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Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie

Titel: Highland-Saga 04 - Dolch und Lilie
Autoren: Sonia Marmen
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vergessen suchen, zu dem uns die Umstände gezwungen haben… Aber das Rad des Lebens trägt uns davon.«
    Isabelle schaute zu Alexander auf. Tief bekümmert sah er ihr in die Augen. Dann senkte er die Lider.
    »Daher müssen wir lernen, unsere Fehler anzunehmen, Isabelle. Wenn ich das von Anfang an getan hätte, wäre mein Leben vielleicht …«
    Er unterbrach sich und neigte mit einer seltsamen Miene den Kopf zur Seite.
    »Aber andererseits … ganz bestimmt musste es so sein. Mein Weg sollte mich zu dir führen; ich musste das alles erleben, um schließlich bei dir anzukommen. Oh, Isabelle! Ich bin hierhergekommen, um von dir geliebt zu werden. Welchen Weg ich auch einschlage, er führt immer zu dir. Bei all meinen inneren Kämpfen, wenn ich nicht mehr recht wusste, wer ich war, ist die Erinnerung an dich immer mein Rettungsanker gewesen. Daran habe ich mich mit der Kraft der Verzweiflung geklammert, a ghràidh mo chridhe  … und wenn ich jetzt zurückdenke, vielleicht auch mit ein wenig Hoffnung darauf, wieder träumen zu können. Denn manchmal darf man ja wohl auch von etwas anderem träumen als vom Frieden auf der Welt, oder?«
    Mit ernster Miene stand Isabelle reglos vor ihm und ließ die Arme an den Seiten herabhängen. Dann lächelte sie schüchtern.
    »Du kannst dir also erlauben, ein wenig zu träumen?«
    Alexander tat, als denke er nach. Isabelles Gesicht, das in den letzten Sonnenstrahlen wie von einem ganz besonderen Glanz umflossen wirkte, erinnerte ihn an die Ikone, die er eines Tages im prachtvollen Haus eines reichen Viehzüchters in Ayrshire bewundert hatte. Er war zusammen mit seinen Spießgesellen in das Haus eingebrochen und hatte gehofft, für den kostbaren Kunstgegenstand ein hübsches Sümmchen einhandeln zu können. Aber das geheimnisvolle Lächeln der Madonna mit der goldenen Haut hatte ihn zögern lassen … Schließlich hatte er sich mit dem Tafelsilber und ein paar Schmuckstücken zufriedengegeben.
    Oft, wenn er schändliche Taten beging, hatte er sich diese Muttergottes vorgestellt und in der Erinnerung an ihr unergründliches Lächeln Vergebung gesucht. Hatte er das nicht eigentlich schon immer getan, im Lächeln der Frauen, die zu diesem Zeitpunkt sein Leben teilten, nach einem Zeichen dafür gesucht, dass sie ihn so annahmen, wie er war? Er hatte geglaubt, im Lächeln der Frau, deren Gesicht er umfasst hielt, endlich diese Bestätigung gefunden zu haben. Doch mit einem Mal ging ihm auf, dass er sie nur in sich selbst finden würde … indem er seine Grenzen und seine guten und schlechten Eigenschaften akzeptierte … seine menschliche Natur eben. Errare humanum est . Irren ist menschlich …
    Plötzlich schien alles so einfach zu sein. Genau wie sein Vater hatte er fast sein ganzes Leben gebraucht, um das zu verstehen und Frieden mit sich selbst zu schließen. Auch Cuchulain war nicht unfehlbar, hatte ihm der alte O’Shea erklärt. Was hatte er von den Lektionen des alten Priesters behalten? Das Glück liegt in einem selbst; man muss sein Herz nur bestellen. Was für ein jämmerlicher Gärtner seiner Seele er gewesen war! Wohl eher ein Totengräber seines Glücks! Aber wie hätte auch ein vierzehnjähriger Junge die Lehren des Aristoteles verstehen können? Er hatte mehr als zwanzig Jahre gebraucht, um wenigstens diesen Teil davon zu begreifen. Die ganze Menschheit versuchte immer noch, diese mystischen Schriften zu deuten, als läge darin die absolute Wahrheit verborgen. Seine eigene Wahrheit war, dass er stets sein Glück im Blick der anderen gesucht hatte. Doch dieser Blick spiegelte ihm nur das Bild, das er verzweifelt von sich selbst herzustellen versucht hatte, um anderen zu gefallen und von ihnen akzeptiert zu werden. Was für eine traurige Ironie!
    All das musste er seinen Sohn lehren.
    »Ja … ich glaube, ich kann mir jetzt erlauben, ein wenig zu träumen«, flüsterte Alexander und trat auf seine Frau zu.
    »Das würde mir gut gefallen. Und außerdem würdest du den Kindern ein gutes Beispiel geben.«
    Er nahm ihre Hände, führte sie an die Lippen und küsste sie lange. Dabei dachte er an Gabriel und Élisabeth und alle anderen Kinder, die noch kommen würden … wenn es Gott gefiel. Mit geschlossenen Augen überließ Isabelle sich seiner Zärtlichkeit. Alexander gab ihre Hände frei, um ihre Taille zu umschlingen und sie an sich zu ziehen.
    »Habe ich Euch schon einmal gesagt, wie schön Ihr seid, Madame?« , flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Ich fürchte, mehr als
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