Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
weiß«, sagte Thruman seufzend. »Aber trotzdem … Befehl ist Befehl. Lassen Sie beidrehen, Mister Spears. Wir nehmen Kurs auf diese Erscheinung. Mal sehen, ob sie unserem Dieselmotor davonläuft.«
    Spears salutierte hastig, fuhr herum und lief, schräg gegen den Wind geneigt, zur Brücke zurück. Thruman hörte ihn Befehle brüllen. Wenige Augenblicke später begann sich die stumpfe Nase mit einer täuschend langsamen Bewegung nach Osten zu drehen, genau auf den gewaltigen, langgestreckten Umriss eine halbe Meile entfernt zu. Kurz darauf begann das Deck unter seinen Füßen sanft zu beben, als das Patrouillenboot Fahrt aufnahm.
    Ganz langsam kam der Schatten näher. Es war wie die Male zuvor – er entfernte sich von der Arrow und schien dabei ein Stück tiefer unter die Meeresoberfläche zu gleiten, aber Thrumans Rechnung schien aufzugehen. Der vollen Kraft der beiden supermodernen Dieselmotoren, die im Bauch der Arrow tuckerten, hatte die Erscheinung nichts entgegenzusetzen. Langsam, sehr sehr langsam, aber trotzdem unaufhaltsam, verringerte sich die Entfernung zwischen dem Patrouillenschiff und dem sonderbaren Ding.
    Aus dem zerfaserten, scheinbar formlosen Schatten, der das Schiff die ganze Nacht über begleitet hatte, wurde ein langgestreckter, gewaltiger Umriss. Thruman erschrak insgeheim, als er sah, dass Spears Schätzung eher zu vorsichtig gewesen war. Der Schatten war so breit, wie die Arrow vom Bug bis zum Achtersteven maß, und dabei gut fünf Mal so lang wie sein Schiff. Mindestens achtzig Meter, schätzte er, wenn nicht mehr. Es gab auf der ganzen Welt kein Tier, das so groß war.
    Keines, das der Wissenschaft bekannt gewesen wäre, verbesserte er sich in Gedanken. Die Meere waren groß und selbst heute noch zum Teil unerforscht, und in ihren lichtlosen Tiefen mochten Geschöpfe leben, die sich selbst die gewaltigste Phantasie nicht vorzustellen vermochte. Was, wenn das Ding da vorne nun keine schwimmende Tanginsel war, sondern ein Meeresungeheuer, das sie mit ihrer beharrlichen Verfolgung reizten? Er hatte Spears vorhin mit voller Absicht nicht die ganze Wahrheit gesagt. Zwei von den Schiffen, die in den letzten Wochen in diesem Teil Schottlands gesunken oder schlichtweg verschwunden waren, waren größer als die Arrow gewesen. Weitaus größer.
    Aber es gab etwas, was sie nicht gehabt hatten.
    Mit einer entschlossenen Bewegung drehte sich Thruman von der Reling weg, machte Spears oben auf der Brücke mit einer Handbewegung auf sich aufmerksam und deutete dann zuerst auf den Schatten, dann auf die wuchtige, mit wasserdichten Planen abgedeckten Haubitze am Bug des Schiffes. Spears schien einen unmerklichen Moment zu zögern, dann nickte er übertrieben pantomimisch, damit Thruman die Bewegung auch sah, und löste das Sprechrohr neben sich aus der Halterung.
    Nicht einmal zwei Minuten später erschienen drei Männer an Deck, eilten zum Bug und begannen, das Geschütz feuerbereit zu machen. Das hochspritzende Wasser durchnässte sie in wenigen Augenblicken bis auf die Haut, aber sie waren Männer, die wussten, was sie taten, und jeden Handgriff hunderte Mal geübt hatten.
    Die Entfernung zwischen den fliehenden Schatten – denn anders konnte man sein Verhalten beim besten Willen nicht mehr benennen – und der Arrow war auf weniger als zweihundert Yards zusammengeschmolzen, als die Haubitze feuerbereit war. Aber Thruman zögerte noch. Sie waren dem Ding sehr nahe gekommen und was er sah, verstörte ihn zutiefst. Es war ein Gigant, ein titanisches langgestrecktes Etwas wie ein ins Absurde vergrößerter Delfin, ohne sichtbare Flossen oder andere Fortbewegungsmittel, der sich trotzdem mit fast unglaublicher Schnelligkeit zu bewegen wusste. Wenn es ein Tier war, dachte er, dann musste es stark genug sein, ein Schiff wie die Arrow schlichtweg zu zermalmen.
    Wenn er ihm die Chance dazu ließ. Für einen Moment dachte er noch an das halbe Dutzend Schiffe, das mitsamt seiner Besatzungen spurlos verschwunden war, dann hob er den Arm, sah den Mann an der Haubitze auffordernd an – und senkte mit einem Ruck die Hand.
    Mit einem dumpfen Krachen entlud sich die Waffe. Das Geschoss raste in einer langgestreckten Parabel auf den Schatten zu, brach gischtend durch die Wasseroberfläche und traf ihn dicht hinter der Stelle, an der sein Schädel sitzen musste; wenn er so etwas wie einen Schädel besaß. Einen Sekundenbruchteil später blitzte es zwanzig Fuß unter dem Meer grell auf und dann nahm ein wahrer Vulkan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher