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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Während die Angst aus ihr wich, war ihr das plötzliche Nachlassen der Anspannung einen Moment lang ebenso unheimlich wie das Grauen zuvor. Gelassenheit breitete sich in ihr aus, aber so fühlte sie sich weiteren Angriffen hilflos ausgeliefert.
    »Bleib ruhig« , ertönte eine Stimme, die Stimme einer Frau. »Bleib ruhig. Ich werde dich nicht im Stich lassen.«
    »Göttin«, flüsterte sie. »Göttin.«
    »Ich werde dich nicht verlassen.«
    Amanda schloss erschöpft die Augen.
    Verlassen wirst du mich vielleicht nicht, dachte sie, aber wirst du mir auch tatsächlich helfen? Kannst du mich retten?
    Als sie sich der Dunkelheit überließ, galt ihr letzter Gedanke Tommy.
    Wenn du mich nicht retten kannst, dann wenigstens ihn? Göttin, er ist mir so wertvoll wie mein Leben. Kannst du ihn retten? Ich werde alles tun ...
    Alles...
    »Psst«, ermahnte die Göttin sie.
    Und Amanda gehorchte.
    London, Oberster Zirkel: Sir William
    Sir William Moore, Nachkomme von Sir Richard Moore, dem berüchtigten australischen Gouverneur, der dem Arsenal seines Hauses die Nachtmahr-Traumzeit hinzugefügt hatte, saß auf dem Totenkopf-Thron und kicherte dumpf. Als Anführer des Obersten Zirkels, Herr und Diener des Bösen, jubelte er über den Tod und die Verzweiflung, die durch seine Adern strömten, während auf der anderen Seite der Welt in Seattle Hexen starben. Michael Deveraux hatte seine Sache gut gemacht.
    Aber nicht gut genug. Obwohl viele Kräfte des Lichts ausgelöscht worden waren, lebten immer noch drei, die Sir William tot sehen wollte: Holly Cathers und die Zwillinge Amanda und Nicole Anderson.
    Ich kann das ändern.
    Und das werde ich auch.
    Voll Zuversicht und grimmiger Entschlossenheit erhob er sich, und seine nachtschwarze Robe wirbelte um seine Beine. Es überraschte ihn nicht, dass Michael es nicht geschafft hatte, die drei Cahors-Hexen zu töten. Es war offensichtlich, dass der Hexer nicht mit ganzem Herzen dabei war. Er glaubt immer noch, dass eine Allianz der beiden Häuser Deveraux und Cahors seiner Familie genug Macht verleihen würde, um mich zu stürzen. Sir William kicherte erneut. Michael Deveraux würde ihm nicht mehr lange nützlich sein.
    Seine Uhr ist ohnehin bereits abgelaufen - er lebt von geliehener Zeit, könnte man sagen. Ihm ist wohl nicht bewusst, dass die Fäden seines Schicksals schon immer durch meine Hände liefen ... und dass mein Athame das Leben eines Mannes unglaublich schnell in Fetzen schneiden kann.
    Sir William betrat eine kleine Kammer, leer bis auf eine steinerne Badewanne und einen Stuhl, auf dem ein schlichtes weißes Gewand ordentlich zusammengelegt war. Er entkleidete sich und stieg in das warme Wasser. Zauber, die eine rituelle Reinigung erforderten, durfte man nicht leichtfertig angehen, nicht einmal als Herrscher des Obersten Zirkels. Das Wasser für sein Bad war von einer Unschuldigen hereingebracht worden, einer jungen Dienerin, die nichts von den dunklen Absichten ihres Herrn ahnte. Das reinweiße Gewand hatte ein Botenjunge geliefert, mit der Anweisung, es hier abzulegen und keine andere Hand den Stoff berühren zu lassen.
    Sobald sie den Raum verlassen hatten, hatte Sir Williams Günstling, ein gewisser Alastair, ihnen die Kehle aufgeschlitzt, und ihre Leichen waren in ein Verlies gebracht worden. Beim Obersten Zirkel wurde nichts verschwendet - sein Buch der Schatten enthielt Zauber, für die man alle möglichen interessanten Teile menschlicher Körper benötigte ... und der Totenkopf-Thron konnte immer den einen oder anderen zusätzlichen Schädel gebrauchen.
    Die steinerne Kammer und alles darin war sauber und rein und der übrigen Welt unbekannt. Jetzt musste auch Sir William sich darin läutern.
    Er verbannte alle Gefühle, alle Absichten und bewussten Gedanken aus seinem Geist, schöpfte eine Handvoll Wasser und wandte sich nach Osten. Er goss es sich über den Kopf, eine Verhöhnung der christlichen Taufe, und erlaubte seinen Muskeln, sich zu entspannen. In der spirituellen Version eines freien Falls ergab er sich demütig dem Dunklen Gott, der ihn liebte und für ihn sorgte.
    Während er sich in diesem Schwebezustand befand, konnten die dunklen Mächte ihn durchdringen und ihm einen weiteren Bruchteil seiner Seele nehmen. Er spürte ihre Präsenz, spürte, wie sie einen Teil seiner Essenz ergriffen. Ganz kurz fühlte er einen stechenden Schmerz wie von einer Nadel, dann war es vorbei.
    Von seiner Seele war nur noch wenig übrig, doch bisher hatte er sie kaum
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