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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn
Autoren: T. A. Pratt
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Klima so viele Frösche - und noch dazu so giftige - zu finden, wo es viel zu trocken und zu kalt ist, als dass sie lange überleben könnten …« Die Schülerin schüttelte den Kopf. »Es ist ein Rätsel.« Sie hatte das Geld jetzt fertig gezählt, stapelte die Scheine auf einen großen Haufen und verstaute sie unter der Theke. »Mein Meister ist, neben anderen Dingen, ein Experte in Toxikologie. Wir sind von verschiedenen Seiten beauftragt worden, die Ursache von Lao Tsungs Tod herauszufinden und ob es das Werk eines anderen Zauberers war oder nur ein sehr seltsamer Zufall.«
    »Ich möchte seine Leiche sehen«, sagte Marla. Falls Lao Tsungs Leiche sich hier befand, wäre mit Haruspexie tatsächlich nichts auszurichten gewesen. Orte wie dieser, im gefalteten Raum, beeinträchtigten die Wirksamkeit von Weissagungen. Weshalb Marla sich wiederum fragte, was ihre Runen angezeigt hatten. Es musste ganz in der Nähe noch etwas oder noch jemanden mit großen magischen Kräften geben.
    Der Meister sagte kurz etwas auf Chinesisch, und die Schülerin nickte. »Ich werde Ihnen die Leiche zeigen«, sagte sie.
    Marla biss sich auf die Unterlippe. Der Meister schien verängstigt, aber er konnte immer noch gefährlich werden. Es konnte nicht schaden, ihn von seiner Schülerin zu trennen. »Rondeau, kümmer’ dich um den alten Mann. Lass ihn nicht aus den Augen, verstehst du!«

    Rondeau nickte seufzend. »Hören Sie, Sir, ich will Ihnen nicht wehtun, aber ich hab’ da dieses Messer und, wenn es darauf ankommen sollte, auch noch andere Sachen. Am liebsten würde ich mich einfach nur mit Ihnen unterhalten, solange die beiden im Hinterzimmer sind, okay? Ich bin zum ersten Mal hier, und ich würde gerne was über gute Restaurants und Sehenswürdigkeiten erfahren, so Zeug. Und falls Sie beschlossen haben sollten, kein Englisch mehr zu sprechen, können wir einfach abwechselnd Tierlaute von uns geben.«
    Der alte Mann starrte nur ausdruckslos vor sich hin.
    Marla ließ die Schülerin in den hinteren Raum vorangehen, in dem auf dem Tisch der tote Mann lag, der einmal ihr Freund Lao Tsung gewesen war. Er sah nicht älter aus als vierzig, sein schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, der Körper schlank und sehnig. Getötet von einem Schwarm Frösche. Schwarm? Oder Herde? »Wie heißt so ein Haufen Frösche eigentlich?«, fragte Marla. »Man sagt Krähenschwarm und Walschule, aber bei Fröschen?«
    »Eine Kolonie«, sagte die Schülerin. »Manchmal auch Traube oder Armee. Ich glaube, in diesem Fall Armee. Sie können die Leiche untersuchen - Sie können alles tun, was Sie wollen, wie Sie bereits sehr eindrucksvoll demonstriert haben -, aber ich würde Ihnen raten, sie nicht mit den bloßen Händen anzufassen. Wir kennen weder die genaue Zusammensetzung noch die Wirkung des Gifts.«
    Marla nickte und ging näher an die Leiche heran. Was für eine Art zu sterben. Zumindest war sie ungewöhnlich.
    Da öffnete sich Lao Tsungs Mund.
    Ein winziger, goldener Frosch, kaum größer als ein Daumennagel, hüpfte aus Lao Tsungs Mund und setzte sich auf
seine Brust. Der kleine Frosch war wunderschön, er hatte schwarze Augen, und seine Haut glänzte. Das tote Fleisch wurde rot, bis die Stelle, auf der der Frosch saß, genauso dick angeschwollen war wie die anderen Pusteln auf Lao Tsungs Körper.
    Dann sprang der Frosch.

    Nachdem sie eine ganze Weile stumm dagestanden hatten und aus dem hinteren Raum auch nichts zu hören gewesen war, brach Rondeau schließlich das Schweigen: »Lohnt sich die Alcatraz-Tour? Marla meint, dass es da wahrscheinlich nur so von Geistern wimmelt und die Sache psychisch ziemlich anstrengend werden könnte, aber ich glaube, dass es einigermaßen interessant sein dürfte. Waren Sie dort? Oder sind Sie wie die New Yorker, die noch nie auf der Freiheitsstatue waren, weil sie so was Touristisches grundsätzlich nicht tun?«
    Der Meister drehte sich ein wenig zur Seite und schielte auf die Tür zum Hinterzimmer. Rondeau wedelte nur gelangweilt mit dem Messer. »He! Augen nach vorne.«
    »Helfen Sie mir«, flüsterte der Meister. »Bitte.«
    Rondeau kniff die Augen zusammen. »Sie brauchen gar nicht erst zu versuchen, mich zu verarschen. Sie verschwenden nur Ihre Zeit. Marla ist der Boss, ich schleppe nur Dinge herum, mache Besorgungen und leiste Marla Gesellschaft.«
    »Ich bin nicht der Meister«, sagte der Meister zitternd. »Ich bin die Schülerin. Mein Meister sagte mir, ich würde seine Nachfolgerin werden und
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