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Hexentraum

Hexentraum

Titel: Hexentraum
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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sie nicht zu berühren oder in Reichweite ihrer wild flatternden Hände zu geraten.
    »Mach, dass es aufhört«, wimmerte sie und starrte ihn mit wilden Augen an. Es war offensichtlich, dass sie keine Ahnung hatte, wer er war. Haarsträhnen klebten im verschmierten Blut auf ihrem Gesicht. Aus ihren Mundwinkeln tropfte Speichel. »Mach, dass es aufhört, bitte.« Sie warf den Kopf zurück und kreischte: »Ich halte das nicht aus!«
    »Wir können das«, versicherte Michael ihr. »Wir können machen, dass es aufhört.«
    Sie schluchzte und begann vor sich hinzubrabbeln. Wie eine Kobra schwankte sie hin und her, rang die Hände und flüsterte: »Es soll aufhören, es soll aufhören, es soll aufhören...«
    Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie starrte vor Dreck, und sie stank.
    »Ich soll sie eigentlich umbringen«, bemerkte Michael amüsiert. »Sir William wäre endlich zufrieden mit mir, wenn ich sie getötet habe.« Er beobachtete sie mit zur Seite geneigtem Kopf. »Wenn ich sie heile... würde ich damit nicht den Feind unterstützen?« Er lächelte. »Holly Cathers fleht mich um Hilfe an. Bettelt darum, dass ich irgendetwas tue.«
    »Oui. Ein einmaliger Augenblick«, stimmte Laurent zu. »Aber wenn du sie tötest, mon fils, bist du bestenfalls Sir Williams treuer Gefolgsmann. Du würdest dir diese verlockende Gelegenheit entgehen lassen, unser Haus wieder an seinen rechtmäßigen Platz zu erheben.«
    Laurent sagte Michael nichts Neues. Und Michael wusste bereits, was er tun würde. Trotzdem war es herrlich, diesen besonderen Augenblick zu erleben und ihn über Zeit und Raum hinweg zu teilen.
    »Mach, dass es aufhört«, fauchte sie, »mach, mach, mach.«
    Michael nickte ihr zu. »Das werde ich«, sagte er langsam und bedächtig in der Hoffnung, dass seine Worte irgendwie in ihr zerkochtes Gehirn finden würden. »Aber du musst alles tun, was ich dir sage. Du musst mir gehorchen, ohne Fragen zu stellen. Hast du das verstanden?«
    Sie nickte heftig. »Ja, ich tue alles, was du sagst, alles. Nur mach, dass es aufhört!«
    »Vielleicht ist in der Nachtmahr-Traumzeit irgendetwas in ihren Geist hineingekrochen. Oder sogar mehrere Wesen, so wie sie aussieht«, sagte er zu Laurent. »Wäre das möglich?«
    »Vraiment . Das nehme ich doch an.«
    Michael fragte sich beiläufig, ob sein Sohn Jeraud noch lebte. Jer und Holly waren zusammen in der Nachtmahr-Traumzeit gewesen und hatten versucht, eine von Hollys Freundinnen zu retten, als es Michael endlich gelungen war, das Schwarze Feuer erneut zu beschwören. Das war ein Augenblick des Triumphs gewesen... ganz ähnlich wie dieser hier.
    Michael stupste Holly mit der Spitze seines teuren italienischen Stiefels an. Sie bemerkte es nicht einmal, sondern stöhnte nur vor sich hin und wiegte sich immer schneller vor und zurück. So etwas hatte er wirklich noch nie gesehen.
    Langsam stand er auf und ließ den Blick über die Hölle schweifen, die sie umgab. Überall loderte Feuer, das auch den Wald erreicht hatte. Eigentlich schade um die Bäume - sie waren recht hübsch gewesen. Weitere Opfer des Krieges der Deveraux und Cahors. Er senkte in gespielter Ehrerbietung kurz den Kopf und bat den Gott mit einem gemurmelten Gebet darum, dass der Wald sich rasch erholen möge.
    Dabei grinste er hämisch in sich hinein. Was hat Baumbart gleich wieder in Der Herr der Ringe gesagt? Ach ja: Ein Zauberer müsste mehr Verstand haben. Im Gegensatz zu Saruman wollte Michael nicht den Zorn der Götter und Wächter des Waldes auf sich ziehen.
    Doch aus der Asche würden neue Bäume sprießen. Das war die Schönheit der Natur: Der Kreislauf setzte sich ewig fort. Er blickte auf Holly hinab, und ein Lächeln kräuselte seine Lippen. Für Holly und ihre Freunde würde es keine Erneuerung geben, keine Wiedergeburt - nur den Tod.
    Soll mir recht sein.
    Seattle: Amanda
    Endlich brach der neue Tag an. Der Sonnenaufgang troff vor leuchtenden Farben - schillernde Orange- und Rottöne brachen sich im Rauch wie in Edelsteinen.
    Amanda war überrascht. Sie hatte geglaubt, dieser Moment würde nie kommen, oder sie würde ihn nicht mehr erleben. Doch die Sonne war da und tauchte die verkohlten Knochen des ehemals prächtigen Waldes in wässriges Licht. In ihrem Schein konnte Amanda jetzt auch ein kleines Motel hinter dem Waldrand erkennen. Erschöpft, verletzt und gebrochen humpelte sie darauf zu.
    Tommy schleppte sich mit schmerzhaften, schlurfenden Schritten neben ihr her. Er war die ganze Nacht lang bei ihr
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