. Aber diese Ähnlichkeit.
    „Die Beschreibung
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