Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
wühlte weiter wie mit glühenden Messern in ihrer Schulter, aber ihre Haut war vollkommen unversehrt – sie hatte nicht einmal einen Kratzer!
    Im selben Moment biss der Hund erneut zu. Diesmal hörte Jeany ihren Knöchel unter seinen gewaltigen Kiefern brechen. Das rechte Bein knickte unter ihr weg, sie schrie auf, ruderte einen Moment hilflos mit den Armen und stürzte mitten in die geifernde Meute.
    Der große Schwarze, der sie schon zweimal gebissen hatte, stürzte sich mit triumphierendem Geheul auf sie, die Fänge zum letzten, entscheidenden Biss gebleckt. Jeany rollte herum, riss schützend die Hände vor Gesicht und Kehle und stieß mit dem gesunden Fuß zu, um ihn auf Distanz zu halten. Doch der Hund wich dem Tritt mit einer geschmeidigen Bewegung aus und schnappte nach ihrem Hals.
    Jeany rollte blitzschnell zur Seite und trat in ihrer Angst abermals zu, ohne zu denken und mit dem verletzten Bein. Der Schmerz, den sie dabei empfand, ließ sie gequält aufschreien.
    Aber ihr rechter Knöchel hielt. Er war äußerlich ebenso wenig verletzt wie ihre Schulter. Nur die Schmerzen waren da.
    Es war unmöglich, dachte sie entsetzt. Was sie erlebte, war vollkommen unmöglich. Vielleicht phantasierte sie bereits. Vielleicht war sie schon tot und dies war der Beginn der Hölle, von der man ihr so oft erzählt und an die sie nie geglaubt hatte. Es war unmöglich. Un-mög-lich.
    Irgendwie kam sie wieder auf die Beine und stolperte tiefer in den Nebel hinein. Die Hunde folgten ihr auf dem Fuß, ohne sie jedoch weiter anzugreifen. Schon keimte in Jeany die Hoffnung, dass der Albtraum ein Ende nehmen, sie entkommen könnte. Da sah sie, wie sich vor ihr der Nebel zu einem schwarzen Knäuel ballte, ein dunkles, im ersten Moment verkrüppelt wirkendes Etwas bildete, das schwarze Fäden in alle Richtungen spann.
    Dann gerann die Dunkelheit zur Gestalt eines breitschultrigen Mannes, der sich sich aus der Nebelwolke löste und ihr den Weg vertrat. Jeany starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die seltsame Bekleidung des Mannes. Sie bestand nur aus Eisen, das seinen Körper von Kopf bis Fuß umhüllte, ein gepanzertes Ungeheuer, das nur einem Albtraum entsprungen sein konnte.
    Erst das Schwert in seiner Hand machte Jeany klar, dass der Fremde eine Ritterrüstung trug. Das Gesicht das Mannes war hinter einer eisernen Maske verborgen, die wie eine bizarre Wolfsfratze mit fingerlangen Reißzähnen aus dem Helm herausragte. Doch Jeany beachtete sie nicht, sondern starrte nur in die Augen des Mannes, die kalt und grausam auf sie herabblickten.
    Der Fremde hob mit einer beinahe lässigen Bewegung sein Schwert und richtete die Spitze auf Jeanys Brust. Sie sah, dass die Klinge scharf wie ein Rasiermesser war. Plötzlich war der bittere Geschmack von Blut in ihrem Mund.
    »Die Jagd ist zu Ende!« Seine Stimme drang dumpf und fremd unter der Eisenmaske hervor. Aber Jeany spürte, dass der Mann vor Freude und Triumph beinahe außer sich war.
    Der Mann wollte ihren Tod.
    Und mehr, erkannte Jeany schaudernd.
    Seltsamerweise dämpfte diese Erkenntnis ihre Angst. Tief in ihrem Inneren regte sich jedoch das Gefühl, dass der Ritter Unrecht hatte. Die Jagd war noch längst nicht zu Ende. Außerdem sagte ihr etwas, das zwar ein Teil ihrer Selbst war, ihr jedoch so unsagbar fremd erschien, dass sie schon bald Hilfe erhalten würde.
    Es war … seltsam. Aber plötzlich hatte sie gar keine Angst mehr. Sie war sich der Gefahr sterben zu können bewusster denn je, aber es war jetzt nur noch Wissen, keine Panik mehr. Es war, als erwache eine zweite, völlig andere Jeany in ihr.
    Sie gab ihr die Kraft, sich herumzuwerfen und loszurennen.
     
    Jemand rüttelte an meiner Schulter. Die Berührung war nicht einmal sehr fest, geschweige denn schmerzhaft, aber ich befand mich in jenem Zwischenstadium zwischen wirklichem Wachsein und Schlummer, in dem ich schon immer allergisch auf jegliche Art von Störungen reagiert habe – vor allem, wenn sie vor zwölf Uhr mittags erfolgten.
    Zornig – aber zu müde, dem Kerl all das anzutun, wozu ich im Augenblick Lust verspürte – schlug ich die Hand beiseite, verursachte damit aber nur ein amüsiertes Lachen.
    »Holla, Freund. Wir sind gleich da. Sie sollten jetzt langsam aufstehen, denn der Zug hat nicht lange Aufenthalt!«
    Ich öffnete die Augen und starrte den Sprecher an, nicht ganz schlüssig, ob ich nun wirklich wach war oder einen Geist vor mir hatte, der sich aus einem Albtraum hinübergeschlichen hatte, um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher