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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn
Autoren: T. A. Pratt
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verantwortlich für die Taten dessen, der sie führt , dachte Marla, so wie sie es auf dem Hoteldach zu B.
gesagt hatte. Es ist nicht das Schwert, das tötet: Derjenige, der es führt, tut es.
    Und jetzt war Ch’ang Hao das einzige ihr noch verbliebene Schwert, wenn auch eines, das sich beizeiten gegen sie selbst richten würde. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, Susan davon abzuhalten, sie aus der Realität zu löschen - und wie sollte sie das schaffen, nachdem Mutex den Grenzstein verschlungen hatte wie ein Minzplätzchen? -, würde sie sich früher oder später mit Ch’ang Hao auseinandersetzen müssen. Wenn sie ihn jetzt als ihre letzte Waffe einsetzte, würde er sie wohl noch viel weniger lieben als zuvor, und er würde noch viel stärker werden, als er es ohnehin schon war …
    »Egal«, sagte Marla. »Wir müssen alle früher oder später einmal sterben, die Frage ist nur, ob wir deshalb alle gleich auf einmal sterben sollen … also scheiß drauf!« Sie zog ihren Amtsdolch und schob die Klinge zwischen Ch’ang Haos Schulterblatt und den mit Nägeln gespickten Lederharnisch, mit dem der Himmlische ihn gebannt hatte. Mit einer schnellen Handbewegung schnitt Marla den Riemen durch und wiederholte dasselbe auf der anderen Seite.
    Ch’ang Hao blickte auf sie hinab. »Ich hoffe, Ihr erwartet keinen Dank von mir.«
    »Ich denke, wir wissen beide, warum ich das gerade getan habe«, sagte Marla.
    »Ich könnte Euch umgehend töten«, sagte Ch’ang Hao. »Ihr könntet gegen mich nicht bestehen.«
    »Aber du hast mir dein Wort gegeben, dass du mich heute nicht töten würdest. Und das wirst du auch nicht. Weil du ein ehrbarer Schlangengott bist. Und auch wenn ich in deinen Augen nicht ehrbar bin, wirst du dich trotzdem an dein
Wort halten. Und obwohl ich dich nicht zwingen kann, gegen dieses Riesenmonster anzutreten, möchte ich doch darauf hinweisen, dass mich Tlaltecuhtli tötet, falls du sie nicht umbringst, und dann wirst du keine Gelegenheit mehr dazu haben.«
    »Eure Worte zeugen wie immer von ebenso viel Klarsicht wie Scharfsinn.« Ch’ang Hao riss sich den Harnisch herunter, die Kupfernägel flogen in alle Richtungen, und gelbliches Blut quoll kurzzeitig aus Dutzenden kleiner Wunden hervor, die sich jedoch sofort wieder schlossen. Und dann, endlich frei, tat Ch’ang Hao etwas, das er seit Jahrhunderten nicht mehr getan hatte: Er begann zu wachsen.
    »Mein Gott«, sagte Cole, als Marla wieder neben ihm stand. »Er … er … das ist ja ein Riese.«
    »Genau das ist sein Spezialtrick«, sagte Rondeau. »Er wächst. Er hat gesagt, er wird immer genau so groß, dass er jeden besiegen kann, gegen den er kämpft.«
    »Ich schlage vor, wir ziehen uns zurück«, sagte Marla. »Denn um Mutex - neuerdings den Kröterich - zu schlagen, wird Ch’ang Hao ziemlich groß werden müssen. Also weg hier.« Sie rannte in Richtung Tor, und die anderen folgten ihr.
    Marla hatte Mutex soeben den Todesstoß versetzt. Es war vorbei, und nun folgte der Schlussakt. Sie hatte abgedrückt, Ch’ang Hao war nur die Kugel. Normalerweise hätte dieser Moment, in dem der Sieg sich direkt vor ihren Augen entfaltete, Marla in freudige Ekstase versetzt, doch wurde ihre Freude durch die Tatsache getrübt, dass Susan sie in ein bis maximal zwei Tagen aus dieser Welt herausretuschieren würde.
    Aber wie hatte sie doch gleich zu Ch’ang Hao gesagt?
Scheiß drauf. Auch wenn sie in ein paar Stunden ohnehin nicht mehr da sein würde, fühlte es sich gut an, jetzt wegzulaufen.

    Marla, B., Cole und Rondeau saßen unter einem Baum und beobachteten im Licht der Nachmittagssonne, wie Ch’ang Hao mit Mutex kämpfte. Rondeau hatte sich irgendwo her einen Apfel besorgt und zerteilte ihn gerade mit seinem Butterflymesser. »Das ist mit Abstand der beste Godzilla-Film aller Zeiten«, sagte er. »Hey, B., Sie kennen doch sicher immer noch ein paar Leute in Hollywood. Sie müssen unbedingt dafür sorgen, dass das hier verfilmt wird.«
    Ch’ang Hao, der jetzt etwas größer als die Bäume um ihn herum war, schlug auf Mutex ein, der seine Metamorphose immer noch nicht ganz abgeschlossen hatte. Seine Kolibri-Leibgarde attackierte Ch’ang Hao, aber der Schlangengott warf einfach seine magischen Schlangen auf sie, dann riss er einen von Mutex’ Armen aus und schleuderte ihn auf die Erde, wo er sich sofort in einen Haufen Schlamm verwandelte.
    »Ich frage mich, wie die Behörden das hier später erklären wollen«, sagte B. »Es sieht zwar so aus, als
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