Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
bewegte sich nach Osten, damit der Feind seine Truppen aufteilen musste. Seine Strategie war einfach: Er wollte die Anzahl der Ziele erhöhen, um die ihre Angreifer sich kümmern mussten, wer immer sie auch sein mochten. Wenn sich alle in einer großen Gruppe bewegten, wäre es für den Feind umso leichter, sie zu treffen.
    Wo ist Nicole?, fragte er sich jetzt. Wo ist mein anderes Mädchen?
    Links von ihm explodierte ein Baum mit einem Funkenschauer, und er riss den Kopf herum und schützte die Augen mit der Hand. In einiger Entfernung hinter ihm schrie eine Frau, hoch und schrill. Ihre Stimme erstarb ganz plötzlich mit einem röchelnden Krächzen.
    Oh Gott, lass das keines meiner Mädchen gewesen sein.
    Er zwang sich weiterzulaufen und trat auf einen Zweig, der krachte wie ein Schuss. Wilde Tiere, vom Feuer aufgescheucht, kreischten vor Panik.
    Richard stolperte über eine qualmende Baumwurzel, und als er sich abfing, fegte Feuer über den Boden. Ein glühend heißer Stein traf ihn an der Wange. Er zuckte zusammen, lief aber verbissen weiter. Eine zweite Explosion schleuderte einen Baum wie eine Rakete senkrecht in die Luft. Aus dem klaffenden Loch, das er hinterließ, sprang ein geschuppter Dämon mit langen ebenholzschwarzen Klauen hervor.
    Richard verlagerte Barbara zur Seite und versetzte der Bestie einen so heftigen Tritt gegen den Kiefer, dass deren Kopf zurückflog. Der nächste Tritt brach ihr das Genick. Mit einem Kreischen sackte das Ding zu einem Haufen Knochen und Hörner zusammen. Richard setzte darüber hinweg und lief weiter.
    Ein weiterer Dämon sprang ihm in den Weg und heulte wie eine Banshee. Mit der freien Hand zog Richard ein Messer mit einer Zehn-Zentimeter-Klinge aus dem Gürtel. Er stürzte vor und führte das Messer in einem gnadenlosen Bogen, der auf die Kehle der Kreatur zielte. Sie taumelte zur Seite. Richard wusste nicht, ob er sie tatsächlich verletzt oder nur erschreckt hatte. Aber er blieb nicht stehen, um nachzusehen, sondern rannte weiter.
    Lautes Fauchen, durchsetzt von scharfen Knallgeräuschen, trieb ihm heiße Luft in den Rücken. Saft und Harz in den brennenden Bäumen explodierten wie Schießpulver, und Richard duckte sich, als ein Ast über seinen Kopf hinwegflog. Er traf einen weiteren Dämon, der gerade auf Richard zusprang, mitten ins Gesicht.
    Richard schlug einen Haken und lief in eine andere Richtung weiter.
    Er wusste nicht, wo die anderen waren, ob sie überhaupt noch lebten. Später würde er genug Zeit haben, sich Sorgen zu machen. Hinter sich hörte er ein weiteres unirdisches Kreischen, und irgendetwas fuhr dicht an seinem Rücken vorbei. Etwas, das sich anfühlte wie eine Klaue, ritzte ihm die Haut auf. Er tat das Einzige, was er tun konnte: Er rannte weiter.
    Seattle: Michael Deveraux
    Holly Cathers war verrückt.
    Michaels Überraschung ebbte ab, und eine Woge boshafter Freude stieg stattdessen in ihm auf.
    Die stärkste Hexe auf Erden hatte den Verstand verloren. Und sie flehte ihren Todfeind um Hilfe an.
    Das war zu köstlich. Aber tatsächlich wahr.
    Sein Ahnherr Duc Laurent aus dem Hause Deveraux stand neben ihm auf den zu Asche verbrannten Überresten der Hütte, in der die Hexen sich verschanzt hatten. Er musterte Holly von oben bis unten, kicherte dann und schüttelte den Kopf. Er wechselte einen Blick mit Michael und genoss offensichtlich diesen Augenblick gemeinsam mit dem lebenden nominellen Oberhaupt seiner Dynastie. Sechshundert Jahre lang hatte Laurent auf einen Moment wie diesen gewartet.
    Der Herzog sah gut aus für einen Mann, der seit sechshundert Jahren tot war. Es war ihm gelungen, sich einen neuen Körper aus Fleisch und Blut zu erschaffen, so dass er nicht länger als modernder Leichnam erscheinen musste.
    »Sie ist besessen«, verkündete er mit seinem altfranzösischen Akzent. »Wie hast du das geschafft, mein Junge?«
    Erstaunt schüttelte Michael den Kopf. »Das war ich nicht. Der Gott ist uns gewogen, Laurent.«
    Holly brach in jämmerliches, hundeähnliches Geheul aus und fuhr sich mit den Fingernägeln ins Gesicht. Sie schlug sich auf die blutenden Wangen und riss an ihren Haaren. Dann sackte sie nach vorn und begrub das Gesicht in der qualmenden Erde und der Asche ihres Covens. Abrupt fuhr sie wieder hoch und wedelte schluchzend mit den Händen.
    »Halte dich von ihr fern«, warnte Laurent seinen Nachfahren. »Es wirkt ansteckend. Sie könnte dich infizieren.«
    Michael kniete sich vorsichtig neben Holly hin und achtete darauf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher