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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lungen zu füllen. Aber es ging noch immer nicht.
    Schwarze Nebel begannen vor ihren Augen zu wogen. Sie spürte, wie ihre Kräfte erlahmten. Ihr Körper schien plötzlich Tonnen zu wiegen. Langsam sank sie zurück. Das Wasser stieg an ihren Wangen empor, umspülte ihr Gesicht wie eine seidige, streichelnde Hand, berührte ihre Lippen und floss, zuerst nur tropfenweise, dann schneller und schneller, in ihren Mund.
    Das ist der Tod, dachte sie. Das Schicksal hatte sie nicht verschont, sondern sich nur einen letzten Scherz mit ihr erlaubt, ein winziger Funke von Hoffnung, dem eine umso größere Enttäuschung folgte.
    Jennifer gab endgültig auf. Die schwarzen Schleier vor ihren Augen verdichteten sich und die Kraft floss jetzt so rasch aus ihrem Körper, als wäre irgendwo eine unsichtbare Schleuse geöffnet worden. Ein furchtbarer Schmerz pochte unterhalb ihres Herzens.
    Irgendwo hatte sie einmal gelesen, dass es schneller ginge, wenn man sich nicht wehrte und den Kampf auf diese Weise abkürzte.
    Mit aller Macht überwand sie den instinktiven Impuls, den Atem anzuhalten, öffnete noch einmal den Mund und sog das Wasser tief in die Lungen.
    Und im gleichen Moment konnte sie atmen.
     
    Zwei Tage und endlose Stunden voller Kopfschmerzen verursachender Diskussionen später standen wir vor dem Büro der Scotia- Reederei in Aberdeen. Wir waren nicht sofort aufgebrochen, wie Bannermann halbwegs gehofft haben mochte, sondern ich hatte einen weiteren Tag darauf verwandt, den ehemaligen Kapitän der Lady of the Mist in Marys Obhut zu entlassen, damit sie aus dem Wrack, als das er in meinem Haus erschienen war, wieder einen Menschen machte. Ich meinerseits hatte die Zeit genutzt, mich gründlich auszuschlafen und gleichzeitig das, was man gemeinhin Beziehungen nennt (und was in Wahrheit in den meisten Fällen schlichtweg Geld heißt) spielen zu lassen, um mehr über den geheimnisvollen Schiffsuntergang und seine Begleitumstände zu erfahren. Meine Anstrengungen hatten sich gelohnt. Ich hatte einiges in Erfahrung gebracht, was selbst Bannermann überrascht hätte. Nur ergab alles noch keinen rechten Sinn.
    »Glauben Sie wirklich, es nutzt etwas?«, fragte Bannermann. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Frage – wenigstens dem Sinn nach – stellte, seit wir den Zug verlassen und eine Mietdroschke zum Hafen genommen hatten. Und ich spürte auch, was sich dahinter verbarg.
    Er wollte nicht hierher. Nicht zu dieser Reederei, und schon gar nicht in den Hafen. Hinter seinem gefassten Äußeren war er halb verrückt vor Angst.
    »Irgendwo müssen wir anfangen, oder?«, sagte ich achselzuckend. Ich lächelte aufmunternd, drehte mich herum und wollte die kurze Eisentreppe hinauf steigen, die zum Büro der Scotia hinaufführte, aber Bannermann hielt mich mit einem übermäßig kräftigen Griff am Ärmel zurück.
    »Ich … möchte nicht mit«, sagte er. »Es wäre mir lieb, wenn …«
    »Wenn Sie hier warten können?« Ich löste seine Hand von meiner Jacke und schüttelte entschieden den Kopf. »Kommt nicht in Frage, Bannermann. Sie wollten, dass ich Ihnen helfe, und ich tue es gern. Aber Sie müssen mich schon begleiten.«
    Ohne auf seine Reaktion zu warten, wandte ich mich endgültig um, lief das halbe Dutzend Stufen hinauf und öffnete die Tür, ohne anzuklopfen. Bannermann folgte mir zögernd.
    Das Büro der Scotia überraschte mich. Das Haus, zu dem Bannermann mich geführt hatte, war alles andere als vornehm gewesen und sein Zugang lag in einem heruntergekommenen Hinterhof, der nach faulendem Fisch und Pferdemist stank. Ich hatte einen winzigen, mit schmuddeligen Aktenschränken und verstaubten Regalen vollgestopften Raum erwartet, in dem mich ein kurzsichtiger Angestellter mit abgewetzten Ärmelschonern begrüßte, aber das genaue Gegenteil war der Fall. Hinter den blinden Scheiben der ärmlichen Tür lag ein großzügig angelegter, beinahe kostbar eingerichteter Salon, der durch ein Oberlicht mit bunt getönten Scheiben hell erleuchtet war. Eine Anzahl großvolumiger Blumenkübel schufen eine behagliche Atmosphäre, und auf einem marmornen Sockel gleich neben dem Eingang stand das Modell eines prächtigen Viermasters. Auf der anderen Seite des Raumes, gut fünfzehn Schritte entfernt, thronte der gewaltigste Schreibtisch, den ich jemals zu Gesicht bekommen hatte. Der Mann dahinter war wenig kleiner als Rowlf, aber hinter dem monströsen Möbel schien er zu den Dimensionen eines Zwerges zusammenzuschrumpfen.
    Beim
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